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Herr Vöpel antwortete freundlich auf meine Anfrage zu einem Interview.
Er hat Diplom-Ingenieur an der TU Darmstadt mit der Vertiefung Stadtplanung, Kunstgeschichte, CAD und 3D-Rekonstruktion studiert. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter hat er die Rekonstruktion der barocken Prachtraüme des Berliner Schlosses für die Ausstellung «Preußen 1701 – Eine Europäische Geschichte» des Deutschen Historischen Museums und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten geleitet. Auf ihn aufmerksam wurde ich durch seine Arbeit für Terra X.
Der Berufsanfang als Illustrator war, obwohl er durch die Mitarbeit bei sehr großen Wettbewerben, bei ABB Architekten in Frankfurt a.M., einen gewissen Einstieg hatte, nicht einfach für ihn. Auf meine Frage, was er mir für meine Zukunft empfehlen würde, antwortete er ganz klar: Die Kenntnis des Handwerkszeugs sollte immer an erster Stelle stehen. Eine inhaltliche Spezialisierung, ob berufsbegleitend oder als weitere Ausbildung, halte er ebenfalls für sehr wichtig. Grundsätzlich empfiehlt er immer in einer größeren Firma anzufangen, um professionelle Arbeitsabläufe kennenzulernen.
In die Filmproduktion kam er schon früh. Zusammen mit dem Kunsthistoriker Dr. Marcus Frings, den er während des Studiums kennenlernte, hat er erste Arbeiten unter eigenem Namen erstellt, so zum Beispiel die Rekonstruktion von Beethovens letzter Wohnung in Wien. Hierdurch ist er mit dem Studio Faber Courtial in Darmstadt in Kontakt gekommen, die einen freiberuflichen Projektleiter für die Rekonstruktionen im Rahmen der zehnteiligen Dokumentation des ZDF gesucht haben. Heute erstellt er für ein Produktionsstudio im Auftrag des ZDF vor allem Filmsequenzen von großen Stadtmodellen. An den Projekten arbeitet er im Allgemeinen alleine. Dank seiner Ausbildung kann er die Recherche für einige Themen selbst erbringen, ansonsten ist er auf Fachberater angewiesen.
Sein Arbeitsablauf bei einem Projekt startet meist mit der Recherche und dem Lesen der wissenschaftlichen Dokumentationen. Anhand davon macht er in den verschiedenen Detailstufen dreidimensionale Vorschläge, sodass immer inhaltlicher Austausch und Korrekturen möglich sind. Kreative Freiheit sieht er in seiner Arbeit eher nicht. Es gehe eher um die Abstimmung wissenschaftlicher Interpretationen. Die stilistische Umsetzung ist fast immer realitätsnah, um dem Betrachter ein Lebensbild des jeweiligen Orts zur jeweiligen Zeit zu geben. Spielräume gibt es am ehesten bei Beleuchtung und Wetter, wobei natürlich auch hier thematische und geographische Bedingungen bestehen. So gibt es keinen typischen Arbeitstag bei ihm. Manchmal liest er den ganzen Tag oder erstellt Modelle. Auch skripten gehört dazu. Telefonate oder Termine seien eher selten. Ein Projekt dauert in der Regel sechs Monate bis zu einem Jahr.
Seine Auftragsarbeiten beschäftigen ihn meist auch inhaltlich so sehr, dass er keinerlei Bedürfnis nach freien Arbeiten habe.
«Ein Rechner ist für mich persönlich ein Werkzeug zur Umsetzung. Schreiben und Zeichnen sind Hilfsmittel beim Denken.»
Er arbeitet mit den Programmen 3ds max, Photoshop und Composite, daneben mit eher spezialisierten GIS- und Photogrammetrie-Programmen. Konzepte, Skizzen und auch Arbeitsabläufe erarbeitet er mit Stift und Papier.
Bilder von seinem Arbeitsplatz wollte er mir nicht senden «Das ist nur ein großer Tisch mit Bildschirmen und drumherum Bücher :-).» Schrieb er zurück.
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