Es sitzen viele Politiker in den ersten Reihen an diesem Hochschultag, im grossen Vortragssaal nachmittags um fünf. Mehrere von Ihnen haben gefeiert, als das Stimmvolk am 9. Februar die «Masseneinwanderungsinitiative» knapp angenommen hat. Die Hochschulen spüren die ersten Auswirkungen bereits. Denn die EU schliesst die Schweiz aus zwei wichtigen europäischen Bildungs- und Forschungsprogrammen aus. Man verhandle mit dem Bund, sagt Thomas D. Meier in seiner Eröffnungsrede, um mit der EU eine Lösung zu finden. Rektor Meier weiss, warum er das Thema gleich anspricht. Erstens, weil sich Studierende und Dozierende Sorgen machen. Zweitens steht der aktuelle Hochschultag unter dem lange vor der Abstimmung gesetzten Titel: «Weltweit werden – Internationalisierung in den Künsten und im Design.» Die Ironie ist der Aktualität geschuldet, und natürlich nicht Absicht.
Gut vier Wochen nachdem die Schweiz mit einer Geste der Abschottung international Schlagzeilen gemacht hat, wirbt die ZHdK mit ihrer Internationalisierung und stellt den Begriff des «Weltweit werden» in die Mitte ihres Selbstbildes. Vom Philosophen Jacques Derrida entlehnt, geht es der «mondialisation», wie «weltweit werden» im Original heisst, um einen vergrösserten Möglichkeitsraum. In diesem Raum gibt es keine vorherrschende Richtung im Sinne eines linearen Wissenstransfers von A nach B. In einem kulturwissenschaftlichen Rahmen gilt das als kolonial, was privatwirtschaftlich mitunter noch immer die Regel ist: Der Export von (auch geistigen) Gütern, geprägt von einem klaren Machtgefälle. Einige Grafiken an diesem Hochschultag legen unglücklicherweise genau dies nahe: Viele farbige Punkte wandern von Zürich aus über die ganze Welt, eine Art Wissensvirus befällt den Globus, entwickelt in den Laboren an der Ausstellungsstrasse. In der Mitte der Weltkarte liegen die britischen Inseln, einstiges Zentrum der Kolonialgeschichte. Das ist der Auftakt zu dieser knapp zweistündigen Präsentation zahlreicher Partnerschaften und vier konkreter Projekte. Als Festmusik hören wir ultramodernistische Kompositionen für Schlagwerk und Gesang, autonome Kunst aus dem alten Europa.
Weg vom Nabel der Welt
Es gibt also widersprüchliche Signale an diesem Vorabend, in denen die Hochschule ihre weltweite Positionierung in vielen Reden und kleinen Inszenierungen feiert. Es gibt die 120 Partnerschulen der ZHdK, mit denen man «verbunden» sei, es gibt die vorgestellten Projekte wie «Building Bridges» oder «Common Stage», die schon im Titel das Gemeinsame betonen (dazu später), es gibt die klare Ansage des Rektors, Europa sei «nicht mehr der Nabel der Welt», und es gibt eine visuelle und musikalische Kommunikation.
Am Morgen danach treffen wir uns zum Gespräch im Panoramasaal, im obersten Stock dieses supertrockenen Baus an der Ausstellungsstrasse, diesem dennoch so leichthändigen Monument der Schweizer Architekturmoderne, aus dem die ZHdK in den nächsten Semesterferien ausziehen wird. Rektor Meier ist da, Heike Pohl als Leiterin der Hochschulkommunikation, Designdozent Daniel Späti, der ein Chinaprojekt leitet, Hartmut Wickert, der dem Dossier Internationales vorsteht und das Departement Darstellende Künste und Film leitet, und als Gast aus Bern ist Wendy Shaw angereist, eine US-amerikanisch-türkische Kunsthistorikerin und Kulturwissenschafterin. Als erstes sprechen wir dem Kaffeeautomaten gut zu. Dann reden wir ziemlich Klartext.
