Yvonne Rogenmoser – Ein Interview


Wir befinden uns im Basislager, einer Brachfläche welche 2008 umfunktioniert wurde und nun Arbeitsräume für Kunst- und Kreativschaffende in Zürich bietet. Wohn,- und Arbeitsraum bieten die aufeinander gestapelten Container, welche mehrheitlich als Ateliers vermietet werden. Inmitten des Metalllabyrinths treffe ich mich mit Yvonne in ihrem Container mit der Nummer 3030 für ein kurzes Gespräch. Yvonne Rogenmoser hat Scientific Visualization an der Zürcher Hochschule der Künste studiert und arbeitet seit 2011 als freischaffende Illustratorin.

Das Interview wurde am 8. Januar 2021 von Ida Götz durchgeführt.


Was hat dich ins Basislager verschlagen?

“Der Zufall. Nach Studiumsabschluss wollte ich ein Atelier. Mein Plan war es einem einfachen Teilzeitjob nachzugehen und nebenbei Illustrationsaufträge anzunehmen. Mir war zu Beginn gar nicht bewusst, was es bedeutet, ein Atelier im Basislager zu besitzen. Der Austausch und der Kontakt zu den anderen Mietern ist grossartig.”

Wann wusstest du, dass du Selbständig sein möchtest?

“Irgendwie war mir von Anfang an klar, dass ich den Schritt in die Selbstständigkeit machen möchte. Das mit dem Teilzeitjob hatte auch nicht so geklappt wie vorgestellt, also habe ich mich voll und ganz auf die Selbständigkeit konzentriert, immer mit dem Gedanken mal zu schauen, wie lange ich das so durchziehen kann. Einer meiner ersten Aufträge war für den Naturpark Beverin, der gehört noch heute zu meinen grossen Kunden.”

Gibt es Themengebiete die dich besonders interessieren?

“Ich bin extrem dankbar dafür, dass mich so gut wie alles interessiert. Ich erhalte selten Aufträge, für die ich mich thematisch gar nicht begeistern lasse. So wie ich illustrativ arbeite, muss ich allerdings auch eher selten Fachexperte für ein bestimmtes Gebiet werden, damit sich eine Vorstellung visuell umsetzen lässt. Um dies aber noch kurz beizufügen, ich kann es mir in den meisten Fällen aber auch kaum leisten einen Auftrag auszuschlagen. Als selbständige Illustratorin kommt es vor, dass man sich aufgrund eines Auftrags vermehrt mit gewissen Gebieten auseinandersetzt und dementsprechend dann auch andere Aufträge in diesem Stil erhält. Das war weniger gesucht, als dass es sich einfach ergeben hat.”

Wie gehst du mit Kundenaufträgen um?

“Ich mache eigentlich nie mehrere Varienten zwischen denen sich der Kunde entscheiden kann. Ich versuche zu Beginn viel mit meinem Auftraggeber zu sprechen und mit der Zeit ergeben sich dann natürlich Möglichkeiten, die man dann diskutieren kann. Ich versuche mit meinen Illustrationen wirklich eine Dienstleistung zu erbringen. Dementsprechend entstehen manchmal Arbeiten, auf die ich nicht unbedingt stolz bin, oder einen besonders freien künstlerischen Ansatz verfolgen. Ich probiere sehr gerne neue Dinge aus. Ich glaube, ich würde mich sehr langweilen, müsste ich für den immer gleichen Stil einstehen.”

Nebenbei beschäftigst du dich mit dem Töpfern – wie kam es dazu?

“Die Schnelllebigkeit der Aufträge mit denen ich mein Geld verdiene, haben für mich mit der Zeit immer mehr ihren künstlerischen Charakter verloren. Für die Zeichnungen, die ich anfertige, benötigt man ein gewisses Handwerk, was bedeutet, dass diese in den meisten Fällen schnell gefertigt werden können. Ich habe irgendwann keinen Unterschied mehr darin gemacht, ob ich nun einen Mansgöggeli zeichne, oder die Buchhaltung mache. Ich überlege mir natürlich, für wen ich etwas zeichne und manchmal bremst mich der Gedanke an den Adressaten aus. Andererseits ist mir natürlich auch bewusst, dass die Leute genau wegen meines Handwerks auf mich zukommen. Beim Töpfern kann ich wirklich wieder frei arbeiten.”

 

https://yvonnerogenmoser.ch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert