Aufstand der Ungläubigen gegen die Irrgläubigen
(Hans Arp)
Im Jahr 1916 während des ersten Weltkrieges war das Nest des „Ur-Eis“ Dada das Niederdorf im Herzen der Altstadt Zürich. Zu jener Zeit herrschte Wohnungsnot und wegen der anhaltenden Finanzkrise stiegen die Preise der Lebensmittel immens in die Höhe. Der Dadaismus war nicht überall willkommen: Ihr Lebensstil wurde als sittenlos bezeichnet und sie standen, vor allem weil sie Ausländer waren, tagtäglich unter Beobachtung der Polizei. Für viele Aussenstehenden galten sie als ein Gesindel aus Zuhältern, Strassenkünstlern und Kommunisten.
Die politische Haltung der Dada-Gründer gegenüber dem Krieg ist schwer verifizierbar. Auch ist die Tatsache umstritten, ob Dada eine Protest-Bewegung gegen den 1.Weltkrieg war oder nur ein zufälliges Geschehnis neben dem Krieg. Die politische Orientierung innerhalb der Gruppierung war unterschiedlich, während die einen früher oder später sich einer kommunistischen Partei anschlossen ( zB Franz Jung und Hans Richter), waren andere eher dem Nihilismus (zB Tristan Tzara und Richard Huelsenbeck) zugeneigt. Sowohl Huelsebeck als auch Ball schlossen sich Anti-Kriegsprotestbewegungen in Berlin an.
Das europaweite Klima war zu jener Zeit durch Nationalismen und Chauvinismen vergiftet. In welchem Masse DadaistInnen infiziert waren, ist ungewiss. Was dagegen spricht, ist ihre internationale Ausbreitung und ihre kosmopolitische Gemeinschaft.
Doch fehlen klare und überlieferte politische Stellungsnahmen. Sprich schriftlich – öffentlich oder privat -wurde nichts Eindeutiges verfasst. Durch die ständige Überwachung der Polizei und durch das Problem der Zensur wurde nichts darüber von DadaistInnen niedergeschrieben. Eine falsche Aussage oder Dokument und sie wären aus der Schweiz ausgewiesen worden.
Das einzige, was man halbwegs vermuten kann, ist das Emmy Hennings zum Pazifismus tendierte und ihr Mann Hugo Ball interessierte sich für Anarchismus.
Viele DadaistInnen waren aber in ihren jungen Jahren, wie die meisten von ihren Zeitgenossen, Patrioten und meldeten sich teils freiwillig als Soldaten für die Front. Erst im Nachhinein wurden sie kritischer und waren schockiert von der Gewalt, zur welcher der Mensch fähig war. Ausserdem zeichnete sich ab, dass er Krieg kein schnelles Ende fand. 1916 gab es viele Stimmen, die gegen den Krieg waren.
Doch in der Dada-Kunst sieht man wenige Anzeichen des Krieges. Als wäre es ein Kosmos gewesen, welcher parallel zu den Kriegsereignissen und seinen Folgen, sich ausdehnte.