Horizon Scanning & Future Signals

Bild: Deepmind/Unsplash Text: Grit Wolany

Bei ZHdK+Zukunftsdenken beschäftigen wir uns mit Kompetenzen, Tools, Ressourcen rund um das Thema Zukünfte. Um unser Wissen und unsere Erkenntnisse zu teilen, starten wir hier im Blog die neue Kategorie „Futures Thinking“.

Zukünfte statt Zukunft

Futures Thinking sprechen wir immer von Zukünften oder Futures – also im Plural. Denn die EINE Zukunft gibt es nicht, es gibt immer mehrere Möglichkeiten verschiedener Zukünfte.

Zukünfte lassen sich nicht vorhersagen. Mit Hilfe verschiedener Methoden können aber bereits stattfindende Veränderungen bestimmter gesellschaftlicher Bedürfnisse oder Werte frühzeitig erkannt werden.

The future is already here, it’s just not evenly distributed.

William Gibson

Das renommierte kalifornische Institute For The Future (IFTF) definiert 4 Phasen des Future Thinking Cycles (IFTF, 2019):

  1. Prepare – In dieser Phase definieren wir den Bereich oder das Thema von Interesse, halten bewusst (und unbewusst) Augen und Ohren offen und sammeln Signale. Es geht darum, Veränderungen und Entwicklungen zu erkennen und eine Basis für die weitere strategische Arbeit zu schaffen.
  2. Foresight – Hier wenden wir uns der Zukunft zu und entwickeln plausible, logische, aber auch provokative Zukunftsbilder. Dazu können eine Reihe verschiedener Frameworks zum Einsatz kommen.
  3. Insight – Wir analysieren diese möglichen Zukünfte und leiten daraus Erkenntnisse über mögliche Chancen, aber auch Gefahren ab.
  4. Action – Diese kritische Analyse hilft dabei, sich aktiv gewünschten Zukunftsszenarien zuzuwenden und entsprechende Massnahmen einzuleiten.
Quelle: IFTF.org

The Art of Looking Sideways – das Wahrnehmen und Sammeln von Zukunftssignalen

Die Zukünfte sind bereits da, nur eben noch nicht überall. Deshalb sind Neugier und Offenheit beim Futures Thinking sehr wichtig. Die niederländische Trendforscherin Els Dragt hat dies mit „The Art of Looking Sideways“ beschrieben.

Das Wahrnehmen, Sammeln und Interpretieren von Zukunftssignalen hilft, ein tieferes Verständnis für mögliche Entwicklungen und Veränderungen zu gewinnen. Diese Signale können aus verschiedenen Bereichen stammen, z.B. aus Wissenschaft, Technologie, Wirtschaft, Gesellschaft oder Umwelt.

Eine spezielle Form von Zukunftssignalen sind die sogenannten „Weak Signals“. Diese schwachen Signale, die oft noch nicht vollständig erkannt und verstanden werden, können als Indikatoren auf zukünftige Veränderungen und Entwicklungen hinweisen. Weak Signals können sich auf verschiedene Aspekte beziehen, wie z.B. neue Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle oder gesellschaftliche Trends.

Who? What? Where? Why? When? – die essentiellen Fragen beim Horizon Scanning.

MArtin Raymond, „The Trend Forecaster’S Handbook“

Beim „Horizon Scanning“ werden diese Signale gesammelt und in Kategorien eingeteilt. Dies kann auf einem Miro- oder Figmaboard geschehen oder natürlich auch analog mit Schnipseln, Zetteln und Post-Its an der Wand. Dabei helfen die „W“-Fragen – Who? What? Wo? Warum? Wann?

Durch die Einordnung und erste Analyse entstehen Trend Maps, die Orientierung geben und Muster und Entwicklungen sichtbar machen. Sie bilden die Grundlage für das weitere strategische Vorgehen.

Ressourcen

Wer solche Signale finden und identifizieren will, sollte sich von seiner Neugier leiten lassen und möglichst unterschiedliche Quellen und Kanäle nutzen. Einige Beispiele:

Trendreports:
Unternehmen und Marktforschungsunternehmen veröffentlichen regelmäßig Trendreports zu verschiedenen Themen und Branchen. Diese Berichte können als wertvolle Quelle für Zukunftsprognosen und -trends dienen oder dich schnell zu einem spezifischen Thema updaten.

Zu den wichtigsten Anbietern gehören LSN Global, Trendone, das Zukunftsinstitut, das Gottlieb Duttweiler Institut GDI, das Institute For The Future IFTF, das WEForum, L’Atelier, Dazed Studio oder auch das Future Today Institute.

Weitere Links finden sich auf dem Flipboard Zukünfte, Trends, Foresight.
Eine umfangreiche Sammlung von mehr als 70 Trendreports der Jahre 2022/23 gibt es auf diesem Are.na-Board.

Social Media, Community Plattformen & Podcasts:
Behalte Reddit, Twitter, LinkedIn, TikTok, Instagram, Discord, Twitch oder BeReal im Auge. Hier findet ein reger Austausch zu aktuellen Themen statt.

Newsletter & Fachzeitschriften:
Abonniere Newsletter zu Branchen oder Themen, die dich interessieren. Und lies dich quer durch Magazine und Fachzeitschriften. Online oder offline.

Das MIZ hat eine grosse Auswahl an verschiedenen Medien. Mit dem Press Reader Mit dem Press Reader stehen mehr als 7000 Zeitungen in 60 Sprachen zur Verfügung.

Konferenzen und Veranstaltungen:

Konferenzen und Veranstaltungen:
Branchen- und themenspezifische Konferenzen und Veranstaltungen eignen sich hervorragend, um Einblicke von relevanten Persönlichkeiten oder Unternehmen aus dem jeweiligen Themenbereich zu erhalten und sich mit anderen zu vernetzen. Oft gibt es auch spannende Inputveranstaltungen online. Hier lohnen sich auch Netzwerke wie Linkedin, die oft auf verschiedene Veranstaltungen hinweisen.

Experteninterviews:
Du willst Input zu einem ganz bestimmten Thema? Experteninterviews sind eine gute Möglichkeit, relevante Meinungen und Einschätzungen zu aktuellen und zukünftigen Trends und Entwicklungen zu erhalten.

Open-Source-Daten:
Es gibt verschiedene Open-Source-Datenquellen wie GitHub oder Kaggle, die Ihnen helfen können, Daten und Trends zu verfolgen und zu analysieren. Als ZHdK haben wir auch Zugang zu Statista.

Workshop: Atelier Futures

Wer jetzt neugierig geworden ist: Im Rahmen der internen Weiterbildung veranstaltet das Digital Skills & Spaces Team am 8. März 2023 den Workshop Atelier Futures. Durchgeführt wird dieser von 2 Zukunftsexpert:innen des Berliner Ideenlabors. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Interessierte auf der Projektwebseite. Anmeldeschluss ist der 22.2.23.

Literatur

Martin Raymond, The Trend Forecaster’s Handbook (2020)

Els Dragt, How to Research Trends (2017)

Jan Berlage, Zukunft sichern durch Strategic Foresight

Institute For The Future, IFTF Foresight Toolkit (2019)

Grit Wolany ist Teil des Digital Skills & Spaces Teams und Mitarbeiterin des Digitalrates. Sie absolvierte die Weiterbildung zum Foresight Practitioner, Strategic Foresight & Futures Thinking beim Institute For The Future IFTF und studierte an der ZHdK im Master Design, Trends & Identity.