Reflexion Lesegruppe „Techno Optimist Manifest“
Text: Gunter Loesel, Illustration: Unsplash.com/Google Deepmind x Linus Zoll
Eine Lesegruppe ist ja heutzutage fast ein Anachronismus – und allein damit schon ein Ansatz, der sich dem «Techno-Optimist Manifesto» von Marc Andreesen gewissermassen widersetzt. Und doch – oder gerade deshalb – erwies sich die von Gunter Lösel, LLM Scout des Digitalrats, initiierte Lesegruppe als ein interessantes und ergiebiges Medium, um das Gedankengut, das hinter diesem zweifellos einflussreichen Dokument steht, genau zu analysieren und Punkt für Punkt zu diskutieren.
An drei Terminen traf sich eine wechselnde Gruppe Interessierter, um in Zeiten der allgemeinen und allgegenwärtigen Beschleunigung dem langsamen Denken eine Chance zu geben und das «Techno-Optimist Manifesto» aus verschiedenen Perspektiven zu hinterfragen, unter anderem aus dem von Gunter Lösel vorgeschlagenen Blickwinkel «Stell Dir vor, Du wärst 14 Jahre alt und würdest diesen Text lesen. Was daran könnte dich möglicherweise erreichen und begeistern?». Gerade auch diese Betrachtungsweise zeigt, wie stilistische Mittel – Sci-Fi-Referenzen und ein ekstatischer, quasi-religiöser Tonfall – in dem Manifest dazu benutzt werden, um erratisch zusammengewürfelte weltanschauliche Aphorismen als eine kohärente Weltsicht oder gar «Philosophie» zu vermarkten.
Das Format der Lesegruppe, das etwas aus der Zeit gefallen scheint, erwies sich also als ein guter Rahmen, um die Zeichen der Zeit zu deuten – auch und gerade einer Zeit der Umbrüche. So gibt es schon Überlegungen, die Lesegruppe fortzusetzen: Watch this space!