Integrierte Hochschule

Der Einsatz sozialer Medien, mobiler Anwendungen, Big Data Technologien (Analyse) und vor allem von Programmierschnittstellen ist heute kritischer denn je. Sowohl für Unternehmen und Institutionen wie auch für die MitarbeiterInnen bergen sie ungeheure Risiken. Gleichzeitig sind dies die Technologien, auf denen der Erfolg vieler Unternehmen und zunehmend auch öffentlicher Institutionen beruht. Universitäten und Hochschulen stehen durch die Einführung solcher IT-basierten Systeme unter einen immensen technischen Innovationsdruck, der durch den internen Wettbewerb, den Kampf um Fördermittel, neue Bildungsanbieter und die Verhandlungsmacht der Studierenden noch gesteigert wird. Die wohl unvermeidliche Anpassung der Prozesse und Instrumente lässt das Bild einer hochintegrierten Hochschule entstehen – als Reaktion. In diesem zweiten Workshop geht es um die Entwicklungen perspektivischer Szenarien der Hochschule als integrierten Bildungs- und Forschungsdienstleister, um die damit entstehenden soziotechnischen Herausforderungen sowie um die Frage, wie diese Veränderungen das Hochschulwesen und das Rollenverständnis seiner Akteure verändern.

Richard Münch schrieb in DIE ZEIT vom 27.09.2007 Nr. 40: „Es ist nicht nur der »Abschied von einer Lebensform« (Gustav Seibt), sondern eine komplette Veränderung der Rolle von Universitäten in der Gestaltung von Bildung und Wissenschaft, Lehre und Forschung, die hier stattfindet. Euphorisch kann man sagen, dass die Universitäten nun so richtig durchgepustet und alle Hindernisse von professoraler Herrlichkeit, Kollegialität und Fachegoismus zugunsten der unternehmerischen Gestaltungsfreiheit weggeräumt werden. Man muss nicht mehr über Reformunfähigkeit und Erstarrung klagen. Einem CEO, der konsequent das Heft in der Hand hält, stehen jetzt Fachbereiche, Fächer und Personal zu beliebiger Nutzung, Gestaltung, Rekrutierung und Entlassung zur Verfügung.

Planungs- und Verwaltungsprozesse werden im Hochschulwesen in einer immer umfassenderen Weise durch Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK) abgebildet. Das Instrumentarium ermöglicht die kalkulatorische Verarbeitung der betrieblichen Leistungen (hier: Forschung und Lehre) und ihrer Verwaltungsprozesse und bildet den Kern der Systemsteuerung. Das Instrumentarium formt daher das institutionelle ‚Denken‘ indem es künstlerische und/oder wissenschaftliche Leistungen in diversen ‚Währungen‘ vergleichend darstellt. Dies ist eine neue Qualität für die Künste, das Designs und die Vermittlung, da mit diesem Schritt der künstlerisch-wissenschaftliche Betrieb und die Verwaltung strukturell unmittelbar gekoppelt werden. Das nachfolgende Bild zeigt ein zentrales Leistungsbemessungs-Interface der FU Berlin (Quelle: SAP).

Indikatorengesteuerte Messung der Leistungsziele an der FU Berlin (Quelle: SAP)

Indikatorengesteuerte Messung der Leistungsziele an der FU Berlin (Quelle: SAP)

Integrierte Hochschule
Im Idealfall eröffnen das neue Instrumentarium Forschung, Lehre und Verwaltung eine konsistente und widerspruchsfreie Sicht auf innerbetriebliche Realitäten. Im ungünstigsten Fall erleben die Akteure die Systemsteuerung als Eingriff in die Bildungs- und Forschungsfreiheit. Für die Akzeptanz der Steuerungsinstrumente im Sinne einer effektiven Führungsunterstützung ist es daher zentral, dieses Regelsystem sowie das Mass seiner Anwendung gemeinsam auszuhandeln. Listet man die heute bereits verfügbaren Teilsysteme auf, dann erkennt man gleichsam die Logik eines Systems, das hier als Integrierte Hochschule beschreiben werden soll.

Teilsysteme des Digitalen Campus

Forschung und Lehre
E-Lerarning-Systeme
Content Management Systeme
Bibliothekssysteme
Assesment- und Self-Assensment-Systeme
Fächerspezifische Anwendungen

Evaluation und Messung
Leistungsindikatorenmessung, Forschung
Messung der Qualität der Lehre
Interaktive Lernzielkataloge
Messung des Grades der Internationalisierung
Internationales Hochschulranking

Administration
Forschungs-Management (Pure)
Campus-Management (Evento)
Evaluierung-Management (Pure)
Reporting Systeme (Board)

Gesamtsystem
Aus der Sicht der Hochschule entsteht ein integriertes System, bestehend aus den Sektoren (siehe Grafik):

Hochschulportal (Lehrende, Studierende)
Service-Level (Dienstleistungs- und Servicesysteme)
Amt (Adminsitratives Backend)

IH