Interview mit Sonja Burger

EINE SELBSTSTÄNDIGE GESCHICHTE


Ich saß gespannt vor meinem Laptop und las noch einmal meine Fragen durch. Es war fast 13:00 und ich war bereit mein Interview durchzuführen. Ich schaute ein letztes Mal auf die Uhr, bevor ich das Teams Meeting startete. Der Computer leuchtete auf und auf den Bildschirn erschien plötzlich eine Frau : Sonja Burger.


Sonja Burger ist eine selbstständige wissenschaftliche Illustratorin, die schon seit 35 Jahren bei ihr zuhause in Wildegg arbeitet. Sie wurde gleich nach ihrer 4 Jahre-lang Ausbildung an der Schule für Gestaltung Zürich selbstständig und ist seitdem eine erfolgreiche Figur in der schweizerischen Kunstwelt geworden. Sie hat schon Aufträge für große Firmen wie zum Beispiel Migros, Caran D‘Ache oder die Post bekommen und ist noch nicht am Ende ihrer fruchttragenden Karriere.


Wir haben uns beide gegrüßt und rasch vorgestellt. Wegen der Pandemie und dem Zeit- druck konnte ich sie in ihrem Atelier leider nicht besuchen, was aber kein Problem für unsere Unterhaltung gegeben hat. Sie erzählte mir von ihrer Zeit an der Schule für Gestaltung und wie es damals war.


„Ich wollte immer wissenschaftlich zeichnen. Als Kind war das mein Hobby, und ich habe immer leidenschaftlich gezeichnet. Während dem Vorkurs habe ich erfahren, dass es ein Diplom für Wissenschaftliches Zeichnen gibt. Dann habe ich das studiert.“
„Wir waren 3 Studenten in der Klasse, und am Ende nur noch 2. Man braucht ja nicht so viele Illustratoren,“ erklärte sie mir. Ich war sehr überrascht, als ich das hörte. In unserer Klasse sind wir 7 und das ist schon wenig. Sie sagte mir dann, dass sie eine Prüfung zuhause bekommen haben und müßten diese bestehen, um dann die Prüfung weiter in der Schule zu erledigen.


Sie erzählte wie ihr Alltag aussieht, wie sie zur Selbstständigkeit gekommen ist und wie man arbeitet und motiviert bleibt.


„Mein Vater war selbstständiger Grafiker und das hat mich natürlich inspiriert. Wenn man als wissenschaftliche Zeichnerin irgendwo einen Beruf hat, ist man sehr kanalisiert. Aber ich liebe das breite Spektrum.“
Sonja Burger war auch als Medizinische Illustratorin an der Unispital Zürich Teilzeit tätig, aber hat das nur für 2 Jahre gemacht. Sie bekam genug Aufträge um sich selber zu unterstützen und konnte das Spital verlassen, was sich natürlich alle frischen selbstständigen Illustratoren wünschen. Die 80-90er Jahre waren gute Zeiten für Illustratoren und sie mußte fast keine Werbung für sich machen, was sich wie ein Traum anhört. Seitdem kriegt sie immer noch viele Anfragen.


„Aufträge kommen in Wellen; entweder kommen sie alle auf einmal oder nicht. Manchmal muß ich am Wochenende, an den Ostern oder am Weihnachten durcharbeiten, und dann gibt es Perioden wo man Zeit für sich findet. Ich arbeite 8 bis 12 Stunden am Tag aber nicht mehr, weil es nichts bringt, sich zu überarbeiten.“
Um ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit zu finden, geht Sonja gern spazieren oder wandern. Sie hat bei ihr einen großen Garten und einen Wald, wo man sich allein in der Natur befinden kann. Das ist für sie das beste Ausgleich.

„Natur ist das Vorbild für jeden Wissenschaftlichen Illustrator.“


Daraus findet sie ihre Inspiration, und das seit immer.


Nachher lernte ich auch von ihr, was man beachten muß bevor man selbstständig wird.


„Es ist sehr hart, sagte sie, Ich habe auf Kinder verzichtet. Ich bin seit 35 Jahren in „Isolation“, weil wenn man selbstständig arbeitet, muß man es lieben, allein zu sein. Ich sehe meine Kunden je nachdem nicht, alles geht über E-Mail.“
Frau Burger gibt aber auch Privatunterrichte, die vorort stattfinden, und ist Dozentin für Mal- und Zeichenkurse in der Architektur an der ETHZ. Sie hilft jungen Zeichnern sich zu verbessern, um die Prüfungen für Kunstschulen zu bestehen zum Beispiel, aber auch den Kunststudenten, die sich einfach verbessern wollen und „ihre Vorstellungskraft im Gehirn aktivieren“. Obwohl ihre Ausbildung rein analog war (es gab an der Zeit kein digitales Zeichnen), hat sie in der Zwischenzeit digital auch gelernt und kann es auch weiterlehren. Ihre Aufträge bleiben aber fast immer analog.


Am Ende unseres Gesprächs fragte ich sie noch welche Ziele sie sich jetzt setzt.


„Natürlich, internationales Renommée !“ antwortete sie. Sie arbeitet schon für die Schweiz, Österreich, Deutschland und Amerika und ist noch nicht fertig. Internationale Bekanntheit ist wichtig, als auch national tätige Unternehmen wie Post oder Migros. Sie fügte zum Schluß noch hinzu :


„Continuous improvement, immer, das ist wichtig.“


Wir endeten das Interview auf dieser Note und redeten noch ein bisschen länger über das Studium und wie sich die Sachen verändert haben. Es war interessant, ihre Geschichte zu hören, und zu sehen, dass es doch möglich ist, selbstständig zu arbeiten und trotzdem ein angenehmes Leben zu führen. Wir haben uns verabschiedet, und den Bildschirm vom Laptop zugeklappt.

Die Homepage von Sonja Burger hier : http://sonjaburger.ch/