Das Atelier C in Lanzarote

Freitagnachmittag – ein Telefon nach El Golfo, Lanzarote. Am anderen Ende der Leitung sitzt Claudine Etter in ihrem umgebauten, weissen Van mit Blick aufs Meer. Hier, auf acht Quadratmetern arbeitet und wohnt sie als freischaffende Illustratorin.

Claudine erfüllt sich mit dieser Art des Lebens einen Traum. Sie ist seit 10 Jahren selbstständig und hat bis vor drei Monaten in Bern gearbeitet. Zuerst sieben Jahre alleine, dann drei im Effinger Co-Working Space, wo sie sich den Arbeitsplatz mit Leuten den unterschiedlichsten Branchen teilte. ‹‹Selbstständigkeit isch es herts Pflaster››, gibt sie zu. Da sei es wichtig, dass man sich austauschen und – von der Buchhaltung bis zu schwierigen Kundengesprächen – alles besprechen kann. 

Das einzige, was sie mit dem Leben als ‹digital nomad› etwas vermisst, ist dieser Austausch. Sonst bietet ihr das Leben im Van bis jetzt nur Vorteile; durch die vielen neuen Eindrücke jeden Tag ist sie sehr inspiriert und effizient. Ihr Ideenpool versiegt bestimmt nicht!

Es ist Claudine wichtig, dass der Kundenkontakt gut erhalten bleibt trotz der Distanz. Sie hat verschiedene Kunden, mit denen sie schon lange zusammenarbeitet. Da läuft die Kommunikation (auch in der Schweiz) vor allem über E-Mails, da sie schon eingespielt sind, und Bildsprache, Inhalt und Spezialisierung schon geklärt. Bei Aufträgen wo noch mehr Absprache nötig ist, hat sie Meetings über Skype – Entwürfe und Skizzen kann Claudine während dem Gespräch über die Chatfunktion verschicken. ‹‹Das funktioniert gut!››

Ihr erster grosser Auftrag war ein Plakat für einen Chor. Mit diesem Plakat kam ihre Karriere als Illustratorin ins Rollen – das Plakat wurde gesehen und es folgten weitere Aufträge. Damals studierte sie noch an der Kunsthochschule in Berlin. Das Studium brach sie jedoch bald ab, da es für sie zu theoretisch war. Es interessierte sie, wie die Realität aussieht, ob und wie sie als selbstständige Illustratorin arbeiten könnte. Zurück in der Schweiz wagte sie dann diesen Schritt.

Anfangs waren die Aufträge spärlich und sie musste, wie sie sagte, einfach Vertrauen haben, dass es läuft. Zur Sicherheit arbeitete sie zwischendurch immer wieder als Lehrerin. 

Nun finden die meisten Kunden über ihre Website, oder über publizierte Illustrationen zu Claudine. Es freut sie immer wieder, wenn Kunden genau ihren persönlichen Stil für die Zeichnungen wünschen. Jedoch, meint sie, ist es wichtig, immer zu spüren, was der Kunde wünscht, was passt, und je nachdem den Stil anzupassen – viele Bildsprachen zu sprechen. Das bietet immer neue, spannende Herausforderungen. 

‹‹Es isch d’Kunst, sich selber z’sii aber sich nid z’verlüüre.››

Die Arbeiten für Kunden zeichnet Claudine fast immer digital – so kann der Kunde sich gut einbringen, wenn noch kleine Änderungen gemacht werden sollen und du als Illustratorin sparst Zeit. Neben allen Aufträgen auch Pausen zu machen und eigene Arbeiten zu verwirklichen ist für Claudine wichtig: ‹‹Es isch unglaublich wichtig, das mer em eigene Kreative Moment, de eigene Idee und sich selber Sorg hebt.››

Zum Schluss zeigt mir Claudine noch ihren Arbeitsplatz und den Van. Sie klappt ein kleines Regal an der Seite des Autos auf: ‹‹Das isch mis Atelier››. 

Dann zeigt sie mir übers Handy die wunderschöne Vulkanlandschaft der Insel Lanzarote.

Die eigene Arbeit zu reflektieren, sich immer wieder neu zu erfinden und mutig zu sein – diese Ratschläge nehme ich aus dem Gespräch mit Claudine mit, zusammen mit vielen neuen Eindrücken und Einblicken. 

Ich bedanke mich herzlich bei Claudine Etter vom Atelier C für das spannende Gespräch!

 

atelier-c.ch