Interview mit Jasmin Huber

Ich sitze mit Jasmin im Kafi Z im 6. Stock im Toni-Areal. Ich freue mich sehr Jasmin in diesem Interview näher kennenzulernen.

«Dazumal wo ni dä bachelor abgschlosse han, bini usecho ­ und du hesch gfraget «Wi guet bisch vorbereitet gsi ufs bruefslebe?»– und dozmal, gell, isch im bachelor niä d sprach gsi vo: Wie macht mer en offerte? Wie hoch sind d Stunde asätz? I ha kei ahnig gha vo nutzigsrecht und so. Das alles isch im Studium kei thema gsi. Won i 2008 abgschlosse ha isch es würkli eifach nu Handwerk gsi.»

Sie erzählt mir, dass sie nach dem Bachelor Schwierigkeiten hatte als selbständige Illustratorin Fuss zu fassen. Mit Flyern, die sie an verschiedenste Adressen verschickt hat, versuchte sie auf sich aufmerksam zu machen. Den ersten Auftrag erhielt sie dann vom Naturmuseum St.-Gallen, die auf ihren Flyer reagierten. Sie brauchten Illustrationen zu Wirbeltieren im Alpstein. Wie diese zustande kamen, wie sie gefunden wurden und wie sie ursprünglich aussahen. Es gab immer wieder weitere kleinere Aufträge und auch eine Festanstellung als archäologische Zeichnerin für die Kantonsarchäologie Aargau.

«Denn isch de Niki uf mi zuecho und hät gseit er hägi en uftrag für mich. (…) Genau, dass er öper suecht wo chriesi-aquarell macht für es buechprojekt und hät gmeint er wür mir da de uftrag quasi geh, also übermittle wenn i de master mache.» 

So kam es, dass Jasmin im Jahr 2012 ihr Masterstudium begann.

«es isch dazumal guet gsi für mini arbet und s isch sehr wichtig gsi will si enorm sichtbar gsi isch. Dazumal… Also einersiits d ZHdK hät mi recht pushed will si si guet gfunde händ und denn hani chöne e usstellig mache in Biel. Mini Bilder sind risig gross uf Plakat druckt worde und sind überall ghanget. Das isch echt cool gsi.» 

Bei ihrer Masterarbeit «Zwischen Tradition und Moderne» handelt es sich um mehrere Kirschenillustrationen, die in der Ausstellung «Bildergarten» für zwei Jahre in Biel ausgestellt wurden. Das Buch „Chriesi: Kirschenkultur rund um Zugersee und Rigi“ ist dann im Winter 2017 publiziert worden.

Als ich Jasmin nach einem ihrer Lieblingsaufträge frage, erzählt sie mir, dass sie vor einem Jahr 40 Illustrationen für ein Heilkräuterbuch erarbeiten konnte.

«Di (Illustrationen) sind aber au digital denn entstande. Digital gmalet und nöd aquarell will leider s budget nöd ganz glanget hät. Aber ziit isch au mega knapp gsi und denn hät s digitale au amel en vorteil. De (Auftrag) isch eigendlich über beziehige inecho. De hani eigendlich übermittlet becho vonere andere illustratorin. S isch für e drogerie-chetti. Di händ es buech usegeh und s isch e zämmäarbet gsi mit enere grafikerin wo das buech gstaltet hät und e lektorin und ich als illustratorin.» 

Sie erklärt mir, zuerst müsse man die Nutzungsrechte mit dem Kunden vereinbaren, also den Kostenpunkt. Da es doch einige Illustratoren gibt, die Nutzungsrechte nicht verrechnen. Deshalb ist es oft eine grosse Aufklärungsarbeit dem Kunden zu erklären, dass er nicht per se alles mit den gewünschten Illustrationen machen kann, ohne dafür zu zahlen. Hier gibt sie mir einen Tipp:

«I mache immer genaui Offerte woni würkli drischribe ich bruche so lang für Recherche, so vill für erschti skizze, layout, so vill für umsetzig, so vill für bilduf- und nachbereitig, so vill für korrektur» 

Nebst der Selbständigkeit arbeitet Jasmin lange als Assistentin für den Bachelor Knowledge Visualization und heute als Leitungsassistenz im Institut für Designforschung. Dieser Job bringt ihr ein regelmässiges Einkommen und Austausch mit anderen Leuten, da sie sonst von zu Hause aus arbeitet.

Auf meine Frage, was die nahe Zukunft bringt, überrascht sie mich mit einem ganz neuen Thema.

«Über di letschte paar jahr isch es extrem guet gloffe. Denn bin I schwanger worde letscht Jahr und ha grad es chind übercho wo jetz vierehalb mönet alt isch. Also ganz chli und im moment isch mis ziel die selbständigkeit chöne möglichscht ufrecht z erhalte und gliichziitig die mamirolle uszfülle» 

Mit dieser neuen Herausforderung wünsche ich Jasmin natürlich ganz viel Erfolg und bedanke mich an dieser Stelle nochmal für ihre Zeit und das Interview.

Autorin: Liv Jehle