Für die Aufgabe „Praxis-Journal“ habe ich die Gelegenheit genutzt, eine Person zu interviewen, die vor mir einen Studiengang in Wissensvisualisierung in Zürich begonnen hat und auch aus dem Tessin kommt. Ich wählte Sonia Monti als Interviewpartnerin, weil ihre Geschichte noch nicht bekannt ist. Die anderen Studierenden aus dem Tessin, die die Zhdk besucht haben, wurden alle bereits interviewt. Neben der Muttersprache, die wir gemeinsam haben, haben mich Sonias Arbeit und ihr beruflicher Weg besonders interessiert.
Sonia ist Freelancer-Illustratorin und Masterstudentin in Knowledge Visualization und steht am Anfang einer vielversprechenden Karriere. Wir studieren im selben Universitätsgebäude und so war es am einfachsten, sich in der Cafeteria zu treffen. Unser erstes Gespräch verlief freundlich und angenehm. Von Anfang an zeigte Sonia starkes Interesse und Begeisterung für den Beruf der wissenschaftlichen Illustratorin. Ihre Leidenschaft spiegelt sich in ihrer präzisen und sorgfältigen Arbeit wider. Parallel zu ihrer Ausbildung hat sie verschiedene Praktika in der Schweiz und im Ausland absolviert.
Dank ihrer Berufserfahrung konnte sie sehr interessante internationale Kontakte zu Laboratorien in verschiedenen Institutionen und Universitäten knüpfen. Heute hat ihr breites Netzwerk an Kontakten ihr mehrere Türen in der Arbeitswelt geöffnet.
Sonia konzentrierte sich in ihrem Studium auf Illustration und wissenschaftliche Animation in den Bereichen Medizin und Biologie. Ihre Interessen haben sich in der Praxis fortgesetzt.
Im Sommer 2018 absolvierte sie ein viermonatiges Praktikum am Responsive Biomedical Systems Lab (RBSL) der ETHZ, wo sie mit mehreren Forschenden im Labor zusammenarbeitete und ihnen bei der Visualisierung ihrer wissenschaftlichen Ergebnisse half.
Von September 2018 bis März 2019 arbeitete sie als Praktikantin in Singapur im Biophysical Fluorescence Lab an der National University of Singapore (NUS) und erstellte Illustrationen und Animationen für wissenschaftliche Publikationen und Werbung für das Labor.
Von April 2019 bis September 2019 absolvierte sie schliesslich ein Praktikum an der Heller Lab von School of Medicine der Stanford University in Kalifornien. Ihre Aufgabe war es, Illustrationen und Animationen auf Anfrage für die Forschungsmitarbeiter zu erstellen, mit denen sie zusammenarbeitete.
„Alle Erfahrungen, die ich gemacht habe, sind aus meiner Leidenschaft für mein Studium und meinen Beruf entstanden. Ich hatte schon immer ein grosses Interesse an der Kombination von Kunst und Wissenschaft. Der Wunsch, neue Erfahrungen in anderen Ländern zu sammeln, hat mich dazu gebracht, Studien- und Arbeitsaufenthalte im Ausland zu absolvieren.”*
Sonias grosser Einfallsreichtum und ihre Ambition haben mich sehr fasziniert. Bei ihren Werken handelt es sich um Illustrationen und Animationen, die auf einfache und schnell verständliche Weise komplexe wissenschaftliche Vorgänge verdeutlichen und einem breiteren Publikum, das sich nicht mit dem Thema auskennt, ein unmittelbares Verständnis ermöglichen.
Sonia wendet verschiedene Techniken an und passt sich unterschiedlichen Illustrationsstilen an, die sie durch die Arbeit in verschiedenen Labors verfeinern konnte. Von Anfang an hat Sonia ihre Ausbildung in der Arbeitswelt umgesetzt und dabei verschiedene Realitäten auch auf internationaler Ebene kennengelernt.
