Am 29. November machte ich mich am Nachmittag auf den Weg ins Atelier von Eva Kläui. Es ist ein gemütlicher Raum, versteckt hinter den Kulissen eines Ladens, welcher Handwerkskunst verkauft. Ich wurde herzlich willkommen geheissen und durfte einen Einblick in ihre Welt nehmen.

Du bekommst hauptsächlich archäologische Aufträge, wie sieht so ein Auftrag in der Regel aus?
Ich bin angestellt als archäologische Zeichnerin beim Amt für Denkmalpflege und Archäologie Zug. Dort gehört das Zeichnen von archäologischen Funden für Publikationen zu meinem Auftrag. Was ich auch sehr oft mache, sind Lebensbilder und Rekonstruktionen, wie zum Beispiel meine Illustration zur Burg Hünenberg. Fundzeichnungen und Lebensbilder sind sicher die Hauptthemen, manchmal mache ich auch Kartierungen, zum Beispiel eine Übersichtskarte zu einer Fundstelle mit Markierungen, wo etwas gefunden wurde und andere gestalterische Arbeiten.
Lebensbilder mache ich öfter als Auftrag in meinem Atelier. Diese sind sehr schön zum Machen, aber auch wahnsinnig aufwendig, denn inhaltlich sollte möglichst alles stimmen. Man muss auch dazu bereit sein, ständig alles zu ändern. Es kann passieren, dass man etwas gezeichnet hat, und dann kommt ein neues Forschungsresultat und es ändert sich wieder alles. Oder zum Beispiel der Rebberg im Hintergrund bei der Rekonstruktion der Burg (Abb 1). Zuerst war der ganze Hügel voll mit Reben, ich habe jede Rebe einzeln gezeichnet. Das ist natürlich mein Problem, ich müsste das nicht so aufwendig machen. Danach war dann klar, dass so viele Reben unrealistisch sind. Nachdem ich also viele Stunden an den Reben gearbeitet habe, musste ich die meisten wieder löschen. Das war schon fast ein bisschen lustig. Manchmal passiert das, wenn die Archäolog*innen das Bild sehen und dann merken, dass etwas nicht stimmen kann oder etwas präziser dargestellt werden muss. Das ist aber auch das Schöne an unserem Beruf, die Visualisierung ist Teil des Forschungsprozesses. Bei archäologischen Aufträgen arbeitet man darum ganz nahe mit den Forscher*innen zusammen.

Was zeichnest du am liebsten?
Ich mache sehr viel Archäologie, und eine weitere Leidenschaft gilt der Botanik. Diese konnte ich zum Beispiel bei einem Projekt (Abb 2) für ein Magazin namens Noma ausleben. Ich war da total frei, ich hatte nur einen Titel: Die Intelligenz der Pflanzen, und ich konnte diesen umsetzen wie auch immer ich wollte. Das war sehr toll. Wenn man so viel Vertrauen bekommt von den Auftraggeber*innen, das ist ein Traum.
Leider konnte ich diesen Auftrag nur zweimal machen, danach wurde das Magazin eingestellt im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.

noma Magazin zum Thema «Die Intelligenz der Pflanzen»
Wenn ich diesen Auftrag bekommen würde, bei dem man so viel Freiheit bekommt, ich würde mir Sorgen machen, zu viele Stunden zu investieren und den Kund*innen gefällt es am Ende vielleicht gar nicht. Wie gehst du damit um, was ist deine Herangehensweise?
Ich schicke die Kund*innen immer zuerst auf meine Webseite, dort können sie sich die Art der Umsetzung heraussuchen, die ihnen gefällt. Das hilft schon einmal sehr dabei, herauszufinden, in welche Richtung es gehen soll. Die Kund*innen kommen ja auch zu mir, weil ihnen mein Stil gefällt.
Natürlich mache ich immer Skizzen, bevor ich mich an die finale Umsetzung wage. Die Skizzen versuche ich möglichst effizient zu realisieren. Zur Absicherung hilft das auf jeden Fall.
Was sind die mühsamsten/anstrengendsten Aufträge, die du je hattest?
Ich würde sagen, die Aufträge, die man für wenig Geld macht und ständig noch irgendwelche Änderungen kommen, können schon eher mühsam sein. Anstrengend sind auch Aufträge, bei denen Zeichnen mehr als Hobby betrachtet wird und bei denen verlangt wird, noch «schnell» ein Logo oder eine Illustration zu machen. Ich habe mir eigentlich schon vor langer Zeit vorgenommen, solche Aufträge nicht mehr anzunehmen, aber ich mache es dann natürlich trotzdem immer wieder.
Du arbeitest ja als Dozentin an der HSLU im archäologischen Zeichnen. Wie ist dein Erlebnis als Dozierende?
Ich mache schon sehr lange archäologische Illustrationen, um genau zu sein seit 25 Jahren und bringe daher einen grossen Erfahrungswert mit. Was mir persönlich sehr wichtig ist, ist der enge Bezug zur Arbeitswelt. Ich kann gut Kontakte herstellen zwischen Archäolog*innen und Studierenden. Auch gefällt mir total gut zu beobachten, da ich schon so lange berufstätig bin, wie das Leben für die Studierenden aussieht, die gerade erst beginnen. Es ist spannend, mitzubekommen, was jüngeren Leuten wichtig ist.
Ich bin angestellt als Gastdozentin.
Wie oft unterrichtest du?
Ich unterrichte ein Modul, das 1.5 Monate lang ist, es ist recht intensiv. Wenn man es auf Anstellungsprozente ausrechnen würde, käme man wahrscheinlich etwa auf 12 %.
Zum Abschluss noch eine Frage: Was für einen Tipp würdest du angehenden Illustrator*innen wie mir mit auf den Weg geben?
Ich glaube, es hilft sehr, wenn man dran bleibt und sich wirklich Mühe gibt, einen guten Job zu machen. Das hört sich jetzt sehr altbacken an. Aber ich glaube wirklich, dass es extrem viel wert ist, wenn man etwas Selbstsicherheit und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hat und für den Auftrag dann alles gibt.
Was ich auch als Tipp geben kann, verkauft eure Arbeit nicht zu unter ihrem Wert. Ich verstehe das total, man ist jung und will an Aufträge herankommen, aber das kann sich in der Zukunft nachteilig auswirken. Weil sich die Lebensumstände ändern können und es bei wiederkehrenden Aufträgen schwierig wird, den Preis an die geänderten Umstände anzupassen.
Vielen Dank für die Einblicke in dein Berufsleben und das tolle Gespräch!
Die Arbeiten von Eva Kläui findet man unter:
https://www.evaklaeui.ch