Thomas D. Meier schmunzelt und sagt, er könne das meiste dieser Kritik nachvollziehen. Ausser was die Musik betreffe: Das letzte Stück, das französische «Toucher» von Vinko Globokar, sei ja gerade eine Auseinandersetzung mit Galileo gewesen, auch davor habe es Rekurse auf Lichtenberg gegeben, also auf europäische Wissenschaftsgeschichte und ihre Welterfahrungen. Man habe vermeiden wollen, ein Thema wie Internationalisierung mit etwas World Music zu illustrieren. In der Tat, das wäre Kitsch gewesen, finde ich auch. Aber irgend etwas, das die kurz vorgestellten Projekte etwas sinnlicher fassbar macht, das die latente Phrasengefahr in den Diskursen über Austauschprojekte mit Beispielen kontert? Und ist es sinnvoll, dass ich das nun in diesem Blog noch einmal entgegne, behalte ich so das letzte Wort? «He is keeping the power, he is a journalist», witzelt Wendy Shaw am Ende des Gespräches halbernst. Alle lachen. Unten geht es zur Kommentarfunktion…
Wie anders muss der andere sein?
Man kann nicht eine Stunde lang über eine paar Grafiken und die Musikauswahl reden, das bleiben interessante Marginalien, die etwas berühren an den Rändern, eine Diskussion anschieben, sie aber nicht stellvertretend führen können. Im Zentrum stehen andere Fragen. Zum Beispiel jene nach dem Status der Differenz, oder wie fremd das Fremde sein muss, um von Internationalisierung sprechen zu können. «It’s all about differences», sagt ein amerikanischer Schauspielstudent im Einspieler zum Projekt Building Bridges. Stimmt das? Wenn die Leiterin der Tisch School of the Arts in New York sagt, bei Ihnen werde der Schauspieler zum Autor, zur Kreativkraft ausgebildet, denke ich: Ist das in Zürich nicht genauso, hat mir dasselbe nicht bereits Hartmut Wickerts Vorgänger ins Gerät diktiert, vor rund 15 Jahren? Sind diese Differenzen mitunter bloss feine Unterschiede, die überbewertet werden, um von einer Fremdheitserfahrung sprechen zu können, die den eigenen Horizont in Wahrheit gar nicht überschreitet? Und wie sinnvoll ist es, das Gegenüber als Fremden zu konstruieren und ihn auch ständig fremd zu belassen?
Hartmut Wickert erzählt von der Fahrt nach New York mit seinen Studierenden, vom anderen Kontext solcher Aussagen über Autorschaft und Differenz. An der Tisch School haben die Leute einen diverseren Background als in Wickerts Departement. Autorschaft hat eine andere Konsequenz, die kulturellen und sozialen Differenzen sind in den Produkten besser sichtbar. Wendy Shaw, die lange in der Türkei gearbeitet hat, aber in den USA aufgewachsen ist und ausgebildet wurde, erörtet eine grundlegende Differenz: In den USA sei man, gerade an den Unis, schon lange zu einem pluralistischen Modell übergegangen, zu einem Ansatz also, der die kulturellen Unterschiede respektiere oder sogar betone. Dies stehe im Gegensatz zu einer assimilativen Kultur, wie sie in der Schweiz noch immer mehrheitlich herrsche, so ihre Einschätzung. Deshalb sei es für Schweizer Studierende noch wichtiger als für andere, ausserhalb des Gewohnten zu studieren. «Learn to fail», sagt Wendy Shaw, das sei wichtig auf dem beruflichen Weg. Um mit Widerständen umgehen zu können, welche in der Schweiz oft von Perfektion kaschiert werden.
Raus aus diesem Büro
Leaving the comfort zone, die Komfortzone verlassen: Das kennt auch Thomas D. Meier, der nickt und sagt, das sei essenziell auch für seine Studierenden. Obwohl die meisten es kaum so formulieren würden und ihre Auslandstudienzeit eher nach Freizeitangeboten ausrichten würden. Wir lachen wieder. Und Daniel Späti widerspricht. Seine Erfahrungen in China mit der «Nationalen Theaterakademie für chinesische Theaterkunst» seien andere. Klar komme es vor, dass touristische Impulse mitspielen in den Entscheidungen. Vor Ort trete dies in den Hintergrund. Die Zusammenarbeit in der Summer School ist zu intensiv, um da bloss ein bisschen Ferien zu machen. Späti ist aber froh, wie Wickert auch, dass man als Dozent ein Druckmittel hat, diese Begegnungen in einzelnen Produkten manifestieren zu müssen. Wickert sieht weiter einen gruppendynamischen Vorteil in solchen Austauschprojekten. In Zürich sind einzelne Gruppen nach einer gewissen Zeit nur mehr schwer steuerbar, sie funktionieren in den gewohnten Bahnen. Wenn man sie mischt, sagt Wickert, sind die Gruppen plötzlich geprägt von Achtsamkeit, von einem Fokus auf das Thema.
