
Historische Museen in Transformation
Aussgtellungsbau, Landesmuseum, Zürich // Foto: Jan Bitter
Waren Städte früher das Zentrum des Bürgertums und die Stadtmuseen die „Hüter“ einer gemeinsamen Geschichte, unterliegen beide gegenwärtig einen stetigen Wandel. In Folge von Globalisierungsprozessen sind Städte zunehmend durch eine heterogene Bewohner/innenschaft geprägt, die über unterschiedliche Erinnerungskulturen verfügt. Durch das sukzessive Schwinden des narrativen Wirs stehen insbesondere historische Museen vor der Aufgabe, ihre Funktionen und Strategien zu überdenken und sich in einer sich wandelnden Gesellschaft neu zu positionieren.
Einen Einblick in die unterschiedlichen Möglichkeiten wie historische Museen gegenwärtig auf diese Herausforderungen reagieren, gab die Podiumsdiskussion „Ausstellen & Vermitteln in der Gegenwart: Historische Museen“ am vergangenem Mittwoch im Landesmuseum Zürich. Die beiden vom MA Art Education geladenen Gäste Dr. Jan Gerchow, Direktor des Historischen Museums Frankfurts, und Dr. Andreas Spillmann, Direktor des Schweizerischen Nationalmuseums, stellten die Konzepte für die gegenwärtige und zukünftige Ausrichtung ihrer Häuser vor. Während Jan Gerchow bei der Neuausrichtung des Historischen Museums Frankfurts zum Stadtmuseum für das 21. Jahrhundert auch auf Multiperspektivität, Partizipation sowie urbane Themen der Gegenwart und Zukunft setzt, stellen für Andreas Spillmann das Sammeln, Bewahren und Erforschen von Objekten sowie das Konstruieren von Geschichten weiterhin die zentralen Aspekte zeitgenössischer Museumspraxis dar.
Diese demonstrierte Gleichzeitigkeit und Gleichberechtigung der beiden konträren Ansätze riefen bei mir als Studierende der Vertiefung ausstellen & vermitteln im ersten Moment Verwunderung hervor, da im Studium doch stetig gelehrt wird, dass ein integratives Konzept von ausstellen & vermitteln unerlässlich für die Zukunftsfähigkeit eines Museums sei. Auf den zweiten Blick entpuppte sich die Nebeneinanderstellung der beiden Ansätze jedoch als eine Momentaufnahme des gegenwärtigen Transformationsprozesses historischer Museen, in der zum jetzigen Zeitpunkt sowohl die konservative, Objekt fokussierte als auch die partizipatorische Museumspraxis (noch) ihre Daseins-Berechtigung zu haben scheinen. Auch wenn an diesem Abend in der Diskussion die Kontroversität dieser beiden Ansätze nicht offen zur Sprache gebracht wurde, so war sie doch deutlich unter den Anwesenden im gut besuchten Vortragssaal zu spüren.
von Magdalena Ross, 26.2.2013