Seit den Zeiten des ersten bekannten Botanikers Theophrastos von Eresos (372/370 v. Chr.-288/286 n. Chr.), der den Baum als Modell für seine botanischen Untersuchungen nahm, bedient sich die Wissenschaft der Phytologie des Modells in drei unterschiedlichen Zweckbestimmungen: 1. Das „natürliche Modell“ zur problemlosen Beobachtung des Untersuchungsgegenstandes, 2. das „didaktische Modell“ als Instrument zur Vermittlung botanischen Wissens und 3. das Modell als Forschungsinstrument zur Hypothesenbildung bzw. zur Ergründung komplexer biologischer Prozesse samt ihrer Erklärung und Prognostizierung.

In all diesen Zweckbestimmungen kommen in Abhängigkeit ihrer konkreten Zielsetzung zwei-, drei- oder seltener auch vierdimensionaler Modelle zum Einsatz. Der Essay befasst sich überblicksartig mit botanischen Modellen in der Wissenschaftsgeschichte dieser Disziplin und stellt sie in den Zusammenhang mit den historischen Forschungsfragen oder- aufgaben der jeweiligen Epoche zur Meisterung des wissenschaftlichen Fortschritts. Es werden jeweilige Eigenschaften, Zielsetzungen der Modelle herausgestellt und versucht, allgemeine Schlussfolgerungen für den Gebrauch/Einsatz von Modellen in der botanischen Wissenschaft – auch im Hinblick auf den künftigen Einsatz in dieser Disziplin samt ihren Spezialdisziplinen – zu ziehen.

Dabei erweist sich das Feld der Botanik selbst als eine Art Modellfall, der Orientierungshilfe für die Entwicklungsformen von Modellen auch in anderen Naturwissenschaften bieten kann.

Zur Person

Studium der Kunstgeschichte und Ästhetik an der Humboldt-Universität Berlin. Promotion (1982) und Habilitation (1989) an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Graduiertenstipendium an der Vrije Universiteit Amsterdam (1987) und Forschungsstipendium der Kajima-Stiftung in Japan (1995). Gastdozenturen des DAAD an der Estnischen Kunstakademie Tallinn (1999, 2002). Organisator der VI. bis XII. Greifswalder Romantikkonferenz (1989-2007), des 1. bis 2. Zürcher Symposiums zur Wissenschaftlichen Illustration (2007-2016) sowie des I. und II. Internationalen Wolkenburger Symposiums zur Kunst (2011-2014). Seit 2005 Dozent am Department Design der Zürcher Hochschule der Künste im Bereich Scientific Visualization.

Kurator zahlreicher Ausstellungen in den Museen von Barth, Biel, Cottbus, Greifswald, Güstrow, Poznan, Zweibrücken, Zwickau.
Zahlreiche Publikationen zur Kunst des Klassizismus, der Romantik und des Biedermeier, zur Gartenkunst, zur Plakatkunst sowie zur regionalen Kunstgeschichte Sachsens, Pommerns und Estlands.