Digital kitchen scale evasolo

Diese Digitalwaage mag auf den ersten Blick zeigenösisch und eine formal-innovative Abwechslung zu anderen Küchenwaagen sein. Bei näherer Betrachtung – oder bei der Benutzung – fallen aber die Kehrseiten dieser neuartigen Küchenwagen unangenehm ins Gewicht.

 

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Das Produkt

Die Verpackung suggeriert den Kauf eines modernen und geschmacksvollen Produkts. Der Markenname schmeichelt vielleicht die eine Sparte der Gesellschaft und bringt andere in Rage. Eva Solo. Nur der Frau allein? Aber natürlich wird nicht zuerst der Marken- oder Produktname gelesen. Das Auge zieht vor allem die rot-weisse Schale und – sekundär – das unauffällig, elegante Produkt: Die digitale Küchenwaage.
Die Verpackung preist das Produkt als modern und hochwertig an. Die Vorfreude verfliegt sich erst nach dem unbeschwerlichen Auspacken, als man fest stellt: Bei der Küchenwaage handelt es sich nur um ein weiteres billiges Plastikding mit Denkfehlern – das doch eine rechte Stange Geld gekostet hatte.
Von der Aufsicht ist die Waage satinmatt-schwarz und schlicht in der Form, darum scheint es doch sehr elegant. Die Formen der Benutzerunfreundlichkeit fallen erst beim Wenden des Objektes auf – oder spätestens beim Benutzen. Angeblich hat eine Medaille zwei Seiten, so auch diese
 Küchenwaage. Gedreht treten vor allem die fragilen Füsse ins Auge: Weisse Füsse mit einem frech platzierten schwarzen Gummi am Ende für den Halt in der Küchenschlacht. Vom Gesamtkörper her, der aus schwarzem Plastik ist, wirkt der plötzliche Bruch von Weiss, im Schwarz eingeklemmt, recht irritierend. Die unoriginelle weisse Schriftart, die UNIT, ON/OFF und TARE verkündet ist ohne viel Gestaltungswille. Dagegen ist die Eva Solo Markenschrift erhaben auf der Oberseite der Waage eingebrägt, bereit Mehl, Teig und andere in seinen Tiefen zu empfangen. Diese Wirkung erreicht sie durch die zurückhaltende Einprägung, die zwar stolz auf der Oberfläche steht, aber rein durch seine Lichtkanten auf sich aufmerksam macht
Standhaft-schwebend kommt das Zielkreuz für Schüsseln daher. Die Füsse heben es vom Boden ab, leicht in die Luft, ohne dass es aber den Kontakt zum Boden verliert oder instabil wirkt. Die Waage hat das Auftreten einer extrudierte 2D Form. Mit viel Liebe noch mit einer Lichtkante versehen, markiert es in der Küche den Wäägeplatz. Anscheinden kann eine Waage sich sehr wohl selbst widersprechen, zumindest ermöglicht durch vier Messauswerter und einer unparteiischen Anzeige. Dieses Messinstrument ist nicht ungenau, nur künstlich kompliziert. In der Hand gehalten werden soll dieses Objekt nicht, denn die Kanten der verwundbaren Bauchseite sind nicht sehr handschmeichlerisch.
Bewunderung gehört – neben der Idee dem Designer für diese gewöhnungsbedürftige Form – dem Elektroniker, der die Messgenauigkeit so möglich wie möglich gemacht hat.

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Übersicht

Die Waage wiegt 150g und misst 22cm x 22cm x 1,7cm. Im Kauf hatte sie 49.- Franken gekostet. Die Aussenhülle des Produktes ist ein Spritzguss aus ABS. Die Firma gibt über die Herkunft des Materials keine Informationen. Auch das Produktionsland bleibt geheim, denn weder das Internet, die Verpackung noch das Äussere des Produkt lässt darauf schliessen. Weiter enthalten sind zwei langlebige Lithiumbatterien. Die Firma äussert sich zum Produkt auf keiner Weise zu Ökologischen Aspekte. Keine Hinweise auf Entsorgung (ausser nicht Hausmüll) oder Reparatur. Die Waage kann aber mit relativ wenig Aufwand auseinander geschraubt und getrennt werden, im Bezug auf diese beiden Aspekte.
Die Waage kann von 2g bis 5kg in 1g-Intervallen wägen. Durch vier individuelle Messpunkte, die Füsse, jeweils in den vier Armen, lässt sich das Gewicht ablesen, egal wo man die Schüssel hinstellt. Das Verschieben des Gewichtes sollte jedoch bei derselben Einstellung vermieden werde, da Messungenauigkeiten entstehen können.
Das Produkt hatte es früher noch in Rot gegeben, aber inzwischen verkauft Eva Solo nur noch die schwarze Version.

