Transdisziplinäre Forschung erzeugt, wie jede Forschung, Teamprozesse. Anders als in herkömmlicher Forschung aber ist die Reflexion dieser Prozesse selbst Forschungsgegenstand. Denn um transdisziplinären Wissensgewinn zu erzielen, gilt es, die Formen des Austauschs zwischen den Teammitgliedern bzw. den verschiedenen beteiligten Disziplinen zu entwickeln und sie zugleich begleitend zu evaluieren. Teamprozesse sind hier nicht nur persönlicher Art, sondern können fachlich relevant sein.

In der Erziehungswissenschaft finden sich mehrere konkret ausformulierte Methodologien zum Thema Prozessreflexion oder Begleitforschung. Die teambasierte Intervision wird oft begleitend zu Aktionsforschung angewandt, kann aber auch Teams mit anderer methodischer Ausrichtung, wie Grounded Theory etc. helfen. Altrichter; Posch (2010) setzen das Team als Begegnungs- und Intervisionsort ein, aus dem ein Erkenntnistransfer zurück in die Einzelprojekte stattfindet. Die Instanz eines „Round Table“ zur wechselseitigen Beratung von ExpertInnen schafft eine Balance zwischen autonomer und kollektiver Wissensproduktion, in der flache Hierarchien vorherrschen. Neben den durch die Gruppe formulierten gemeinsamen Ergebnissen entsteht damit auch ein Erkenntnisgewinn für die individuelle (trans-)disziplinäre Praxis der Forschenden. Die Oldenburger Teamforschung (Fichten et al. 2002) methodisiert zudem die Rolle der Leitung: Es gelte, die Erfahrungsräume der Forschenden zu nutzen und „Subjektivität zur Geltung zu bringen“, um in einem zweiten Schritt die Perspektivierung von (disziplinärem, individuellem) Wissen aus einer sozialkonstruktivistischen Konzeption heraus im Team zu erwirken (Fichten; Dreier 2003).

Ob die Prozessreflexion überhaupt einer Leitung/Moderation bedarf oder besser vom Team selbst durchgeführt werden sollte, ist umstritten. Entscheidungen über die Prozessreflexion hängen auch von der Zielsetzung der Forschung und der Teamzusammensetzung ab.

Persönliche Sympathien, das fachliche Interesse am Thema und an dessen Bearbeitung im Team sind Voraussetzungen, die über die Projektanlage zwar angelegt und gefördert, jedoch nicht vollends determiniert werden können. Die gemeinsame aktive Entwicklung und Reflexion von Forschungsprozessen bieten eine gute Grundlage, um diese informellen Faktoren günstig zu beeinflussen.

 

Literatur

Altrichter, Herbert und Posch, Peter: “Reflective development and developmental research”. In: Educational Action Research, 18 (1), 2010, S. 57-71.

Fichten, Wolfgang und Dreier, Birgit: „Triangulation der Subjektivität – Ein Werkstattbericht“. In: Forum Qualitative Sozialforschung, 4 (2), 2003.

Fichten, Wolfgang, Gebken, Ulf, Meyer, Hilbert und Obolenski, Alexandra: “Oldenburger Teamforschung und lebenslanges Lernen“. In: Einblicke, 16 (36), 2002, Oldenburg, Carl von Ossietzky-Universität.

Mörsch, Carmen: “Regierungstechnik und Wiederstandspraxis: Vielstimmigkeit und Teamorientierung im Forschungsprozess“. In: Pinkert, Ute (Hg.): Körper im Spiel: Wege zur Erforschung theaterpädagogischer Praxen. Berlin 2008, S. 173-186.

Schön, Donald A.: The Reflective Practicioner. London 1983.

(bs)


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