Interview mit Cornelia Gann

Cornelia Gann, eine erfahrene und vielseitige Illustratorin, blickt auf einen aussergewöhnlichen Werdegang zurück, der durch Abwechslung, Anpassungsfähigkeit und Kreativität geprägt ist. Ursprünglich plante sie eine Karriere als Grafikerin, doch ihre berufliche Reise nahm eine andere Richtung. „Ursprünglich wollte ich eine Ausbildung zur Grafikerin machen, mir wurde dann aber ein Ausbildungsplatz als Textildesignerin angeboten. Die Liebe zum Textilen ist geblieben, aber noch während meiner Ausbildung ersehnte ich mir ein breiteres Tätigkeitsfeld. Ich arbeite gerne an sehr unterschiedlichen Themen in unterschiedlichen Branchen und Bereichen.“

Ihre Faszination für das Zeichnen und ihre Neugier führten sie zunächst zum wissenschaftlichen Zeichnen, inspiriert von der Nähe zur Wissenschaft und der Archäologie. „Da ich früher sehr ausgiebig zeichnete und scribbelte, war eigentlich schnell klar, dass es auf wissenschaftliches Zeichnen hinauslaufen würde. Die Archäologie faszinierte mich, und noch während der ersten beiden Ausbildungsjahre sah ich meine berufliche Zukunft darin.“ Doch schon während des Studiums öffneten sich andere Türen: „Es sollte anders kommen. Ich habe bereits während meines regulären Studiums begonnen, für Filmproduktionen zu arbeiten. Meine Skills im Storyboarding kamen mir zugute, und ich arbeitete als Ausstatterin, Setdesignerin und Requisiteurin.“

Cornelia entdeckte eine Leidenschaft für interdisziplinäre Arbeit und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Branchen, von Filmproduktionen und Hochschulen bis hin zu Verlagshäusern und städtischen Behörden. Dabei blieb sie stets flexibel: „Ich wusste früh, dass ich eines nicht kann: Mich ausschliesslich einem Thema widmen. Ich kann mich auch heute nicht auf ein Medium beschränken, arbeite gerne mit verschiedenen Techniken und mische auch sehr unkonventionell diverse Stile.“

Ihre bevorzugten Werkzeuge reichen von traditionellen Methoden wie Bleistift und Papier bis hin zu digitalen Techniken. Der Bleistift bleibt eines ihrer liebsten Werkzeuge, insbesondere für erste Skizzen. „Da bin ich noch ziemlich altmodisch unterwegs und arbeite mit einem uralten Computer. Kolorieren passiert bei mir hauptsächlich im Photoshop.“ Gleichzeitig experimentiert sie gerne mit digitalen Collagen. Doch die Sehnsucht nach klassischen Medien ist geblieben: „Ich würde gerne wieder mehr malen – Gouache, Acryl und Öl. Auch grossflächiges Aquarell und Siebdruck auf Fotografie reizen mich sehr.“

Trotz ihrer vielfältigen Erfahrungen und Erfolge betont Cornelia die Herausforderungen in der Branche. Der Markt sei oft unberechenbar: „Es ist ein launischer Markt, dessen Gesetzmässigkeiten sich mir oft auch nicht erschliessen. Aber ich habe den Vorteil, schon sehr lange im Geschäft zu sein und viele unterschiedliche Leute zu kennen.“ Ihr breites Netzwerk und ihre unkomplizierte Herangehensweise haben sich dabei als entscheidend erwiesen: „Die Leute schätzen das Speditive, dass ich aus wenig Input schnell etwas hervorzaubern kann. Früher hatte ich viele Leerläufe, heute bin ich viel speditiver und lege grossen Wert auf eine gute Kommunikation mit den Kunden.“

Ein weiterer wichtiger Aspekt ihrer Arbeit ist die Zusammenarbeit in Teams. „Was ich heute sehr schätze, ist um mich herum ein Team aus erfahrenen Spezialist*innen – Grafik, Film, Architektur, Illustration –, die ich zu Projekten hinzuziehen kann. Ein gutes Netzwerk ist unabdingbar, um auch grössere Auftragsvolumen bewältigen zu können.“

Zum Thema künstliche Intelligenz (KI) hat Cornelia eine pragmatische, aber kritische Haltung: „Ich bin der Meinung, dass es nichts bringt, den Kopf in den Sand zu stecken. Wie die meisten meiner Berufskollegen bin ich jedoch auch erst in eine Art Schockstarre verfallen. Mittlerweile setze ich KI wie eine Suchmaschine ein, um mir Vorschläge anzeigen zu lassen, die ich dann in der Umsetzung verwenden kann.“ Dennoch bleibt sie skeptisch: „Die KI wird kommen und für prekäre Verhältnisse sorgen in diversen Branchen, aber es gibt immer Nischen. Momentan dient sie oft der Absicherung, dass ‚noch‘ nicht alles möglich ist.“

Cornelias Rat an angehende Illustrator*innen ist klar: „Sprecht miteinander, tauscht euch aus. Nichts ist so frustrierend, wenn man keine Ahnung hat, wie teuer eine Offerte sein soll, oder wenn man an Programmen scheitert. Der Austausch kann vieles erleichtern.“ Ausserdem ermutigt sie dazu, sich von äusseren und inneren Einschränkungen zu befreien: „Lasst euch nicht durch Dogmen behindern, wie etwas auszusehen hat. Mich hat das früher eingeschüchtert, aber heute weiss ich, dass der Mut, sich ins kalte Wasser zu werfen, entscheidend ist.“

Cornelia Ganns Karriere ist ein beeindruckendes Beispiel für die Bedeutung von Vielseitigkeit, Offenheit und Anpassungsfähigkeit in einer sich ständig wandelnden Branche. Mit ihrer Erfahrung und Leidenschaft für interdisziplinäres Arbeiten zeigt sie, wie wichtig Neugier und Kreativität für eine erfolgreiche Laufbahn in der Illustration sind.

Abb. 1-6: Verschiedene Arbeiten von Cornelia Gann

Kontakt:

Treuthardt Gann
Illustration & Grafik
Grüngasse 6
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