 

Formalästhetik

Die Grundform des Produktes ist ein gleichschenkliges Kreuz, an den Aussen und Innenwinkel jeweils mit dem gleichen Radius abgerundet. Die Arme des Kreuzes sind breiter als die Dicke hoch, was bewirkt, dass das Objekt mehr Platten-Charakter hat als Podest-Charakter. Das Kreuz ist im Übergang von Seite auf Deckfläche nur mit einer leichten Lichtfase versehen. Der Markennahme ist auf der Oberfläche des linken Arms eingeprägt. An den weichen Kanten der Schrift bilden sich, wiederum sehr subtil, Lichtränder. Auf der rechten Seite, in der Oberfläche, ist eine grünliche Anzeige eingebracht, deren Schutzbildschirm mit einer feinen Fase versehen ist. Der Display leuchtet blau, was im Schatten der herannahenden Wäge-Kandidaten nützlich ist und das Ablesen erleichtert. Die Schriftart der Anzeige t ist eine normale Digitalschrift und passt in einem zweiten Denkschritt gut zur – ebenfalls – strichartigen Waage. Über der Zahl ist die Masseinheit (g, oz, lb und ml) in kleinen Buchstaben angezeigt. Das Kreuz ist schwarz (NCS 9017) und seine Oberfläche leicht aufgeraut. Mit der gewählten Oberflächenbeschaffenheit glänzt das Objekt stilvoll matt.
Am unteren Arm auf der rechten Seitenwand ist der On/Off Touch-Sensor angebracht., der gleichzeitig als Tara-Funktion dient. Er ist genug nahe am Benutzer um ihn recht angenehm drücken zu können. Die verwendete Schriftart ist von anderen elektronischen Geräten bekannt. Sie ist weiss und vertikal platziert, gegen den Benutzer gerichtet, für erleichtertes Ablesen. TARE steht, vom Verwender aus, oben am Touch-Sensor und ON/OFF darunter. Bei näherem Betrachten sieht man die feine Trennlinie, die beim Spritzguss für die Mulde des Knopfes entstanden ist. Der Touch-Sensor schaltet bei langem Berühren ein oder aus. Bei kurzem Berühren – und ein-zwei Sekunden Wartezeit – stellt sich die Waage zurück auf Null (Tara-Funktion).

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Beim Umdrehen auf die Unterseite fallen zuerst die fehlenden Lichtränder auf. Der Übergang von Seite auf Bodenfläche ist kantig. Die Bodenabdeckung ist mit nur einer kleinen Materialtrennung vom Gehäuse in demselben verankert. Er ist mit der gleichen Oberflächenrauheit versehen, wie der obere Teil. Die Füsse der Waage durchbrechen das Material zwischen dem mittleren und dem äussersten Drittel der Arme. Sie sind aus hartem, weissem Kunststoff, mit einem schwarzen Gummi am Ende. Der Abstand zwischen Lochrand und Fuss ist recht gross, im Vergleich zur Materialtrennung vorher. Wahrscheinlich damit beim Wägen der Fuss auf jeden Fall freisteht.
Am rechten Arm – auf der Oberseite ist an diesem Ort die Anzeige – ist der Unit-Knopf. Er ist mit derselben Schriftart und Farbe wie zuvor der Touch-Sensor beschriftet. Der Knopf ist dieses Mal mechanisch: durch einen Einschnitt, in Form eines Kreises am unteren Ende verschmolzen mit einem Rechtecks, ist der Knopf drückbar. In der Mitte des Kreuzes ist das Batteriefach angebracht. Es hat die Form eines abgerundeten Rechtecks. Der abnehmbare Deckel ist mit einem Steck-und-Klickverschluss verankert. Auf der Oberfläche ist der silbrige Aufkleber, mit den mageren Infos über den Firma, Produkt, Batterien bescheid weiss. Auch informiert es, dass es nicht in den Hausmüll gehört.
Die Batterien im Fach sind Knopfbatterien, die aber durch einen geschickten Mechanismus selbst wenn man die Waage dreht an Ort und Stelle bleiben. Durch das Schieben der Batterien gegen die Mitte des Objekts kommt die Batterie erst frei. Hier drin befindet sich auch – vollkommen im Zentrum des Kreuzes – die Schraube, durch deren lösen die Waage geöffnet werden kann.

