Interview mit Tandra Fairbanks-Freund

Geführt von Eria Schneider, am 09.12.2022

Bevor ich mich ins Naturhistorische Museum Basel begab, las ich noch einmal meine vorbereiteten Fragen durch und holte tief Luft. In der Eingangshalle warf ich noch einmal kurz einen Blick darauf und wartete gespannt auf meine Interview-Partnerin. Kurz darauf wurde ich auch schon von Frau Tandra Fairbanks-Freund freundlich begrüsst.

Frau Fairbanks-Freund kommt ursprünglich aus den USA, genauer gesagt aus Idaho und ist seit 2010 in Europa und seit 2015 in Basel. Jetzt ist sie als Präparatorin mit der spezifischen Fachrichtung der Paläontologie tätig. Nachdem wir uns begrüsst und gegenseitig vorgestellt haben, führte sie mich durch den Innenhof des Naturhistorischen Museums in Basel und dementsprechend auch in ihren Arbeitsbereich.

„Ich war schon als kleines Kind immer an Dinosaurier interessiert“, erzählte sie mir, doch es ging, wenn auch sehr zielstrebig, noch eine Weile, bevor sie ihren Kindheitstraum erfüllen konnte. Sie studierte Kunst an der Uni in Chicago, IL. Nach der Suche einer Anstellung landete sie in Deutschland und fand eine Ausbildung in Frankfurt beim Senckenberger Naturmuseum zur Museumstechnikerin oder auch Sammlungsassistentin genannt. Mit dieser praktischen und schulischen Ausbildungserweiterung spezialisierte sie sich dann, nebst vielen anderen Ausrichtungen, auf paläontologische Präparationen. Nach einer Weiterbildung, ebenfalls in diesem Bereich, diesmal aber in Münster (NRW), arbeitete sie bereits bei Ausstellungen und für die Museumssammlung mit.

Auf die Frage, warum sie nun im Naturhistorischen Museum in Basel arbeitet, antwortet Frau Fairbanks; 

„Im Laufe der Zeit hat es sich so ergeben, dass eine solch sehr rare Stelle frei wurde und konnte diese kriegen. Leider gibt es sehr wenig Stellen, aber ich hatte Glück zum richtigen Zeitpunkt da zu sein. Die Aufgaben im Museum beinhaltet das Arbeiten mit Fossilien, Präparationen und Ausstellungen was, nebenbeigemerkt, nicht in jedem Museum so ist. “

Danach erzählte sie mir was ihre Arbeit beinhaltet. Überwiegend ist es eine Arbeit für die Museumssammlung, das bedeutet Präparation von Fossilien, also z.B. Sedimente entfernen oder einfach ältere Sammlungsstücke überarbeiten. (Als Beispiel zeigte sie mir einen Elefantenschädel in der Berarbeitung.) 

Präparationen machen mir einfach extrem Spass. Man kann bei der Arbeit auf ganz neue interessante Erkenntnisse stossen einen Schatz finden oder auf ein Puzzle stossen, was gelöst werden will. Weniger gerne arbeite ich an der Dokumentation über meine Arbeit, wenn ich z.B. die Zeit dazu aufschreiben muss, was ich so gemacht habe.“

In Folge zeigte sie mir wie eine geologische Präparation mit dem „Dünnschliff-Verfall“ aussieht oder auch wie Micro-Paläontologische Arbeiten ausgeführt werden. Da kommen Siebe zum Einsatz, insbesondere für sehr kleine Präparate z.B. von kleinen Tieren, welche binokular näher erforscht werden.

Welche Werkzeuge und Materialien man verwendet, kommt ganz auf das Objekt drauf an. Typisch kommen auch Hammer und Meissel zum Einsatz. Sie verwenden auch Druckluft und Sandstrahlen bis hin zu chemischen Stoffen.

Über den Archäopteryx hatte ich einen Beitrag in der Zeitung gelesen und habe sie näher dazu befragt. Sie erzählte mir, dass es ein sehr langes und aufwändiges Projekt war und auch nicht immer sehr viel Spass bereitete. Aber sie hat festgestellt, dass die Besucher viel Freude daran haben. Besonders gefreut hat sie sich über das Referenzbild dazu auf Wikipedia.

„Der Archäopteryx ist einer der am besten erforschten Fossilien. Man kennt ca. 13 Exemplare des gefiederten Urzeittiers – so wurde viel darüber geforscht und geschrieben. Die Färbung der Federn und deren Lage, als ob flugfähig oder nicht habe ich zusammen mit einem Vogelpräparator bestimmt. Bei der Arbeit zum Archäopteryx habe ich verschiedene Schaumstoffe verwendet und Federn, Zähne, Glasaugen, wir haben da eine grosse Kollektion.“

Tandra Fairbanks-Freund und einer von ihr präparierter Archäopteryx. Fotografie von Daniel Bernet

 

Die Arbeit geschieht immer in Absprache mit dem Kurator, der für die Sammlung verantwortlich ist. Manchmal arbeitet Frau Fairbanks zusammen mit einem Kollegen oder Kollegin, aber man hat auch viel Freiheit, was man tun möchte. Bei Ausstellungen arbeite sie mit Szenografen zusammen, die schon eine gewisse Vorstellung mitbringen. In diesem Bereich bestehen dann weniger Freiheiten, aber die Kommunikation ist hier dann besonders wichtig.

Mich interessierte auch die Frage wie sie den Berufseinstieg empfunden hat. Bei ihr hat es sich so ergeben, aber man muss tatsächlich auch etwas dafür tun. Man muss die Bereitschaft haben irgendwo hinzugehen und mal einfach anzufangen. Sie selber hatte eine klare Vorstellung, was sie gerne machen wollte. In der Schweiz selbst gibt es keine direkte Ausbildung für diesen Beruf. Aber z.B. als Paläontologe oder mit einer ähnlich wissenschaftlichen Ausbildung kann man als „Quereinsteiger“ dazu kommen.

Am Ende des Gesprächs zeigte sie mir dann noch die anderen Räume, wo z.B. auch die Zoologen arbeiten und den Gefrierraum, wo die Tiere vor der Präparation aufbewahrt werden. Ich fand den Besuch und das Gespräch mit Frau Fairbanks sehr interessant und aufschlussreich. Ich erkannte in ihrer Arbeit auch Parallelen zu meiner Ausbildung, wenngleich diese sich eher auf die Darstellung und weniger auf das konkrete Objekt beziehen.