Kooperation des Departement Design ZHdK mit dem Ministerium für Kultur in Kolumbien – im Rahmen des Projekts Expedición Sensorial – in der Region Montes de Maria, Departement Sucre

Kontext

Kolumbien befindet sich im Aufbruch. Seit der Unterzeichnung des Friedensvertrags (2016) mit der FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo), erlebt das Land einen kulturellen als auch wirtschaftlichen Aufschwung.

Aber der 52 Jahre (1964 – 2016) andauernde Konflikt zwischen dem Staat, der FARC und den Paramilitärs hinterlassen unterentwickelte Regionen und entwurzelte Menschen in den ehemaligen Guerilliagebieten. Einer dieser Gebiete sind die Montes de Maria in den Departementen Sucre und Bolivar (Karibik), in der die FARC den Alltag derer Bewohner-Innen über Jahrzehnte bestimmte. Seit den 80er Jahren, ist die Region einer der am stärksten betroffenen Zonen. Die bewaffneten Konflikte haben zu 56 Massakern mit fast einer Million Opfer bei der zivilen Bevölkerung geführt.

Durch den Konflikt lebten die Einwohner dieses grossen Gebiets (2.677 km2), Dekaden im Kriegszustand und haben durch die lange andauernde Instabilität ihre kulturelle Identität und ihr soziale Gefüge gänzlich verloren. Das bedeutet für die Menschen in der Region einen Verlust von alten Traditionen und vergessenes Wissen in Landwirtschaft, Handwerk und Handel.

Um diese Region längerfristig zu stabilisieren, hat das Ministerio de Cultura de Colombia (http://www.mincultura.gov.co/),von der Regierung im 2015 den Auftrag erhalten, kulturelle Formate zu entwickeln, um die BewohnerInnen dabei zu unterstützten diese Lücken zu füllen. Mit dem Projekt Expedicion Sensorial por los Montes de Maria wurde im 2016 eine Reihe von Massnahmen initiiert um diesen Prozess anzukurbeln.

Das Departement Design hat nun die Möglichkeit im Rahmen dieses Prozesses zusammen mit dem Ministerio de Cultura de Colombia eine Kooperation anzugehen und ein Projekt für diese Region zu entwickeln.

Ziele

Im Zentrum steht das Interesse, Konzepte zu entwickeln in denen das kollektive Gedächnis der Bevölkerung gestärkt werden kann.

Die zentrale Fragestellung ist, wie in prekären post-war Umgebungen, Erinnerungen und Wissen wiederentdeckt, generiert, gesammelt, produziert und vermittelt werden können?

Die gestalterische Ausgangsidee ist, ein regionales Kulturmagazin zu entwickeln. Ein redaktionelles Printformat, dass sich der Wiederentdeckung, Wiederbelebung und Weiterentwicklung von Traditionen und Kultur widmet. Zusammengesetzt aus Rubriken, die sich aus den kulturellen Bedürfnissen der BewohnerInnen entstehen und in Workshops mit den Locals zusammen entwickelt werden.

In Anlehnung an die Encyclopédie ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers (Diderot / d’Alembert: 35 Bde., Paris 1751 – 1780) können dies kleine anaolge oder/und digitale Publikationen zu verschiedenen Themen, zum Beispiel regionale Rezepte, Trachten, Musikinstrumente, Geschichten, Gartenwissen, Sagen oder Inseraten, sein. Ein kulturelles Medium, das in der Bevölkerung verteilt und  in der Region gebracht werden könnte. Für die Etablierung von benötigter Infrastruktur, könnte mit Swisscontact gearbeitet werden.

Hiervor soll vom Departement Design an der ZHdK ein übergeordnetes Konzept entwickelt und bis zur Ausführung betreuen werden. Dies soll in Zusammenarbeit mit der regionalen Bevölkerung geschehen, ein nachhaltiges Format, dass im idealen Fall auch vollumfänglich regional produziert werden kann.

Keywords: Enpowerment, kulturelles Gedächnis, Handwerk, Handel, Wissenstransfer, , Erinnerung, Vermittlung, Kooperation, Kommunikation, Identität, Denis Diderot, Workshop, Enzyklopädie, Kulturmagazin, Bibliothek.