Das Interview mit Eloisa Aldomar musste über Zoom stattfinden, da Corona ein physisches Treffen nicht erlaubte. Dieser Zustand konnte das Vergnügen aber nicht mindern. Da ich mich selber für neue Technologien und medizinische Themen interessiere, schien sie mir die perfekte Gesprächspartnerin zu sein.
Im anfänglichen Austausch über die Werdegänge erfahre ich, dass auch Eloisa eine Quereinsteigerin ist. Ursprünglich ist Sie gelernte Informatikerin und arbeitete 13 Jahre als Datenbank-Applikationsentwicklerin einer Unternehmensmanagementlösung für KMUs, zuletzt im Branchenbereich Life Science und Medizintechnik.
Nach dem Propädeutikum (Vollzeitsemester) bewarb sie sich an der ZHdK bei der Fachrichtung Knowledge Visualization. Sie wollte unbedingt einen Studienplatz. Als die Zusage für das Studium kam, hat Eloisa ihren Job gekündigt und sich auf das neue Abenteuer eingelassen. Ihr Plan, ihre Leidenschaften Informatik und Design beruflich miteinander zu verbinden, ist ihr sehr gut gelungen. Diese Symbiose spiegelt sich in ihren Bachelor- und Master-Diplomarbeiten wieder.
«Nicht zu wissen, wo es mich im Studium oder beruflich hinführt, macht mich sehr unsicher. Das ist gleichzeitig jedoch auch sehr spannend.»
Eloisas Abschlussarbeiten haben mich auf sie aufmerksam gemacht. Ihre BA-Diplomarbeit «post mortem» befasst sich mit der virtuellen Autopsie in der Rechtsmedizin. Eloisa ging der Frage nach, wie gestalterische Eingriffe in ein Visualisierungsprogramm für die klinische Diagnostik die forensischen Befunde verständlicher und wissenschaftlich korrekt vermittelt werden können. Auch ein pathologisch ungeschultes Auge soll weiterführende Erkenntnisse aus der Betrachtung der Bildrekonstruktion gewinnen können. Daraus entstanden eindrückliche computertomografische 3D-Rekonstruktionen.
Nach ihrer prämierten BA-Diplomarbeit hatte sie die Möglichkeit, mit einem forschungsorientierten Masterstudium ihr erlangtes Wissen zu vertiefen. Sie arbeitete weiterhin mit dem Institut für Rechtsmedizin IRM der Universität Zürich zusammen. Der Schwerpunkt dieser Kooperation lag in der Erkenntnis-Visualisierung.
Eloisa war von der Verbindung zwischen ihrer Arbeit und der Wissenschaft schon immer fasziniert. Sie war lediglich offen gegenüber den Kooperationspartnern und wagte sich, als alleinige Interessierte ihrer Klasse, an das Projekt heran. Die inhaltlichen Themen ihrer BA- und MA-Diplomarbeit hat sie mit ihrem Kooperationspartner gemeinsam besprochen.
«Ich hatte keine BA-Referenzarbeiten zur Ansicht für meine Thesis.»
Für Eloisa war das spannende Gebiet Neuland. Plötzlich unterlag sie der Schweigepflicht, da sie mit vertraulichen Daten arbeitete. Auch musste sie vor Ort beim Kooperationspartner in Zürich arbeiten, da die Software für die klinische Diagnostik nur beim Institut als Client-Server-Installation zur Verfügung stand.
Drei Jahre nach ihrem BA-Abschluss 2017 hat das IRM einen zweiten Teil ihrer BA-Diplomarbeit in einer Publikation veröffentlicht. Eloisa findet es wichtig, dass Co-Autorenschaft von Designern in solchen wissenschaftlichen Publikationen erwähnt werden.
«Was für die Illustratoren Aufträge sind, sind für mich die Kooperationsprojekte und die wissenschaftlichen Publikationen.»
Aktuell ist Eloisa auf der Suche nach Kooperationspartnern, um ihre Forschungsaufbauprojektidee von 2020 zu konkretisieren und daraus ein Forschungsprojekt in der eigenen Fachrichtung zu starten. Sie recherchiert nach Fragestellungen, die sich mit bildgebenden Verfahren, primär in der Medizin aber auch in der Industrie, beschäftigen. Ihr erlangtes Wissen (Informatik & Design) möchte sie miteinbeziehen.
Hat Eloisa Wünsche für die Zukunft? Ihr nächstes Ziel ist eine eigene Homepage zu erstellen. Sie möchte Zeit für eigene Projekte haben und so ihr Portfolio weiterführen.
Liebe Eloisa, vielen Dank für das spannende und sehr inspirierende Gespräch.