Interview mit Janine Wiget

Oben links: Zweifel Trendlinie
Oben rechts: Mosterei Möhl, Mostprozess
Unten links: Schokolade LAAT‘
Unten rechts: Greenpeace Magazine

 

Ich sitze zu Hause vor meinem Laptop an einem Montag und warte, bis es 13:00 Uhr wird. Ich öffne das Zoom-Meeting und schon gleich begrüsst mich Janine Wiget, eine Zürcher Illustratorin und Grafikerin.

Janine sitzt bei sich zu Hause in der Küche, sie hat noch Gäste, die aber gleich zu Beginn des Interviews sich verabschieden und gehen.

Janine Wiget begann nach der Schule eine vier-jährige Lehre als Hochbauzeichnerin. Während der Ausbildung merkte sie, dass dieser Beruf ihr zu technisch sei und zu wenig Raum für kreative Freiheit lasse. Janine erklärt mir, dass sie sich ihren Stil wahrscheinlich während der Lehre als Hochbauzeichnerin entwickelt hat. Sie mussten meist Landschaften und Gebäude in schwarz weiss abzeichnen, mit Filzstift. Nach dem Lehrabschluss arbeitete sie noch ein Jahr auf dem Beruf. Danach besuchte sie den gestalterischen Vorkurs. Während des Vorkurses entschied sie sich, eine Zweitlehre als Grafikerin zu machen, die sie 2014 abschloss. Sie arbeitete noch einige Jahre als Grafikerin in einem Team und begann sich mit der Zeit langsam selbstständig zu machen.

Ich frage Janine, ob sie Angst vor der Selbstständigkeit hatte. Sie antwortet mir, sie habe nicht wirklich Angst gehabt, da sie sich nicht von einem Tag auf den anderen zu 100 Prozent selbstständig machte sondern nebenbei immer noch als Grafikerin im Büro arbeitete und das Pensum langsam reduzierte. Die privaten Aufträge wurden immer mehr, bis sie nun seit zwei Jahren komplett selbstständig arbeitet.

„Ich kann es jedem empfehlen anfangs noch einen Teilzeitjob nebenbei zu haben, um noch ein Fixeinkommen zu verdienen. Damit man sicher Miete und Essen bezahlen kann.“

Anfangs arbeitete Janine eineinhalb Jahre lang in einem Atelier, nach einer Weile wurde es ihr aber zu teuer, weil sie eigentlich nur einen Tisch zum Arbeiten braucht. Mich interessiert es, wie sie mit der Arbeit von zu Hause aus umgeht und wie sie die Trennung von Arbeitszeit und privater Zeit meistert.

„Trennung gibt es dann nicht mehr wirklich. Aber es hat mich nie gestört.“

Sie arbeitet gerne am Wochenende, oder einfach dann, wann sie sich danach fühlt, ob es um 2 Uhr nachts oder 8 Uhr am Morgen ist. Wenn sie einmal Abstand braucht, geht sie in ein Café um zu arbeiten.

Ich entdeckte Janines Arbeit über die Seite Illustratoren Schweiz. Janine erzählt, dass sie über diese Plattform schon viele Kunden gewonnen hat. Es sei wichtig, dass man die eigene Arbeit online präsentiert, zum Beispiel auf Web-Sites, Instagram oder Linked-In. Sie selbst schreibt selten Kunden an, die Kunden kommen zu ihr. Aber falls man selbst gerne für eine spezifische Firma arbeiten würde, soll man sich nicht scheuen, selber anzufragen. Ein anderer Weg Kunden zu gewinnen sei, das Portfolio an Agenturen zu senden, um einen Fuss in der Tür zu haben. Janine erzählt mir auch, dass zufriedene Kunden immer wieder zu ihr kommen mit neuen Aufträgen.

Einer ihrer neueren Kunden ist das Unternehmen LAAT‘, das in Guatemala hochwertige Fairtrade – und Bio-Schokolade herstellt. Für Janine ist dies ein Herzensprojekt. Sie steht hinter dem Projekt und die Unternehmer liessen ihr viel Freiheit bei dem Design der Verpackungen. Ein weiteres Projekt, welches ihr sehr gut in Erinnerung blieb, ist eine grosse Illustration des Mostprozesses für die Mosterei Möhl in Arbon. Ihre Illustration wurde in grosse Sperrholzplatten gefräst. Ihr gefiel die Abwechslung zu den meisten anderen Aufträgen, bei denen das Endprodukt entweder digital oder auf Papier gezeigt wird.

„Die Sperrholzplatten kann man anfassen, sie haben eine Struktur, das gefällt mir.“

Zuletzt frage ich Janine, ob es für sie so etwas wie einen Wunschauftrag gibt. Sie muss zuerst eine Weile überlegen. Sie sagt, sie würde sehr gerne eines Tages ein Kochbuch illustrieren, da sie Bücher liebt und da ihr Kochen und Essen viel Freude bereitet.

Ich möchte mich zum Schluss ganz herzlich bei Janine bedanken, für die Zeit, die sie sich genommen hat und dass sie all meine Fragen geduldig beantwortet hat. Ein Besuch auf ihrer Website lohnt sich auf jeden Fall: janinewiget.com

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