„Durch das Sammeln neuer Erfahrungen kann man verstehen, wie der Beruf in anderen Ländern und von anderen Menschen mit einem anderen Bildungshintergrund ausgeübt wird. Auf diese Weise kann man noch mehr Neues lernen.“*
„Es ist unvermeidlich, dass man durch neue Erfahrungen wächst. Da ich diese Erfahrungen während meines Bachelorstudiums gesammelt habe, denke ich, dass ich das Beste aus meinem schulischen und beruflichen Lernen herausgeholt habe.”*
Zurzeit arbeitet sie als Freelancer-Illustratorin für verschiedene medizinische und biologische Institutionen wie die ETHZ, die EMPA und die Firma Medicalwriters.com. Ihr Fachwissen konzentriert sich auf die Darstellung von Prozessen auf der Mikro-/Nano-skala. Sie entwickelt und schafft visuelle Lösungen für Elemente, die nur unter dem Mikroskop sichtbar sind. In ihrer Masterarbeit beschäftigt sie sich mit demselben Thema.
Das Positive an der Arbeit als Freelancer ist, dass man Zugang zu einer grossen Vielfalt an möglichen Arbeiten und Recherchen hat. So kann man Erfahrungen in verschiedenen Bereichen sammeln und herausfinden, für welche Themen und Methoden sich jemand am meisten interessiert.
Sie schätzt ihre derzeitige Situation sehr, in der sie selbst entscheiden kann, was sie unternehmen möchte. Zuvor war sie als Angestellte in einem Unternehmen tätig und gesteht, dass ihre Arbeit manchmal eintönig und uninteressant war. Dies kann durch eine Tätigkeit als Freelancer vermieden werden.
„Ich denke, dass die Arbeit einer wissenschaftlichen Illustratorin sehr anregend ist, wenn man die Möglichkeit hat, mit Experten aus verschiedenen Bereichen zusammenzuarbeiten und sich mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Themen zu beschäftigen. Gleichzeitig kann dies aber auch schwierig sein, da man immer bereit sein muss, Neues zu lernen und die eigenen Arbeitsmethoden zu überarbeiten. Eine weitere Schwierigkeit bei der Arbeit als wissenschaftliche Illustratorin besteht darin, mit den neuen Illustrationstechniken Schritt zu halten, die in diesem Beruf zum Einsatz kommen, wie z. B. die Verwendung von 3D-Modellen.“*
In den letzten Jahren hatte Sonia die Chance, mit verschiedenen Menschen in Kontakt zu kommen. Sie hatte Mentor*innen, die ihr sehr geholfen und inspiriert haben, und sie hatte die Möglichkeit, mit motivierten Personen zusammenzuarbeiten.
Die inspirierendsten und hilfreichsten waren die Professor*innen der ZHdK, dann die Mitarbeiter*innen der verschiedenen Institutionen, für die sie arbeitete, und schliesslich ihre Illustratorenkolleg*innen.
Sonia entschied sich, ihr Studium fortzusetzen und schrieb sich für den Master of Knowledge Visualization ein, um ihr Wissen zu erweitern. Der Master-Abschluss wird ihr helfen, ein höheres Niveau an Know-how zu erreichen, um den Beruf anzustreben, den sie in Zukunft ausüben möchte.
Sie absolviert derzeit ihre Masterarbeit im Bereich der Mikro-/Nano-darstellung in Zusammenarbeit mit dem „Heller Lab“ der School of Medicine der Standford University.
Das Sammeln von Berufserfahrung ist nicht nur nützlich, um die eigenen Fähigkeiten als Illustratorin zu verbessern, sondern bietet auch die Möglichkeit, ein nützliches Netzwerk für die Zukunft aufzubauen.
Oftmals führen positive Praktikumserfahrungen zu zukünftigen Arbeitsmöglichkeiten oder Kooperationen, und Sonias Beispiel ist ein Beweis dafür.
Auf die Frage „Würdest du gerne zurück ins Tessin zum Arbeiten gehen?“ antwortet Sonia, sie habe darüber nachgedacht, aber Zürich biete inzwischen so viel mehr. Die kleine dörfliche Realität, in der sie aufwuchs, konkurriert mit einem sehr entwickelten und offenen urbanen Zentrum, in dem die Möglichkeiten vielfältig sind und viel mehr geboten wird. Soweit man weiss, gibt es im Tessin nicht einmal wissenschaftliche Illustrator*innen. Alle ehemaligen Tessiner Studierenden in Knowledge Visualization sind nicht mehr zurückgekehrt. Ein kleiner Ort wie das Tessin rückt immer mehr in die Ferne.
* Direkte Zitate wurden aus dem Italienischen ins Deutsche übersetzt
https://diplome.kvis.zhdk.ch/Sonia-Monti
https://www.linkedin.com/in/sonia-monti-34164b162/
Ein kleiner Einblick in ihre Werke