Interview mit Michel Casarramona

Michel hat mich sehr freundlich in seinem Atelier in Wiedikon empfangen und zeigte mir als erstes sein Büro. Es war ein ehrliches und angenehmes Gespräch indem mir Michel über seinen Arbeitsalltag und über seine Erfahrungen, die er bis jetzt als Grafiker und Illustrator sammeln konnte berichtete. 

Heute arbeitest du als Grafiker und Illustrator, kannst du mir etwas über deinen Werdegang erzählen?

Er hat mir erzählt, dass er den gestalterisch Vorkurs in Zürich absolviert hatte und dann leider die Aufnahme an der Kunstgewerbeschule in die Grafikfachklasse und für das Wissenschaftliches Zeichnen nicht geschafft hatte. Somit hat er sich für ein Jahr Pause entschieden, in welchem er verschiedenen Arbeiten nach ging, um Geld zu verdienen. Nach diesem Jahr machte er eine Lehre als Grafiker.

Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders und welche Dinge machst du eher weniger gerne?

Besonders gerne macht er Zeichnungen ohne einen Auftrag. Meist muss er sich aber damit abfinden, dies nur als Aufwärmübung machen zu können, da es allein leider kein Geld einbringt. Gerne verliert er sich auch in einer Arbeit und arbeitet stunden lang an einer Schrift oder an einem Charakter weiter, obwohl er schon längst eine grosse Auswahl an fertigen Varianten hätte. Charakter die auch ihn selber zum lachen bringen, erfreuen in besonders und die Illustrationen dann mit den entworfenen Schriften zu kombinieren, machen ihm auch grossen Spass. Unteranderem ist ihm bei einem Auftrag wichtig, wie begeistert sich ein Kunde zeigt und wie gut die Kommunikation abläuft. Umso Konstruktiver der Kunde ist, desto lieber vertieft er sich auch in die Arbeit.

Die ganzen Fleissarbeiten, die natürlich auch dazu gehören wie Scannen, Vektorfarbmasken erstellen, Anpassungen und so weiter sieht er als selbstverständlich an. Es ist nicht der amüsanteste Part an seinen Arbeiten aber trotzdem ein wichtiger Teil für ihn, damit die Details des Endprodukts auch wirklich stimmen.

Kannst du mir etwas über deine Arbeitstechnik / deinen Arbeitsprozess erzählen?

Auf seinem Tisch befinden sich einige Skizzen, ein Leuchtpult und ein Scanner und die vielen Bleistifte daneben passen zu seiner Erzählung, dass er seine Arbeiten mit vielen Bleistiftskizzen beginnt. Diese erstellten Bilder kombiniert er dann weiter und mit Hilfe des Leuchtpults können die ausgewählten Motive rein gezeichnet und dann eingescannt werden. Die im Photoshop gesäuberten Zeichnungen werden dann mit Farbflächen im Illustrator hinterlegt:„ein bisschen wie Malen nach Zahlen“ meint er. Manchmal färbt er seine Bilder auch mit Pinsel ein, was aber eher aufwendig ist.

Wie haltest du dich up to date?

Interessiert und neugierig zu sein ist für ihn besonders wichtig. An dem „Technikwahnsinn“ heut zu Tage stört er sich eher. Seiner Meinung nach muss man sich nicht in allen Bereichen immer die neusten Geräte und Programme anschaffen. Er arbeite seit 10 Jahren mit der gleichen Photoshop und Illustrator Version und ist damit ganz zu frieden. Die Programme zu kennen findet er aber dennoch wichtig, gerne wäre er ein bisschen besser in Photoshop, um sich kleine Korrekturen, die analog einen grossen Aufwand bereiten, zu ersparen.

Wie bist du Anfangs an Aufträge gekommen und hattest du auch schon negative Erfahrungen mit Kunden?

Er habe 2 Monate bei seinem Lehrmeister weitergearbeitet als finanzielle Starthilfe und konnte danach kleinere Aufträge als selbsterwerbender Grafiker umsetzen.

Anfangs musste er sich kein Atelier finanzieren, da  er von zu Hause aus gearbeitet hatte. Irgendwann kam dann das Angebot von seinem Lehrabschlussexperte, dass er in seinem Büro ein kleines Zimmerchen gratis beziehen konnte. Dort blieb er dann 8 Jahre, bis er in sein heutiges Atelier gewechselt hat.

Er organisierte zu diese Zeit Konzerte und konnte dadurch einige Konzertflyer und Plakate erstellen. So sammelten sich nach einiger Zeit wichtige Auftraggeber zusammen wie zB. Turbinen Bräu oder den Club Luv. Da er auch Bekannte im Gastrobereich hatte konnte er sich auch dort einige Aufträge sichern. 

Auf jedenfall hatte er auch ein paar unerfreuliche Aufträge zu dieser Zeit, bei welchen er der Meinung ist, dass man als 20 Jährige Person vielleicht nicht genügend ernst genommen wurde in dieser Branche. So schlug er sich durch und seine qualitative Arbeit wurde von den Kunden geschätzt und somit kann er ein Teil davon, heute noch zu seinen Kunden zählen.

Wirst du heute von einer Agentur vertreten oder vermarkst du dich selber?

Eine Zeit lang hatte er sich von einer Agentur vertreten lassen. Da es aber meist mit viel Aufwand verbunden war und er nach einiger Zeit wusste was seine Arbeit wert ist, hatte er sich entschieden sich wieder davon zu lösen.

Dann bezieht du auch keine Hilfe für deine Buchführung?

Er antwortete mit nein, er macht es eher schlecht fand er lachend, es sei ein Ärgernis den Zahlungen nachzurennen aber er mache dies selbst.

Hast du irgendwelche Tipps für angehende Illustratoren oder sonst etwas das uns gerne mitgeben möchtest? 

Sich mit Qualität zu verkaufen und sich als etwas Wertbares und Kostbares anzubieten. Man soll wachsam und aufmerksam bleiben und nicht zu zurückhalten sein. Man sollte sich etwas zumuten und unter Druck geht es meistens besser findet er. Somit kann man Erfahrungen sammeln und sich aus seiner Komfortzone heraus bewegen. 

Er ist auch der Meinung das es wichtig sei in den Sozialen Medien präsent zu sein. Vor allem wenn man keine Stammkunden hat, die Webseite allein reiche heutzutage ziemlich sicher nicht mehr. Man sollte sich überlegen wer man sein möchte und was man darstellen möchte.

Auch mit Frust umzugehen müsse man lernen, da es schwierig geworden sei zu Aufträgen zu kommen, da zum Beispiel heute eher die Leute gebucht werden, welche die Aufträge für einen kleineren Preis ausführen.

Ausserdem kann er es sehr empfehlen den Kontakt zu anderen Illustratoren zu pflegen und auch zusammen zum Beispiel Events zu organisieren. Sich also nicht als Konkurrenten zu betrachten sondern von einander zu lernen auf allen Ebenen.

Ich danke Michel herzlich für die Zeit, die Tipps und die spannenden Erzählungen und wünsche ihm weiterhin viel Erfolg.

https://www.casarramona.ch