Master in Transdisziplinarität
Dozierende: Janine Schiller (ZHdK), Basil Rogger (ZHdK) und Gesa Ziemer (HafenCity Universität Hamburg HCU)
Partner: Ein Kooperationsprojekt mit der HafenCity Universität Hamburg HCU, Studiengang Kultur der Metropole
2007 wurde die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) aus dem Zusammenschluss der Hochschule Musik und Theater Zürich und der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich gegründet, sie vereint verschiedene künstlerische Disziplinen wie Film, Fotografie, Bildende Kunst, Design, Medien, Tanz, Theater und die Vermittlung der Künste. 2006 wurde die HafenCity Universität (HCU) in Hamburg gegründet, indem verschiedenetechnische und gestalterische Bereiche wie Architektur, Stadtplanung, das Bauingenieurwesen und die Geomatik zusammengezogen wurden.
Beide Hochschulen ziehen 2013 in ein neues Hochschulgebäude: Die ZHdK ins Toni-Areal, eine ehemalige, komplett umgebaute Molkerei im neuen Stadtteil Zürich-West, die HCU in die HafenCity, einen Neubau, der auf einem sog. „Filetgrundstück“ direkt an der Elbe neben einem der Kreuzfahrtterminals im Hafen errichtet wird. Für beide Hochschulen sind die Umzüge inhaltlich wichtig, denn vor allem die Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen soll durch die physische Nähe auf einem Campus gestärkt werden.
Neben den internen Zielen sind die Umzüge jedoch auch für die jeweiligen Stadtteile von grosser Bedeutung. Zürich-West wie auch die HafenCity sind neu geplante und gestaltete Stadteile. Beide Quartiere sind heute noch steril, die Gastronomie entwickelt sich langsam, die Wohnungen sind teuer, Gentrifizierung zwingt Alteingesessene zum Wegzug. Für beide Stadtteile ist es zentral, dass durch den Einzug einer Hochschule das monokulturelle Leben sozial durchmischter und dadurch attraktiver für Wohnen, Gewerbe und Kultur wird.
Fragestellung und Arbeitsweise: Welche Hoffnungen und Wünsche verbindet die Stadtplanung mit dem Einzug der Studierenden? Wie fügen sich die Universitäten in die jeweiligen räumlichen und sozialen Strukturen der Quartiere ein? Mit welchen Aktivitäten können die Hochschulen eine sinnvolle Vernetzung mit den Bewohnenden vor Ort (Stichwort Nachbarschaft) eingehen? Was bedeutet der Slogan „Die Stadt in die Hochschule holen“? Wie wird mit Hilfe von Bildungsinstitutionen Stadtentwicklung gestaltet? Welche Impulse werden die Hochschulen auf das urbane Umfeld ausüben? Kann ein offenes Gebäude auch die Akzeptanz bei einem nicht akademischen Publikum erhöhen?
Die zwei Studierenden-Gruppen aus Hamburg und Zürich werden vor Ort Stadtforschung betreiben und sich je eine Woche gegenseitig besuchen, um die Ergebnisse auszutauschen. Ziel ist das Erlernen, Vertiefen und Anwenden von Methoden, die sich für Stadtforschung eignen (wie z.B. teilnehmende Beobachtung, visuelle Ethnografie, qualitative Interviewtechniken, Mental Maps oder situationistische Verfahren). Dabei steht die Wahrnehmung der Stadt resp. des Stadtteils im Zentrum. Zudem werden Theorien in Bezug auf Stadt diskutiert (z.B. Henri Lefebvre, Michel de Certeau, Pierre Bourdieu, Saskia Sassen, Chicago School, Jane Jacobs) und mit Praxisbeispielen in Bezug gesetzt, etwa auf der Ebene einer planerischen oder künstlerischen Auseinandersetzung.
Während der Diplomausstellung 2013 an der ZHdK soll eine eintägige öffentliche Veranstaltung (Parcours, Walking Conference o.ä.) entstehen, in deren Rahmen Studierende mit Stadtforscher/innen und Expert/innen des Alltags die neu entstehenden Milieus befragen und ihre Recherchen resp. deren Umsetzung präsentieren.