von Mahela Stamm
Zeichen setzen Der Start in das Herbstsemester 2020 begann mit dem Modul “Zeichen setzen” – Performative Auseinandersetzung des künstlerischen Arbeitens. Zu Beginn wurde an die Körperlichkeit und Stofflichkeit des Auftritts herangetastet – Wie z.B eine Minute vor die Klasse stehen und Nichts tun – wir Studierende haben dieses Werkzeug des eigenen Körpers auf den Weg gegeben bekommen, mit denen wir unsere erste Arbeit entwickeln sollten. Der ganze Prozess bis hin zum Endprodukt ist sehr experimentell orientiert, was in meinem Portfolio ersichtlich ist. Das Herantasten habe ich mir bei der Arbeitsweise zu Herzen genommen. Für das erste Modul war mir ausserdem sehr wichtig, eine Live-Performance zu entwickeln. Im Prozess tastete ich viele inhaltliche Themenbereiche ab und blieb schlussendlich an der Thematik der Verfremdung der Alltagsgegenstände hängen - eine Thematik, die so vielseitig ist! Zum Schluss entstand eine Live Performance mit selbstgebauten Instrumenten, die aus verfremdeten Alltagsgegenständen bestanden. Dokumentation & Fiktion Das zweite Modul “Dokumentation & Fiktion” beschäftigte sich mit kreativen Strategien und dem künstlerischen Arbeiten im öffentlichen Raum. In diesem Modul war die Homeoffice Pflicht wieder eingeführt worden, viel fand über Zoom statt. Dennoch haben Andreas K. und Andreas H. zum Ziel gesetzt, so oft als möglich Aktionen zu unternehmen. Dafür sind wir in die Art Dock Ausstellung, hatten eine Führung über die Vegetation um die ZHdK herum – und vieles mehr. Die Herausforderung in diesem Modul war für mich, dass der Beginn vor Ort stattfand, ich jedoch die ersten 10 Tage in Quarantäne verbringen musste. Das Gefühl nagte an mir, den Einstieg zu verpassen. Als ich endlich wieder in die Freiheit entlassen wurde, begab ich mich als erstes in die Kreise 4&5 und begann, künstlerisch an öffentlichen Orten zu Arbeiten. Mit diesem Prozess des öffentlichen Arbeitens wollte ich provozieren und Menschen dazu bewegen, mit mir in den Dialog zu treten. Am ersten Tag hat das sehr gut funktioniert. So zog es mich weiter und ich landete als nächstes an der ZHdK, im Koch-Areal und bei mir in der Nähe mit einer politischen Message. Die Erfahrungen fielen immer negativer aus – bis ich mich für meine mentale Gesundheit dazu entschieden habe, die Chance des Arbeitens im öffentlichen Raum nicht zu ergreifen, sondern mich zurück zu ziehen. Von Zuhause aus erarbeitete ich nun eine Aktion, mit der ich zum Ziel hatte, um die ZHdK herum mit meiner Klasse und den beiden Andreas’ im öffentlichen Raum tätig zu sein. Für diese Aktion bastelte ich ca. 15 Masken, die alle einen unterschiedlichen Gesichtsausdruck darstellen und für die Mitstudent*innen gedacht sind. Die Masken waren aus Gips, alle auf meinem Gesicht entstanden. Dafür ist auf meinem Blog ein Entstehungsvideo zu sehen. Ein weiteres Stilmittel, das sich durch das ganze Jahr gezogen hat, ist die eigene Darstellung, roh und pur, anstelle der ästhetischen Selbstdarstellung. Auf dem Entstehungsvideo der Masken ist meine gereizte, rote Haut sichtbar, die Kleiderwahl unästhetisch und meine Haare mit einem unattraktiven Band zurückgehalten. Der Prozess in diesem Modul war sehr vielseitig und spannend, sodass die Arbeit selbst eine Prozessarbeit hätte werden können. Das nächste Mal überlege ich mir besser, ob ich den Prozess als Arbeit vorstellen sollte anstelle von einer davon abgeleiteten Arbeit, bei der viele den Bogen zum Prozess nicht spannen konnten. Zeitformen In der Arbeit im dritten Modul “Zeitformen” trete wieder ich als Protagonistin auf und zum ersten Mal wurde eine Zusammenarbeit umgesetzt. Die meisten Kritikpunkte dieser Arbeit – Analyse – Film – Beobachtung – Sound – sind erfolgreich umgesetzt worden und kommen dominant in den zwei filmischen Arbeiten zur Geltung. Zum ersten Mal war die Soundebene im Modul aktiv aufgegriffen und wir dazu aufgefordert, damit zu arbeiten. Das Medium Film war voyeuristisch umgesetzt und die Betrachtenden in eine intime Situation miteinbezogen. Animation Das letzte Modul “Animation” hat mir persönlich fast am besten gefallen. Das liegt meines Erachtens daran, dass vieles vor Ort stattfand und der studentische Austausch in den Zwischenpräsentationen im Fokus stand. Der Aspekt des Eintauchens in virtuelle Welten und des Erschaffens des Unmöglichen, z.B. Gemüse, das zum Leben erweckt wird, reizte mich sehr. Zu Beginn habe ich vielseitige Animationstechniken eingesetzt und mich mit mir unbekannten Programmen beschäftigt. Für das Schlussprojekt aber wollte ich eine inhaltliche Arbeit kreieren und setzte mich so mit dem ADHD auseinander. Dieses Thema ist mir ein persönliches Anliegen, da viele an dieser Schule mit dem Defizit umgehen und in meinem Fall die negativen Aspekte immer Stärker in Erscheinung traten. Für die Umsetzung einer künstlerischen Arbeit mit dem ADHD, analysierte und kreierte ich unterschiedliche Situationen, und versuchte diese gestalterisch umzusetzen. Rückblick Im Rückblick auf die vergangenen zwei Semester konnten einige Gemeinsamkeiten festgestellt werden. Das Performative der Arbeiten zum einen, und die experimentellen Herangehensweisen zum anderen. Vor dem Studium wurde mir ans Herz gelegt, prozessorientierter zu arbeiten und ein Projekt aus dem Arbeiten heraus zu entwickeln. Dieser Input zeigt sich in den Arbeiten stark und beweist mir die erfolgreiche Umsetzung. Die Rückmeldung der Studierenden fiel ähnlich aus: Meine Arbeit sei sehr prozessorientiert, durch den Aufwändigen Prozess und dessen gründlichen Dokumentation wirkt die Arbeit sehr produktiv. Der Prozess ist oft sehr vielseitig und farbig gestaltet, sodass die Experimentierfreudigkeit in starken Zügen zum Ausdruck kommt. Das Machen steht auch oft im Fokus; einfach mal machen, und durch den Arbeitsprozess ein Projekt entwickeln. Durch das Handeln rücke Ich als Person und Künstlerin oft in den Fokus meiner eigenen Arbeiten. Denn was siehst du am meisten, wenn du fast ein Jahr im Homeoffice arbeitest und viel auf Zoom unterwegs bist? Klar – dich selbst. Wenn wir im nächsten Semester die Möglichkeit haben, mehr vor Ort zu arbeiten, rückt mein Ich vielleicht mehr in den Hintergrund – das würde auf jeden Fall für eine erfrischende Abwechslung sorgen. Der Mut, einfach zu Schaffen und das Vertrauen in den Prozess entwickelte sich über dieses Jahr stark und kann hoffentlich im nächsten Semester so weitergeführt werden. Was mir ausserdem ans Herz gelegt wurde, ist der Umgang mit dem Endprodukt. Manchmal passt ein offener Schluss besser, als ein in sich abgeschlossenes Projekt. Das ist ein Punkt, den ich weiter oben bereits aufgegriffen habe und in die nächsten Module weiternehmen möchte. Der letzte Kritikpunkt ist die “Entscheidungs-Unfreudigkeit". Das ist ein Thema, mit dem ich mich intensiver auseinandersetzen möchte, um allenfalls früher im Modul bereits auf einer statt auf mehreren Schienen fahren zu können. Vielleicht wähle ich in Zukunft eine weniger experimentelle Vorgehensweise, um andere Ecken des künstlerischen Arbeitens zu erfahren. Das Studium gefällt mir sehr, ich fühle mich sehr wohl in der Klasse und bin mit allen Dozierenden und Mitstudierenden in regem Austausch und gut aufgehoben. Ich möchte mich noch ganz herzlich bei allen Dozierenden bedanken: Brigitte Dätwyler, Eliane Rutishauser, Hannes Rickli, Nicolas Buzzi, Karin Fromherz, Andreas Kohli, Andreas Hofer, Piär Amrhein und Sandra, Fabian und Andri