What the Hack?

ZHdK: MAS Cultural Media Studies.

Master Cultural Media Studies
Typ: Studienprojekt

Autorinnen/ Autoren: Valérie Jaccard, Iris Ritter, Mariann Thalmann

Unser Projekt war geprägt von immer wieder neuen Ansätzen, sozusagen einem rollenden Prozess. Nach einem ersten Brainstorming einigten wir uns auf eine Arbeit im öffentlichen Raum: „Gehackte“ Verkehrsschilder, z. B. Verbotstafeln für Finanzhaie auf dem Paradeplatz und sahen die Grafik schon vor unserem inneren Auge… Diese Ideen wurden jedoch verworfen, da sie nicht „neu“ waren.
Über die Diskussion unsinniger Verkehrswege und baulicher Verbrechen gelangten wir zum Fussgänger- und Velotunnel zwischen Enge und Wiedikon. Eine unbewachte, gerade, circa 350m lange und 2.5m breite Röhre, fünf dröhnende Gehminuten vom Ein- bis zum Ausgang. Der Ort des Projektes war gefunden und mit dem Medium Film sollte seine Bedrohlichkeit gezeigt werden.
Diese Idee wurde wieder fallen gelassen, denn der öffentlichen Raum bedeutet nicht für Frauen die grösste Gefahr (das ist nach wie vor ihr Zuhause), sondern für junge Männer zwischen 15 und 25 Jahren.
Weiter wurde, um eine Umnutzung des Systems zu konstruieren, aus dem Unort gedanklich ein Ort für Sport und Spiel: z.B. für einen 100m-Lauf im Tunnel, mit Sportlern, Publikum und Reportern. Ein Projekt, das einen grossen Aufwand bedeutet hätte. Die Idee verschlankte sich auf eine Joggerin, die im Tunnel gegen sich selbst rennt und gewinnt. Eine Schauspielerin wurde engagiert, ein Kameramann des Schweizer Fernsehens beigezogen. Am Abend des Briefings konnte die zentrale Frage: was, warum und wofür hacken wir? noch immer nicht beantwortet werden und somit wurde auch diese Idee über Bord geworfen.

Über die im Tunnel allgegenwärtigen Sprayereien und die gruppenintern unterschiedlichen Haltungen dazu kristallisierte sich ein Konflikt heraus, der uns neu motivierte.

Wir realisierten einen Handyfilm, der eine nachgestellte, illegale Sprayaktion im Fussgängertunnel zeigt. Zentral für den Hack war, dass der Film an die Handys der Kommilitoninnen und Kommilitonen geschickt werden sollte. Da dies nicht bei allen Handytypen möglich war, steht der Film nun unter YouTube zur Verfügung.

Das Prozessuale unserer Konzeptarbeit wird nicht mit einem beständigen Mittel dargestellt, sondern mit etwas Vergänglichem, dem Rasierschaum. Und der Spruch WHAT THE HACK? (Was soll’s mit dem Hacken?) – in Anlehnung an das englische „What the heck?“ (Was zum Teufel?) – hackt auf der sprachlichen Ebene die Aufgabe, während er auf der visuellen Ebene umgesetzt wird. Einerseits wird im Text die Rhetorik des Sprayens aufgenommen als eine Absage an das Vorgegebene (hier die Aufgabenstellung, dort der Status quo). Andererseits verdeutlicht dies auch inhaltlich unsere kritischen Positionen, die wir uns erarbeitet haben. Die einen fanden, dass die Gesellschaftskritik, wie sie im Cultural Hacking praktiziert wird, keinen Raum lässt für Alternativen und Visionen, also keine konstruktive Kritik darstellt, andere fanden, dass die Position des Vorspielens des Cultural Hackings inakzeptabel ist, da zu betrügerisch und verdeckt.

Aufgrund der vergänglichen Natur unserer Aktion wurde eine Dokumentation nötig, um sie präsentieren zu können. Im Internet fanden wir viele Handyfilme zum Entstehungsprozess von Sprayereien. Ausserdem wird so der Touch der illegalen Aktion besser transportiert, was den Hack als Pointe verdeutlicht. Wir stellen die illegale Sprayaktion nach. Diese Dramaturgie wird bestimmend und daraus ergibt sich ein authentischer Look & Feel für unsere mediale Arbeit: O-Ton, Plansequenz, keine „Retakes“ und natürlich das Handy als Kamera, was auch die gewünschten entsprechenden Auswirkungen auf die Bildführung hatte.

Uns ist wichtig, unseren reflektierten Umgang mit der Aufgabenstellung auf eine humorvolle Art und Weise weiterzugeben. Sollte jemand geschmunzelt haben, so haben wir unser Ziel erreicht mit unserer Botschaft: What the Hack!