Autor: ngonzalez

Interview mit Rahel Kern

 

Ich kam ins Büro und ging direkt zum Tisch mit der Post des Tages. Ich war an der Reihe mit dem auspacken und aussortieren von den eingeschickten Unterschriften. In einem Brief war eine Postkarte die mir gleich ins Auge fiel; eine Illustration von einem Vogel am Haken einer Angelschnur. Da ich mich mitten im Aufnahmeverfahren der ZHdK befand, machte es mir umso mehr Freude zu lesen, dass es sich um eine Scientific Visualization Bachelorarbeit handelte.

Im Rahmen des Moduls nahm ich Kontakt mit Rahel Kern auf, die Künstlerin hinter der Illustration. Sie nahm meine Anfrage freundlich an. Aufgrund der aktuellen Umstände führten wir das Interview schriftlich über Mail durch.
Die Ausbildung begann sie mit dem Vorkurs an der Kunstschule Winterthur. Ihr Interesse für die Wissensvermittlung durch Bilder und die Freude am Zeichnen führte sie zum Studium von Scientific Visualization an der ZHdK, welches sie vor 2 Jahren abschloss.

Es nahm mich Wunder, wie sie nach dem Studium den Schritt in die Berufswelt schaffte. Dazu antwortete sie, dass sie sich schon während dem Studium über eine Zukunft als Freelancerin Gedanken gemacht hatte und so bereits vor dem Abschluss an ihrem online Portfolio zu arbeiten begann. Sie nahm Kontakt auf mit anderen Illustratoren und erzählte den Leuten in ihrer Umgebung über ihre Arbeiten. Nach dem Studium wurde sie auf Social Media aktiv [Instagram |@rahelkern.illustration] und fokussierte sich auf die Erweiterung ihres Portfolios.

Selbstständig zu arbeiten verläuft aber nicht so smooth wie man es erhofft. «Es ist verbunden mit vielen Unsicherheiten, wie z.B. ein unregelmässiges und ungewisses Einkommen, und es setzt sehr viel Selbstdisziplin voraus.»
Auch Aufträge zu bekommen sei eher Geduld- und Glückssache.
«Wichtig ist auf jeden Fall, möglichst vielen Personen von der eigenen Arbeit zu erzählen.»
So kann man über Social Media auf Kunden kommen, oder manchmal auch direkt bei der Firma, Person oder Institution die einem Interessiert Kontakt aufnehmen.

Dennoch hat Rahel Freude an ihrem Beruf: «Selber zu entscheiden, was und wann ich arbeiten möchte, gibt mir die nötige Motivation am Ball zu bleiben.»
In Zukunft hat sie vor den Master in Art Education zu machen, damit sie neben ihrer selbständigen Tätigkeit auch an Schulen unterrichten kann.
«Das bietet mir die nötige Abwechslung sowie eine gewisse finanzielle Sicherheit.»

Momentan arbeitet sie vor allem digital mit den Adobe Programmen und, am liebsten, mit ProCreate. Es sei praktischer und man spart viel Zeit was Aufträgen angeht, schreibt sie. Digitales lässt sich schnell ändern und anpassen, man kann aber auch Bilddateien von Kunden direkt übernehmen und so erweitern.
Zwischendurch greift sie gerne wieder zum Bleistift um zu skizzieren, ob für den Zeitvertreib oder für Skizzen von grösseren Projekte.

Rahel setzt sich gerne mit digitalen Tierillustrationen, vor allem Vögel, auseinander. Das ist ihr Go-To Motiv um den Kopf abzuschalten. Insbesondere dann, wenn sie als Ausgleich zu denk-intensiveren Arbeiten, die viele Ideen oder Entwürfe verlangen, dienen.
«Die Kombination dieser verschiedenen Arbeitsweisen macht meine Arbeit spannend und abwechslungsreich.»

Zum Schluss noch ihr Tipp für uns Studenten:

«Das Studium ist ein guter Rahmen, um sich mit anderen Gestaltern auszutauschen und von ihnen zu profitieren. Kaum findet man später einen Ort, an dem sich so viele gestalterisch qualitative Meinungen tummeln. […] Nutzt die Zeit auch, um euren eigenen Interessen nachzugehen und diese zu vertiefen oder um heraus zu finden, was euch genau interessiert. Macht einfach, was ihr für sinnvoll haltet, was euch weiterbringt und was euch Spass macht :)»

www.rahelkern.ch