Und vielleicht werden dann Konflikte nicht so einfach auf Autoritäten ausserhalb der Gruppe projiziert, sondern als eigene Schwierigkeiten erfahren. Schwierigkeiten der interkulturellen Kommunikation zum Beispiel, die Wendy Shaw «disturbances» nennt. Diese Widerstände kamen am Hochschultag selbst etwas zu kurz, oder wurden integriert von der Freude über die Vernetztheit und vom Geniessen der kulturellen Differenz, beides vor allem touristische Reflexe.
Alles könnte auch anders sein
Francis Müller, Dozent Design, hat tags davor von «Kontingenzerfahrung» gesprochen, von der Einsicht der Studierenden, dass alles auch anders sein könne, die selbst an Summer Schools eintrete. Und Daniel Späti verschwieg das Knarzen nicht, das solche Programme regelmässig produzieren: Es ist nicht immer nur ein Spass, auch wenn eine Studentin ihren Vortrag etwas unbedarft so begann: «Ich reise gerne!».
Am Ende des Werkstattgesprächs diskutieren wir, wie man die Entwicklung der Internationalisierung an der ZHdK beschreiben kann. Es geht um den Weg, den einzelne Projekte gehen müssen, wenn die Kennenlernphase vorbei ist und etwas mehr Alltag einkehrt, wenn etwas mehr Substanz oder ein vorzeigbares Produkt gefordert ist. Es hat Projekte gegeben, welche diese Phase nicht überlebt haben. Es geht aber auch um die Geschichte der Gesamtstrategie der Hochschule. Tendenz: Die Projekte dauern länger, sind nicht gleich wieder vorbei, und dehnen sich auf Semesterlänge aus wie Spätis «Common Stages.» Kann man von einer Intensivierung der einzelnen Projekte sprechen? Früher hat man jedenfalls rascher abgebrochen. Heute, sagt die Runde, wissen die andern vor allem auch mehr über uns. Auch die «andern» sind «weltweit» geworden.
VIDEOSTATEMENTS: Nach jedem Werkstattgespräch haben die Beteiligten die Gelegenheit, ihre Eindrücke kurz selbst zu schildern. Leider gab es dieses Mal technische Probleme mit dem Ton, wie erst nachträglich festgestellt wurde. Einzig das Videostatement von Thomas D. Meier liegt in akustisch brauchbarer Form vor. Die Statements der anderen Beteiligten posten wir hier in transkribierter Form als Text. Vielen Dank an die Diskutanden für Ihr Einverständnis. Und mit der Bitte um Entschuldigung: Team Z+ und Tobi Müller.
Videostatement Thomas D. Meier, Rektor ZHdK:
Transkribiertes Statement Wendy Shaw, Professin an der Universität Bern:
My name is Wendy Shaw and I am professor of world arts at the Center for Cultural Studies at the University of Bern. I was invited here as an outside observer. What I found most interesting in the presentations yesterday was the emphasis on process over product. Coming from outside, it was very different from what I expected, which would have been more about the products of cultural exchange. What I learned was how the Hochschule thinks about its role for the participants and the students. The international programs seem to be less interested in traditional understandings of cultural exchange than in learning about how creativity is structured and how one can communicate across differences in process and practice. When people are put in intercultural situations, they are forced to face their own habits, they are forced into a certain discomfort which ends up being productive in stretching their limits. The encounter is less concerned with traditions or heritage as already packaged in cultural products so much as the habits that are put into discussion or into a relationship with the habits of others. That pushes them out of their comfort zone and gives them the potential to create different opportunities of creativity.
