„Acting in Public“ – Raumlabor Berlin / Andrea Hofmann

Spatial Design
Typ veranstalltung: Öffentlicher Vortrag in der Reihe «Spatial Design», 2010

Die Ideen von Raumlabor Berlin kreisen um Orte der Zusammenkunft: Eine Oper in einer U-Bahnstation, eine Gondelfahrt durch den gefluteten Rest des Palastes der Republik in der Mitte Berlins, eine Reise in einem selbst gebauten U-Boot auf dem Rhein oder eine Experimentierplattform für Workshops, Screenings, Performances – wild und aktiv, so zeigen sich die Projekte des Berliner Künstler- und Architektenkollektivs. Ihr Motto lautet „acting in public” – und die Stadt ist ihr Handlungsraum. Das Verständnis von Stadt ist dabei ein grundsätzlich anderes als bei herkömmlichen Sichtweisen der Stadtplanung. Fragt man die Gestalter nach ihren Vorbildern, so antworten sie, sie seien inspiriert von Strömungen utopischer Avantgarde-Architektur und von dem amerikanischen Schriftsteller und Musiker Henry Rollins, also von einer Mischung aus Punk, experimenteller Grenzüberschreitung und Poesie.

Die achtköpfige Gruppe Raumlaborberlin besteht seit 1999. Auf vielfältige und immer wieder verblüffende Weise arbeitet Raumlabor Berlin daran, den Raum zu transformieren und die Qualitäten einer Stadt wiederzuentdecken. Leben und Erleben, Zusammensein und Auseinandersetzung sind dabei Kategorien, an denen sich ermessen lässt, wo und wie Zukunft entsteht. Das Urbane steht dabei immer für Begegnung. Um solchen Orten nachzuspüren, entwickelte Raumlabor Berlin (zusammen mit Plastique Fantastique) das „Küchenmonument” (2006) und den „Space Buster” (2009) als mobile Einsatzfahrzeuge auf der Suche nach dem öffentlichem Raum. Bei dem Space Buster handelt es sich um einen modifizierten Kleintransporter, dessen Inneres, mit Sitzbänken und einer Garderobe ausgestattet, zu einem Aufenthaltsraum avanciert. Hat er einen Ort gefunden, etwa eine Brache unter einem Highway, wird er dort geparkt und die Suche beginnt, indem sich eine pneumatische Raumhülle zu entfalten beginnt, die ganz unterschiedlichen Zwecken dient. In Kooperation mit Nachbarn und nachbarschaftlichen Initiativen finden Filmabende, Workshops oder gemeinsame Essen statt. So entsteht spontan eine Gemeinschaft, die von den Ideen eines Kollektivs verzaubert ist, das Potenzial des jeweiligen Ortes entfaltet und dessen Möglichkeiten bewusst werden lässt. Der Space Buster wirft ein Schlaglicht auf einen vergessenen Ort und motiviert seine Bewohner, selbst initiativ zu werden. So wird das Projekt zu einem Katalysator dafür, wie Stadt bewusst erlebt werden kann, was Stadt eigentlich ist. Die Idee des Urbanen, so Raumlaborberlin, ist nicht einfach da, sie muss beständig ins Gedächtnis gerufen und aktiviert werden.