Interview mit Eva Kläui

„Gälled Sie, Sie chönnd no vo Hand zeichne?“

Bereits als Kind hat Eva Kläuis Schwester ihre Zeichnungen verkauft. Als sie dann mit 17 Jahren die Abschlussausstellung der Fachklasse für Wissenschaftliche Illustration besuchte, wusste sie: „Das esch min Bruef.“ Einen Plan B gab es nicht.
Im Studium hat sie ihre handwerklichen Fertigkeiten erlernt. Nach dem Studium waren diese gefestigt und sie konnte sich bei Aufträgen schnell einarbeiten. Jedoch fühlte sie sich noch nicht wirklich bereit für den Berufsalltag. Ihr wurde nicht beigebracht, wie man Aufträge akquiriert und erfolgreich abwickelt. Die administrativen Aufgaben waren ihr fremd. Doch ist sie in dieser Zeit noch mit einer Lockerheit an die Arbeit heran getreten, die sie sich heute nicht mehr erlauben würde. Seit 19 Jahren arbeitet Eva Kläui jetzt schon mit Leidenschaft als Illustratorin. Trotzdem ist es harte Arbeit und finanziell gibt es immer wieder Schwankungen. Um sich darin etwas Sicherheit zu schaffen, empfiehlt sie eine Kombination aus Festanstellung und selbständigem Arbeiten.
Das Internet ist etwas, das viel verändert hat. Sie erzählt, wie sie anfangs noch mit ihrer Illustration zur NZZ gegangen ist, um sie dort in analoger Form abzugeben. Das Internet habe ihren Job vereinfacht. Auch wenn es um administrative oder rechtliche Angelegenheiten geht, helfe Google weiter. Digitales Arbeiten war im Studium kein grosses Thema gewesen und wurde in etwa drei Wochen Photoshop abgehandelt. Die Programme hat sie sich selbst beigebracht. Zeichnungen macht sie heute noch analog und färbt sie dann digital ein. Das digitale Arbeiten bringt, insbesondere im Bereich Korrekturen, Vorteile mit sich. Seit zwei Jahren führt sie eine Webseite, die ihr Arbeit erspart und Anerkennung einbringt. Es ist ein Portfolio, in dem sie bewusst eine schlichte Auswahl trifft. Mit dem, was man den Auftraggebern zeigt, kann man auch Einfluss nehmen, welche Art von Aufträgen man bekommt. Davor hat sie für jeden Kunden ein PDF zusammengestellt. Sie tat das zwar gerne, einen Link angeben zu können, ist jedoch einfacher. Aufträge bekommt sie über ihre Webseite nur selten. Das läuft bei Eva Kläui über Empfehlungen ihrer Kontakte. Als sich die digitalen Techniken durchzusetzen begannen, wünschten sich das nicht alle Kunden und so bekam sie einmal einen Anruf einer Agentur, die fragte: „ Gälled Sie, Sie chönd no vo Hand zeichne?“ Ja, das kann sie und auch malen. Im Atelier steht eine Staffelei mit einem Bild von verschiedenen Süssigkeiten, ein eigenes Projekt. Es ist eine alte Technik mit Ölfarbe, die sie anwendet. Es sei sozusagen das Umgekehrte des Aquarells. Man beginnt mit einer Lasur, dann arbeitet man mit Weisshöhen und verschiedenen Schichten. Auch wenn einem im Berufsalltag niemand mehr zahlen würde, die analogen Techniken in ihrer Perfektion auszuführen, sei es doch ein gewisser Berufsstolz, das noch zu können. Zudem hilft es, ein Objekt zu verstehen und das Auge zu schulen.

Noch heute ist Eva Kläui sehr gerne Illustratorin und empfindet es als ein Privileg mit dem, was sie am besten kann, ihr Geld verdienen zu dürfen. Das gestalterische Arbeiten, das Handwerk und auch die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern schätzt sie sehr. Es sei immer wieder spannend, als Laie in ein Fachgebiet Einblick zu bekommen. Auch die Reaktionen von Leuten, die ihre Illustrationen sehen, sind teils sehr rührend. So habe eine Frau, vor lauter Glück, Tränen in den Augen gehabt, als sie eine persönlich gestaltete Karte zum Abschied aus der Firma bekam. Wenn man Eva Kläui jetzt fragen würde, welche Bilder ihr selbst gefallen und zuhause an der Wand hängen, würde sie bestimmt gerne über die Zeichnungen ihrer eigenen Kinder erzählen.

www.evaklaeui.ch

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