Interview mit Lara Call Gastinger

Lara Call Gastinger ist eine selbstständige bo­tanische Illustratorin aus Virginia. Ich durfte sie Anfang Dezember über Zoom interviewen und sie erzählte mir über ihren Beruf und Alltag.

 

Das Meeting fängt an und ich sehe Lara in ihrem sonnigen Atelier. Die Wände sind mit botani­schen Illustrationen bedeckt und zwischen den Büchergestellen stehen unzählige Pflanzen.

Lara hat ihren Weg zu der Botanischen Illustration durch eine eher ungewöhnliche Art gefunden. Sie hatte schon lange Interesse an Illustration, aber ihre Eltern empfahlen ihr, anstatt eine Kunstschule zu besuchen etwas im wissenschaftlichen Bereich zu studieren. Nach einem Bachelor in Biologie entschloss sich Lara dazu Pflanzenökologie zu studieren. Mit einem Masterabschluss in der Hand, wollte sie Feldbotanikerin werden, um sich nahe mit Pflanzen auseinandersetzen zu können, bis sie die Stellenausschreibung von Flora of Virginia sah. Bei diesem Projekt ging es darum ein Buch über die Pflanzen in Virginia zu illustrieren. Lara meldete sich bei ihnen und erhielt prompt die Stelle. Dieses Projekt dauerte zehn Jahre und in dieser Zeit zeichnete sie 1300 Illustrationen.

Durch diesen Auftrag hatte sie die Chance von zuhause aus zu arbeiten und bei ihren Kindern zu sein. Zudem startete sie in diesen Jahren das Perpetual Journal. Die Idee vom Perpetual Journal ist, dass man jede Woche auf eine neue Doppelseite zeichnet. Diese Doppelseite wird im nächsten Jahr wieder besucht und gezeichnet wird so lange bis das Skizzenbuch voll ist. Es braucht nicht viel Arbeit pro Woche, doch es fördert trotzdem die Lust über Pflanzen zu lernen und das zeichnerische Können.

Ihre ersten Aufträge bekam Lara durch ihre Instagram Page. Sie postete regelmässig ihre Kunst und wegen ihrer Arbeit bei Flora of Virginia hatte sie einen guten Ruf. Lara sagt, dass sie heute wahrscheinlich viel mehr Mühe hätte durch Instagram ein Publikum zu finden. Der Algorithmus hat sich zu stark verändert. “That being said, I do think that instagram is a great place to curate and create your own portfolio. More than a website.”, sagt Lara.

Einige Zeit später fing sie an zu Unterrichten. Ich frage sie, ob das ihre Lieblingsarbeit ist. “I do like teaching a lot. I like helping people see things in nature better around them. I love it when people are like: “I look at leaves so differently now.”, that makes me feel like I’m making a difference.” Allerdings liebt sie es auch in ihrem Studio zu Malen. Es ist wichtig eine gute Balance zwischen beiden zu finden, sagt sie.

Der Unterricht findet in einem Kunstzentrum und Online statt. Die Kurse die sie hält sind Perpetual Journaling, ein Finelinerkurs und ein Malkurs, aber dieser findet im Moment wegen Covid nicht statt. Dies liegt daran, dass die Leute meistens keine guten Kameras haben und es sich deswegen nicht lohnt diesen durchzuführen. Dafür postet sie auf Patreon öfters Videos zur Malerei.

Patreon ist seit neustem ein wichtiger Teil von Laras Einkommen. Kunden können sich dort Abonnements kaufen, um monatlich Postkarten, exklusive Posts und live Videos zu erhalten. Dies ist praktisch, denn botanische Illustrator*in sein lohnt sich wirtschaftlich gesehen nicht, wenn man keine grossen Kunstwerke verkaufen kann. Deswegen verlässt sie sich hauptsächlich auf das Unterrichten und Patreon, erzählt Lara.

Ihre Wochen sehen jedes Mal ein Wenig anders aus. Sie schaut sich ihre Arbeit an und plant dann ihre Tage. Am liebsten arbeitet sie an mehreren Projekten gleichzeitig. Meistens ar­beitet sie an allen Wochentagen und nicht selten auch Abends. Das gibt ihr den Freiraum, um an verschiedenen Bildern zu arbeiten, wenn sie die Lust dazu hat.

Wichtige Schritte, nach Laras Erfahrung, um eine erfolgreiche Karriere als Illustrator*in aufzubauen, sind ein gutes Portfolio erstellen, auf Instagram aktiv sein und einen eigenen Stil ent­wickeln. Selbstbewusst sein und sich bei potenziellen Kunden und Kunstwettbewerben melden ist auch essenziell. Als botanischer ­Illustrator ist es ausserdem wichtig, sich mit den Pflanzen auseinanderzusetzen die man zeichnet und sich allenfalls sogar in eine bestimmte Richtung, wie etwa Moose oder Flechten, zu spezialisieren.

Zum Abschluss frage ich Lara, ob es noch etwas gibt, was sie Studenten auf den Weg geben will. Sie erzählt mir über die Dichterin Mary Oliver und ihr Zitat: “Pay attention, be astonished, tell about it.” Dieser Satz begleitet Lara täglich bei ihrer Arbeit. “I think that’s why humans are here. What we’re even good at is paying attention, ­being in awe of things and then sharing that.” Das ist der Grund, weshalb sie Leuten empfiehlt das Perpetual Journal zu führen. Die Faszination an der Natur und Umwelt zu teilen ist das wichtigste, auch wenn es nur mit Familie und Freunden ist.

 

https://www.laracallgastinger.com/

 

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