Interview mit Karin Widmer

Wir befinden uns in Wabern, Bern. Das Atelier von Karin ist genauso wie man sich eins vorstellt. An den Wänden hängen zahlreiche Illustrationen und Notizen, auf dem Pult liegen angefangene Arbeiten und ein Glas mit grünverfärbtem Wasser. Es sei klein aber fein hier meint sie zu Beginn.

Angefangen habe sie mit einer Ausbildung als Grafikerin an der Schule für Gestaltung in Bern und arbeitete danach beim Zytglogge-Verlag, ebenfalls in Bern.

„Die Stelle bekam ich durch einen guten Zufall. Ich habe Franz Hohlers Kurzgeschichten «Die Rückeroberung» illustriert und habe daraus eine Art Graphic Novel gemacht. Diese habe ich dann dem Verlag gezeigt und die hatten Freude daran.“

Nach 5 Jahren machte sie sich dann selbständig. Anfangs habe sie noch nicht viele Aufträge bekommen, aber das kam dann mit der Zeit. Zu Beginn hat sie Arbeiten an verschiedene Zeitungen und Verlage verschickt und wenn sie Glück hatte, kamen ein paar Anrufe zurück. Irgendwann hat man sein Netz aufgebaut, da sei ein aktives Anfragen nicht mehr nötig.

„Jetzt gibt es immer was zu tun. Da muss man sich keine Sorgen machen.“

Ihre Aufträge reichen von CD-Covers und Zeitungsillustrationen bis hin zu Gerichtszeichnungen und Kinderbüchern. Bevorzugt benutzt sie dafür eine Mischtechnik aus analogem und digitalem Arbeiten. Zeichnungen werden gescannt, freigestellt und dann auf Photoshop in verschiedenen Ebenen eingeteilt. So sei sie bezüglich Kundenwünsche flexibler.

Auf die Frage wie sie mit den Kunden im Kontakt stehe antwortet sie, dass es ganz unterschiedlich sei. Die einen wollen immer auf dem Laufenden sein. Andere hingegen meinen „Mach eifach mol“ und wollen erst am Schluss das Resultat ansehen. Berechnen tue sie dann grundsätzlich nach Stunden. Durch Erfahrung weiss sie nun mehr oder weniger wie lange ein Auftrag braucht. Sie schreibt dann eine Offerte und fügt noch hinzu, dass Änderungswünsche nach Stundenlohn obendrauf berechnet werden. Manchmal müsse man aber eine andere Lösung finden und Dinge streichen oder pauschal berechnen.

Ob es einen Aspekt in der Illustratorenszene hier in der Schweiz gäbe, bei der sie finde: „Da gibt’s noch Luft nach oben“?

Hmmm. Sie stelle nur fest, dass die Schweiz momentan einen bestimmten Stil an Kinderbuchillustrationen bevorzugt. Ihrer Meinung nach ist der ein bisschen Französisch, comicmässig.

Ich selber bewege mich eher im englischen Bereich, so wie man dort vor 100 Jahren noch illustriert hat. Vielleicht sogar schon eher antimodisch. Die Kunsthochschule in Luzern hat einen bestimmten Stil, der sehr gefragt ist und den man sofort erkennt. Gerade bei den Kinderbüchern ist das so.“

Sie finde es fehle aber an Bilderbüchern für Erwachsene in der Schweiz. Da sind andere Länder wie z.B England schon viel weiter.

Und die letzte Frage:

Bist du zufrieden mit deinem Beruf?

Also wenn du mich jetzt so fragst, merke ich gerade, dass ich wahnsinnig zufrieden bin (lacht). Manchmal braucht es einfach jemanden der zu mir kommt und mich fragt. Im Alltag vergesse ich noch schnell was für ein riesen Glück ich habe und motze mal hie und da.

Nochmals einen Herzlichen Dank an Karin Widmer für dieses freundliche und interessante Gespräch!

http://www.hookillus.ch/karin_widmer.html

 

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