Autor: adelprete

INTERVIEW MIT GREGOR FORSTER

 

 

„Wer wot scho nöd bis is hohe Alter im eigete Atelier mit Sunneschy uf de Glaze und em Bleistift i die Hand sis Lebenswerk vollende?“

So, mehr oder weniger, tönt Gregor Forster’s Einstellung – er hat 2015 das Studium Scientific Visualization an der ZHdK abgeschlossen – mit der er sehr optimistisch und motiviert als Illustrator unterwegs ist.

„Du hast nie ausgelernt, kannst jeden Tag etwas Neues dazulernen und dich immer weiterentwickeln. Das ist das Tolle an unserem Beruf.“

Bereits während dem Studium und speziell danach hat Gregor sich immer weiter sein Portfolio zusammengestellt, welches seine Persönlichkeit und seine Interessen widerspiegelt. Ursprünglich kommt sein Drang zum Zeichnen aus der Welt der Animation. Der Look von Zeichentrickfilmen hat ihn schon immer fasziniert, besonders interessierten ihn Bildkompositionen und das Spiel zwischen Licht- und Farbwelten.

Nach dem Vorkurs in Luzern wollte Gregor Forster eigentlich auch Animation studieren.  Jedoch empfahlen ihm seine damaligen Dozenten die wissenschaftliche Illustration, weil er immer so genau und vor allem durch Beobachten gezeichnet hat. So ist er schliesslich zum VSV an der ZHdK gekommen. Gregor Forster merkte dann aber, dass die traditionelle wissenschaftliche Illustration nicht sein grösstes Interesse ist und hat darum mit Hilfe von Onlinekursen und Workshops aus der Animationsindustrie sein Wissen und Können erweitert.

Gleich nach dem Studium absolvierte er für fünf Monate Zivildienst als Archäologischer Ausgräber und Grabungszeichner im Aargau. Es war aber eher eine monotone Arbeit, vor allem viel messen und wenig zeichnen. Anschliessend machte er für vier Monate ein Praktikum bei Guido Köhler & Co. Dort bekam er Einblicke in die wissenschaftliche Illustration, Infografiken und Layouts.

Seit Mai 2016 hat er eine 20% Festanstellung bei Oculus Illustration GmbH als wissenschaftlicher Illustrator, wo es eine klare Arbeitsaufteilung gibt: Die Chefs generieren Aufträge, halten den Kontakt mit den Kunden und stellen die Konzepte auf. Gregor Forster ist für die Ausführung zuständig und arbeitet in dem Stil, der verlangt oder vorgegeben wird. Gleichzeitig begann er als selbständiger Illustrator in seinem eigenen Namen zu arbeiten und wird von einer englischen Illustration-Agentur international vertreten. So kommt er immer wieder zu sehr interessanten und abwechslungsreichen Aufträgen. Einige Beispiele sind: Illustrationen für Magazine, Menükarten, Getränkelabels und Illustrationen für ein Kinder-Sachbuch. Dabei wechselt er zwischen wissenschaftlicher Illustration und freier Illustration.

Da Gregor Forster noch relativ frisch vom Studium kommt, interessierten mich vor allem die Fragen, welches die grössten Hürden oder Schwierigkeiten nach dem Studium waren oder vielleicht immer noch sind. Und inwiefern uns das Studium auf die Berufswelt vorbereitet. Er erklärte mir, dass der grösste Unterschied zwischen Studium und der Berufswelt stressige Deadlines, der Zeit- und Gelddruck sind. Im Studium hast du Zeit zum Trödeln, kannst ausprobieren, Fehler machen und auch einmal bei einem Projekt versagen. Bei einem Auftrag kannst du das nicht. Passiert dir ein Fehler, kannst du nochmals von Neuem beginnen, darfst es dem Kunden aber nicht verrechnen. Du musst eine Offerte einhalten und wenn du es in dieser Zeit nicht schaffst, musst du entweder mit dem Kunden eine neue Offerte aushandeln oder dein Stundenlohn fällt. Zudem ist es schwierig abzuschätzen, wie viel Wert eine Illustration hat und wie viel man dafür verlangen darf/kann. Auf diese Dinge wirst du im Studium wenig vorbereitet. Fiktive Aufträge oder Übungen bringen wenig Projekterfahrungen mit. Du hast noch keinen Sinn für den Preis. Hilfreich wäre, wenn der Dozent sagen könnte, wie hoch seine Offerte ausfällt, würde es sich bei dem Projekt um einen richtigen Auftrag handeln. So hättest du eine Grundlage zum Vergleichen. Weitere Hürden nach dem Studium waren, herauszufinden wofür sich Kunden interessieren oder wie Kunden auf einen aufmerksam werden und wie man sich selber gut vermarkten kann.

Zum Abschluss einige Tipps von Gregor Forster:

„Mach schon während dem Studium deine eigenen Sachen und Projekte in deinem Stil, mit denen du dein Portfolio füllen kannst. So sieht es nicht aus wie jedes andere Studentenportfolio. Lege nur Arbeiten ins Portfolio, die dir Freude und Spass bereiteten und die du gerne nochmals machen würdest. Weiterbildungen sind sehr wichtig und sei offen für Neues, damit du in keiner Sackgasse endest. Projekte, bei welchen du anfangs Angst hast und denkst, dass du diese nicht meistern kannst, sind die Besten. Sie bringen dich weiter. Wenn du von Beginn an schon weisst, dass du das hinkriegst, gibt es keine Hürden zu überwinden und wenig persönliches Verbesserungspotential. Nach „Angstprojekten“ hast du immer etwas dazu gelernt.“

Ich bedanke mich aufrichtig bei Gregor Forster für das spannende Gespräch und seine Bereitschaft, mir Einblick in sein Berufsleben gegeben zu haben.

 

http://www.gregorforster.com