What really came out then is that these exchange programs aren’t really about learning about other cultures. We have that anyhow, don’t we, with international tours and the internet? The issue is more how creativity can mean different things in different cultural and institutional environments. In evaluating the programs, there are two things one has to think about. One, which is the obvious one, is how these programs enhance education. This is something difficult to measure, because the product is indirect — it manifests itself in broadening the boundaries of experience, and not so much in a directly legible mark of influence. The second way of looking at this is, in a world where we do access the rest of the world easily through marketed cultural project, it is even more important for artists to get behind the scenes and think of their global counterparts not through cultural difference but as potential partners. In this sense of enhancing networks and developing communication skills, these programs enrich the educational environment.
Transkribiertes Statement Daniel Späti, Dozent Design:
Ich hatte die letzten fünf Jahre die Gelegenheit, ein internationales Kooperationsprojekt zwischen der ZHdK und Chinesischen Partnern aufzubauen. Ich denke, dass solche langfristigen Partnerschaften sehr viel Sinn machen, weil man im Verlauf der Jahre wichtige Erfahrungen sammeln kann. Diese können dann in einem nächsten Schritt nachhaltig genutzt werden, um langfristige Partnerschaften aufzubauen. Nach einer fünfjährigen Aufbauphase kommen wir jetzt in ein nächstes Stadium, in dem wir versuchen, ein Programm, welches bisher ein Sommerworkshop war, zu einem Semesterprogramm auszubauen.
Die Absicht, das Programm auszudehnen und die Gelegenheit zu nutzen, es dabei zu vertiefen, liegt in der Erfahrung begründet, dass vier bis fünf Wochen im Sommer eine gute und intensive Erfahrung durchaus zulassen, aber doch sehr schnell vorbeigehen. Häufig wurde auch von Studierenden das Bedürfnis geäussert, das Programm zu vertiefen. Mit dem Transfer des Projektes in den Zusammenhang des «Connecting Spaces Zürich Hongkong» haben wir auch ein produktives Umfeld, in dem sich mein Projekt «Common Stage» stabil und zukunftsweisend entwickeln kann.
Transkribiertes Statement Hartmut Wickert, Leiter Departement Darstellende Künste:
Der Hochschultag der Zhdk hatte das Thema «Weltweit werden». Mich interessiert das nicht nur qua Amt, weil ich der Leiter des Dossier Internationales und damit auch für die neu entwickelte Strategie der ZHdK verantwortlich bin, sondern auch persönlich als Leiter des Departementes Darstellende Künste und Film. Aus meiner Sicht sind internationale Aktivitäten für unsere Studierenden von substanzieller Bedeutung, was das positive Infragestellen eigener kultureller Standards und Begebenheiten anbelangt.
Vor allem für Bereiche, die sich per se rückbeziehen auf eine stark sprachlich und regional positionierte Kultur, ist die Infragestellung dieser Standards eine emminent wichtige, zukunftsgerichtete Aufgabenstellung. Wir haben gestern am Hochschultag verschiedene Projekte kennengelernt, die sich alle mit ähnlichen Fragestellungen beschäftigen: mit der Kommunikation unterschiedlicher Kulturen, aber auch mit der Nutzbarmachung des Erkennens von Differenzen und von Spannungsverhältnissen. Insofern finde ich das für eine Kunsthochschule, die dabei ist, sich international zu positionieren, eine ganz wesentliche Aufgabe, die vielen Aktivitäten, die an dieser Hochschule laufen, sichtbar und erkennbar zu machen und möglichst auch zu bündeln in einer übergeordneten Strategie.
Transkribiertes Statement Heike Pohl, Leiterin Kommunikation ZHdK:
Ich war Teil des Organisationskomitees des Hochschultages. Dieses Jahr lautete dessen Thema: «Weltweit werden». Für mich war das heutige Gespräch mit Tobi Müller, unserem Observer-in-Residence, sehr interessant, weil ich durch ihn einen Blick auf den Hochschultag bekommen habe von jemandem, der sich nur an diesem einen Veranstaltungstag damit beschäftigt hat. Mein Team und ich beschäftigen uns seit über einem Jahr mit dem Anlass, wir haben das alles organisiert und lange überlegt, wen wir dazu einladen wollen.
