New Public Management

Die Fachhochschulen der Schweiz werden nach den Ideen des New Public Management (NPM) reformiert. Unter NPM versteht man Massnahmen zur Umsetzung von Zielgerichtetheit, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit des öffentlichen Sektors im allgemeinen und an Universitäten und Hochschulen im besonderen. Damit verbunden sind normative Ziel- oder Leistungsvorstellungen sowie die Idee fortlaufender Anpassungen der Strukturen, Instrumente und Prozesse der Hochschule an diese Ziele. Damit sollen die Hochschulen und ihre zentralen Leistungsziele an die gestiegenen Qualitätserwartungen der Stakeholder und der Öffentlichkeit angepasst werden. Die Verknüpfung der Handlungsrationalitäten von Lehre, Forschung und Verwaltung (sowie externer Stakeholder) führt zu einem umfassenden Regelsystem (meist in Verbindung mit ICT), das als geeignet beschrieben wird, ein öffentliches Gut zu produzieren. Folgt man den Erfahrungsberichten und Analysen der Wissenschaft (Politik- und Sozialwissenschaften, Micropolitik), so egalisieren Massnahmen zur Definition, Kontrolle und Durchsetzung von Zielen die Unterschiede zwischen den Institutionen des Marktes und des Bundes. Der schweizer Rechtswissenschaftler Andreas Lienhard schreibt dazu: “Massnahmen zur Steigerung der Leistungstransparenz, Kundenbefragungen, Evaluationen und Benchmarking haben dabei die Funktion von Wettbewerbssurrogaten.” In gewünschter Konsequenz entstehen Pseudo-Märkte, auf denen sich hochschulische Akteure und Institutionen um Personal, Drittmittel, Forschungsaufträge und letztlich um nationale und internationale Rankingplätze bewerben. Diese Entwicklung wird durch folgende Mechanismen gewährleistet bzw. geprägt:

Steuerung durch externe Stakeholder
Professionelle Selbstorganisation externer Dienstleister
Administrative Selbststeuerung der Organisation
Wettbewerb innerhalb und zwischen den Einrichtungen um Finanzmittel

Die Setzung, Koordination und Kontrolle der Ziele – also die Systemsteuerung – wird wesentlich durch folgende Instrumente gewährleistet:

Balanced Scorecard [Planung, Steuerung, Analyse und Dokumentation]
Outsourcing von Dienstleistungen
Zielvereinbarungen auf der Basis von Leistungsindikatoren

In einer ⇢ Studie des deutschen Fraunhofer Institutes wurden die positiven Wirkungen weitestgehend bestätigt. „Mit Hilfe eines breiten Sets an unterschiedlichen Indikatoren ist die Betrachtung der Wirkungen der Hochschulreformen möglich. Die Ergebnisse liefern so ein umfassendes Gesamtbild der Auswirkungen auf die Wissenschafts- und Hochschullandschaft, die alles in allem als positiv bewertet werden können […]„. So die Studienleiter des ISI. Die hier zum Einsatz kommenden Erhebungsverfahren und ihre technischen Systeme (Software) verarbeiten erhobene Informationen zur Qualität von Forschung und Lehre, zur Effektivität interner Prozesse, zum Ausbildungsstand des Hochschulpersonals, der Internationalisierung u.a..

Gerade in den Künsten gibt es jedoch viele Stimmen, die sich gegen dieses Regime im Hochschulwesen richten. Die Frage lautet hier, worin die Leistungs- und Qualitätserwartungen der Stakeholder und der Öffentlichkeit gegenüber den Künsten liegen und welche Konsequenzen mit der Übernahme jener Indikatoren- und Regelsystemen für künstlerische Microkulturen verbunden sind. Mit dem Projekt ‘The Art Of Art Administration’ sollen die mikro- und makropolitischen Bedingungen dieser administrativen Massnahmen sowie die Alltagserfahrungen und Ideen der Akteure in der Organisation aufgezeigt und die Folgen einer konsequenten Umsetzung dieser Reformideen kritisch beleuchtet werden.

Hierzu sollen die Handlungsrationalitäten der Lehre, der Forschung und der Verwaltung diskutiert und in eine produktive Beziehung gesetzt werden, um förderliche, kritische und nicht intendierte Effekte dieser Entwicklung aufzudecken und Alternativen zu diskutieren. Im Mittelpunkt stehen Ausformungen und Funktionalitäten der in Planung befindlichen instrumentellen Umgebungen (SAP et.al.) sowie die Frage, welche Regeln sie abbilden und wie diese im Sinne einer Good Governance vereinbart werden sollten.

„Legitimität – Demokratische Legitimierung hochschulpolitischer Entscheidungen (Partizipation);

Accountability – Perspektiven und Grenzen einer wechselseitigen Rechenschaftspflicht und Verantwortlichkeit zwischen Hochschule und Öffentlichkeit (u.a. Wissenschaftskommunikation) sowie die Wirkungen des Versuches, die Effektivität und Effizienz im Umgangs mit öffentlichen Mitteln nachzuweisen;

Leistungsfähigkeit – Bereitschaft und Fähigkeit der Hochschule, ihre Aufgaben zu erfüllen und vorsorgende Massnahmen zur Gewährleistung ihrer Rechte und Pflichten zu unternehmen;

Entwicklungsorientierung – Perspektiven einer nachhaltige Wertorientierung der Hochschule und ihrer Mitarbeitenden;