Verwaltungskunst

Derzeit vollzieht sich an öffentlichen Hochschulen und Universitäten eine stille Wende. Wirtschaftlich orientiertes Management samt seiner Instrumentarien erreicht – auch – die Kunsthochschulen. Diese Entwicklung wird seit vielen Jahren intensiv diskutiert, kommentiert und beforscht. Heute sind wir weiter, befinden uns bereits mitten in der Umsetzung. Es gibt drei Wege, damit umzugehen: (Konflikt) Beharrung auf den Idealen der Kunsthochschule traditionellen Zuschnitts; (Revolution) Neuerfindung der Kunsthochschule als marktwirtschaftlich geführtes Wissensunternehmen; (Evolution) Evolution der Kunsthochschule dritter Ordnung, als künstlerisch-gestalterisches Experiment und als Ort mit gesellschaftlicher Ausstrahlungskraft.

Es geht bei allem um die Anerkennung zwischen der Gesellschaft und der Institution Kunst. Die Kunst ist den Leistungserwartungen der Gesellschaft und ihrer Zeit genau dann unterworfen, wenn sie den Anspruch auf Unterstützung der Gesellschaft artikuliert. Wie entstehen nun Vereinbarungen zwischen den Zielen der Kunst als Institution und denen der Gesellschaft als Träger? Wie funktioniert die Inwertsetzung der Kunst durch ihre Umwelt und welche kreativen Wege der Selbstinwertsetzung beschreitet die Kunst, wenn sie die Leistungsziele ihrer Umwelt nicht akzeptiert? Es sollte uns – den Künsten – zu denken geben, dass sich seit einigen Jahren avancierte Ökonomen mit Begriffen wie Glück (Bruno S. Frey) oder ‚Design Thinking‘ beschäftigen. Die Künste und vor allem die Kunsthochschulen hingegen verschliessen sich den Rationalitätsvorstellungen der Ökonomie auf ihre eigentümliche Weise (nicht so der int. Kunstbetrieb als Milliardenmarkt).

Aus diesem kommunikativen Konflikt ergibt sich unzweifelhaft eine Aufforderung zum gemeinsamen Nachdenken. Wenn hier eine neue normative Ordnung herausgebildet wird, dann interessieren uns zudem die internen Konflikte und Prozesse in unserer Institution. Unser Projekt verstehen wir daher auch als konstruktive Initiative und als Zukunfts- und Dialogwerkstatt unserer Hochschule.

sacerdotium, regnum, studium
Glaubenwollen, Herrschenwollen, Wissenwollen
Frei nach Alexander von Roes (1225 – 1300), Kanoniker des Kölner Kanonissenstifts St. Maria