Interview mit Ingrid Berney

Im Dezember 2018 durfte ich Ingrid Berney in ihrem Atelier unweit der ZHdK besuchen. Dieses teilt sie sich mit dem Büro Stadt Raum Verkehr. Zur wissenschaftlichen Illustration kam Ingrid durch ihre Faszination der Arbeiten von Walter Linsenmaier, einem Insektenzeichner. Wissenschaftliche Themen interessieren sie und ihr gefallen die entstehenden Produkte, besonders, dass diese Inhalte transportieren und genau zeigen, was wichtig ist.

Das Studium hat Ingrid 2004, noch am alten Standort an der Museumsstrasse, abgeschlossen. Besonders positiv hat sie die zeichnerischen und malerischen Aspekte in Erinnerung. Was hingegen ihrer Meinung nach eher zu kurz kam, war die vertieftere Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Inhalten.

Im Umgang mit den digitalen Medien ist es für Ingrid eine bewusste Entscheidung, inwieweit man sich mit diesen auseinandersetzt, um à jour zu bleiben. Ihre Arbeiten finden heutzutage hauptsächlich digital statt, teilweise ausgehend von vorskizzierten Motiven, die am Computer weiterbearbeitet werden.

Seit drei Jahren arbeitet Ingrid selbständig, davor war sie acht Jahre bei der Kantonsarchäologie Luzern angestellt. Ein Grund für den Entschluss die Kantonsarchäologie zu verlassen, war der ihr fehlende Austausch mit anderen Illustratoren und das damit verbundene ausbleibende Weiterkommen.

„Das in Luzern war wie ein einsamer Posten, da hatte ich kein Dialog mit jemandem über das was ich mache. Das fand ich schwierig.“

Ihre aktuellen Aufträge stammen aus unterschiedlichen Gebieten. Durch ihre vorangegangenen Ausbildungen als Lehrerin, Landschaftsarchitektin und Gärtnerin hat sie die Möglichkeit mehrgleisig zu fahren und auf diesen Berufen zu arbeiten, je nachdem wie es sich ergibt. Gegenwärtige Aufträge sind beispielsweise Modelle für einen Landschaftsarchitekt oder für Stadt Raum Verkehr verkehrstechnische Einzelheiten aufzunehmen.

Im Umgang mit einem neuen Auftrag versucht Ingrid möglichst schnell, möglichst viele Informationen zu bekommen, sodass die Arbeit deutlich wird. Seitens der Arbeitgeber ist jedoch nicht immer eine klare Vorstellung vorhanden.

„Es bewährt sich, möglichst schnell ein Produkt hinzulegen, welches die Leute zerpflücken können.“

Danach wird die gefundene Lösung immer genauer formuliert. Bei Besprechungen hilft es, das Gesagte und Abgemachte festzuhalten, um später als Absicherung darauf zurückgreifen zu können. Die Freiheit in der Art der Umsetzung ist unterschiedlich. In der Archäologie als Beispiel gibt es Standards, die befolgt werden müssen. Andere Auftraggeber haben bereits Vorstellungen für die Medienwahl und dann gibt es auch die Möglichkeit, dass jemand sich überraschen lassen möchte. Eine gute Zusammenarbeit zwischen ihr und den Auftraggebern ist für Ingrid essenziell.

Was Ingrid rückblickend betrachtet, bezüglich lückenhaften Kompetenzen nach dem Studium, sagen kann, ist, dass sie sich das Durchspielen eines Auftrages von Anfang bis Ende gewünscht hätte. Auch dass die Interdisziplinarität ein wichtiges Thema ist und Wissen in Bereichen wie der Typografie sehr sinnvoll ist.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Ingrid für das interessante Gespräch und den Einblick in ihren Berufsalltag den sie mir damit gewährte.

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