Der Anlass ist jedes Jahr aufs Neue ein Experiment, weil man nicht vorher üben kann. Es gibt soviele Beteiligte, und ich habe dieses Jahr wieder bemerkt, wie er von den Leuten lebt, die diesen Tag aktiv bestreiten, auch von ihrer Tagesform und von den Projekten. Ich bin sehr zufrieden mit «Weltweit werden» und werde gewisse Inputs aus dem Gespräch von Tobi Müller weiterverfolgen. Zum Beispiel den Einwand, dass alles etwas zu glatt war und dass man von einer Kunsthochschule auch etwas störendere Elemente erwarten könnte.
1 response so far ↓
tobias strebel // Mrz 21st 2014 at 11:26
Herzlichen Dank an Tobi Mueller für die Form dieser anregenden Observer-In-Residence-Berichte, ebenfalls herzlichen Dank für die Bemühungen der ZHdK, sich neben dem globalen Feld auch lokal und intern besser zu vernetzen. Vielleicht gab es im Leben unserer Institution(en) eine Phase der Introspektion, sogar vielleicht einer Art Autismus oder zumindest infolge der ganzen Kaskade von Restrukturierungen eine ausgedehnte Phase der Beschäftigung mit sich selber. Das Projekt Connecting Spaces weckt Hoffnung, dass der Gang nach Hong-Kong letztlich bewirkt, dass wir auch im lokalen, oder sogar in „familieninternen Diskurs“ offener werden. Dass man hier einen Kommentar posten kann, halte ich für eine schöne Sache — bleibt zu hoffen, dass zunehmend auch vermehrt „erlauchte“ Gespräche in dieser öffentlich verlangsamten Form geführt werden. Ich halte die verschiedenen Blogversuche der ZHdK für vielversprechend. Leider halten viele sich zurück, die eine sprechen gerne bei Tagungen, die anderen reden lieber aus dem stillen Kaemmerlein mit zeitlicher Dehnung
Das mit den stoerenden Elementen, die Heike erwaehnt ist so eine Sache — einerseits ist man bezueglich der Repraesentation auf der ganzen Breite fest dazu entschlossen, gefallen zu wollen, Smile!– irgendwann übermüdet sich die Gefaelligkeit und verliert sich selbst — So kann man sich für die ZHdK wünschen, dass die Hochschul-Kommunikation ein bisschen mutiger wird und Gefallen an ein Queerness, Kreativitaet, Kontingenzvisionen findet — eine Kunsthochschule, die sich so schwer tut, gelegentlich auch (als bad News taxierte) Weltschmerzaspekte zum Ausdruck zu bringen hat meiner Ansicht nach ein Indentitaetsproblem, das gestalterisch verhandelt werden soll
Dass am HST aus der Ecke der Bildenden Kunst ein rein auf oekonomische Aspekte reduzierter Vortrag kommt, fand ich irritierend — vielleicht habe ich da aber auch eine Meta-Bedeutungsspur verpasst? Waere ich von der „resignativen Zufriedenheit“ befallen, die die Mitarbeitendenzufriedenheits-Analyse der ZHdK diagnostizierte, so haette dieser Vortrag eher die Resignation als die Zufriedenheit bedient
Die musikalischen Intermezzi haben mir jedoch sehr zugesagt, nicht nur weil sie in ihrer künstlerischen Qualität (damit meine ich, ihr Potenzial, meine Wahrnehmung zu verändern) deutlich von den meisten Showeinlagen an bisherigen Hochschultagen abhoben (in diesem Punkt ein Kompliment an die Organisation), sondern weil es einfach schoen war, ueberraschend, schräg-schief-gelenk — und als besonderes Zueckerchen schmeckte mir die wundervolle Verwischung der medialen Grenze zwischen Musik und Sprache im Solostück
Dass die Chinesen kein Wort fuer „Ja“ besitzen war für mich eine grosse Neuigkeit, fuer die sich fuer mich schon fast der Gang an den HST oder der ZHdK nach China lohnte. Und dass alles auch anders sein könnte wurde dem Publikum auf sehr fundiert-verstaendliche Weise dargelegt
Als Vorschlag fuer Störende Elemente vielleicht für ein nächstes mal: ein Gruppe von Schauspielstudis hätte den Auftrag an beliebigen Stellen die Veranstaltung zu stören und durcheinander zu bringen — was dabei zum Ausdruck kommen koennte: dass die ZHdK aus jeder beliebigen Problemsitiation behend und überraschen wieder herausfindet — lebendig
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