
Club a&v – Veranstaltung 06. Mai 2014 17-19 Uhr
Besuch des Johann Jacobs Museums und Gespräch mit dessen Direktor, Roger M. Buergel
Von und mit Carmen Mörsch, Dozentin ZHdK, und Roger Buergel, Direktor Johann Jacobs Museum Zürich
Das im Bestand der Jacobs Foundation befindliche Johann Jacob Museum erinnert mit seinem Namen an den Grossonkel des Museumsgründers, Johann Jacobs (1869-1958), „der im Jahr 1895 mit der Eröffnung seines „Specialgeschäft in Caffee, Thee, Cacao, Chocoladen und Biscuits“ in Bremen den Grundstein zu dem erfolgreichen Jacobs Kaffee-Imperium gelegt hatte.“[1] Es zeigte bis zu seiner Schliessung 2011 eine mit erklärenden Bildtafeln und Orginalobjekten ausgestaltete, kulturhistorsich angelegte Ausstellung zur Geschichte des Kaffeeanbaus.
Roger Buergel, der als Ausstellungskurator für Gegenwartskunst (documenta 12, Busan Biennale 2012) bekannt ist, übernahm nach der Schliessung den Auftrag einer Neukonzeption.
Laut Website geht in dem im September 2013 wiedereröffneten Museum um
„jene kulturellen Mischformen, die auf den Haupt- und Nebenwegen des globalen Handels mal absichtlich, mal unabsichtlich entstehen. Zu diesen Mischformen können sublime Kunstwerke ebenso gehören wie alltägliche Gebrauchsgegenstände oder gesellschaftliche Praktiken, so etwa chinesisches Exportporzellan des 17. Jahrhunderts, auf dem holländische Windmühlen als Blumen interpretiert werden; westafrikanische Moscheen, deren Fassaden die Formen-sprache des portugiesischen Barock zieren; oder das Protestantentum, das im 19. Jahrhundert Schweizer Auswanderer nach Brasilien eingeführt haben. All diese Mischformen weisen ebenso auf ungeschriebene Kapitel der transnationalen Kunstgeschichte hin wie auf Fragen der postkolonialen Geschichte, Soziologie und Anthropologie.“[2]
Diese Ankündigung klingt vielversprechend in dem Sinne, dass sie eine postkolonial und künstlerisch informierte kuratorische Positionierung umreisst, die am Museumsstandort Zürich bisher selten ist. Auch die Jacobs Foundation betont das konzeptuelle Neuland, das die Museumskonzeption betritt: „Zwar gibt es bereits zahlreiche Museen für Handel, Völkerkunde, Kolonialgeschichte sowie europäische und aussereuropäische Kunst – aber eben (noch) kein Museum, das sich ausschliesslich den dramatischen Verflechtungen unserer globalen Lebenswelt widmet.“[3]
Der Besuch dient dazu, sich im Gespräch mit Roger Buergel, dem Autor der Neukonzeption des Johann Jacob Museums ein eigenes Bild von der Umsetzung und den damit zwangsläufig verbundenen Spannungsverhältnissen zu machen.