Designforschung

Die Position des Designs zwischen Wissenschaft und Technik

Kunst- und Wissenschaftsbilder rücken näher zusammen und damit spielt auch das Design eine bedeutende Rolle zwischen den Disziplinen. Die Wissenschaftliche, und vor allem die medizinische Illustration als Unterkategorie des visuellen Kommunikationsdesigns, positioniert sich an dieser Lücke zwischen den Disziplinen.
Die bildgebenden Verfahren und die Bilder allgemein sind ein wichtiges Kommunikations- und Denkmedium in der Medizin. Mittlerweile sind die technischen oder technisierten Bilder, die mittels verschiedenster Technologien in der Medizin generiert werden, ein neuer Bereich der kunstwissenschaftlichen Betrachtung geworden. Sie spielen eine wesentliche Rolle bei den „nonverbalen Praktiken im Wissenschaftsprozess“.
Der Unterschied der verschiedenen Bildklassen, seien es die bildgebenden Verfahren in der Medizin, eine virtuelle 3D-Darstellung oder eine klassische Handzeichnung, liegt in den unterschiedlichen Erkenntnisinteressen. Der Mediziner sucht nach einer Diagnose, der Künstler nach einer Vermittlungs- und Ausdrucksweise und die Disziplin der wissenschaftlichen 3D-Illustration liegt dazwischen. Sie formt zwischen Künstler und Wissenschaftler eine neue Kategorie des Erkenntnisinteresses. Die Wissensinhalte, die in Kooperation mit einer Wissenschaftlerin transportiert werden, werden berücksichtigt, jedoch finden sie Ausdruck in der künstlerischen Auseinandersetzung der Vermittlung.
Aus den Erfahrungen, die ich während meines Masterprojektes gesammelt habe, lässt sich der Schluss ziehen, dass die medizinische Illustration die Brücke zwischen den Wissenschaften errichtet und maßgeblich von den jeweiligen Richtungen beeinflusst wird. Die Technik beschränkt das Design durch Grenzen, die durch die aktuellen technischen Möglichkeiten gezogen werden. Die Medizin in der Rolle der Naturwissenschaften erhebt Anspruch auf die inhaltliche Richtigkeit der Darstellung. Auch die Ausdrucksformen in den neuen digitalen Medien, die hier behandelt werden, begrenzen diese technisch und damit auch auf visueller Ebene. Die Visualisierungen der Technik, die in der Medizin eine interdisziplinäre Gültigkeit genießen, führen zu Schwierigkeiten in Ausdruck und Funktionalität. So ist es zum Beispiel nur unter ausführlicher Nachbearbeitung möglich, Original-Daten aus CT-Aufnahmen weiter zu verwenden. Die Verwendung originaler Datensätze und vor allem die gängige Praxis diese künstlerisch um zu setzen, verleiht dem Bild eine gefährliche Glaubwürdigkeit und verschleiert den Eingriff künstlerischen Schaffens. Berücksichtigt man jedoch die enge Zusammenarbeit mit den verschieden Disziplinen, kann unter subjektiven Einflüssen bewusst ein spezifisches Erkenntnisinteresse verfolgt werden, welches durch den Designer offensiv deklariert wird. Dieser Anspruch wird in der Arbeit des Design als interdisziplinäre Brücke verortet.