 

Verbindung und Teile

 

Die einzelnen Verbindungen und das Innenleben zeigt etwas ganz etwas anderes als die äussere Wirkung oder die praktische Anwendung. Das Innenleben ist erstaunlich durchdacht, übersichtlich und konstrukiv-elegant gelöst. Mit einer einzigen Schraube ist der Unterteil an das obere Gehäuse befestigt und mit Schnappern auf der Seite hält er sich auch ohne Schraube fest am Platz. Der industrielle Gedanke hier ist sehr präsent: 9 einheitliche Schrauben, 4 zumindest äusserlich einheitliche Füsse, 1 Kunststoffgehäuse, 1 Kunstoffboden, 1 Plastik-Batteriefachdeckel, 2 Batterien. Eine erstaunlich kleine Menge an verschiedenen Teile – die elektrischen Komponenten ausgelassen. Das Gehäuse ist wie eine Art Steckbrett: Die Füsse haben ihren abgegrenzten Platz, die Kabel sind in kleine Kämme im Gehäuse klemmbar und auch das elektronische Gehirn findet passgenau in einem Arm seine Stelle. Der Touch-Sensor ist in einem anderen Arm montiert. Wahrscheinlich, weil es neben der Leiterplatte keinen freien Raum für mehr hatte oder die Befestigung zu kompliziert war. Jedenfalls wäre ein Umquartieren dieses Knopfes, zum Arm wo sich der Display befindet, hilfreich während der Bedienung.
Auf dem elektronischen Gehirn ist der Unit-Knopf zu finden, die Kabel die zu den Füssen gehen und die Stromkabel, die beim Boden zu den Batterien führt. Das Kunststoff Gehäuse ist somit die Schale in der alle Komponenten ihren Ort finden.

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Marke, Produktion, Verkauf

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Eva Solo

Eva Solo ist eine dänische Design-Unternehmen. Es ist ein Familienunternehmen in der vierten Generation, nach der Tochter des Gründers benannt. Eva Solo hat sich vor allem auf alleinstehende Küchenutensilien spezialisiert, eben „solo“ Objekte. Die Marke ist 1997 entstanden aus der vorhergehenden Firma Eva die 1913 gegründet wurde. Erst 2010 wurde das gesamte Unternehmen von „Eva“ auf „Eva Solo“ umbenannt. Sie wird von vier verschiedenen Design-Teams geformt, aber vor allem von Tools Design, die fast alle Objekte für das ursprüngliche Label „Eva Solo“ entwarfen. Eine Nebenmarke des Unternehmens ist EvaTrio, die Töpfe und Pfannen machen.
Ihre vier Grundwerte sind „Leidenschaft“, „Integrität“ (Makellosigkeit/Unbestechlichkeit), „Innovation“ und „Geschäftssinn“. Innovation sehen sie in den Feldern Form, Funktion und/oder Materialwahl. Eine Aussage, die sich auf ihrer Webseite findet, gibt ihren hohen Anspruch wider: „Wir möchten neuartige Qualitätsprodukte für das moderne Zuhause anbieten, die Emotionen auslösen.“

Die Digtiale Küchenwaage ist nicht gerade das beste Produkt um ihre Ideale zu repräsentieren. Emotionen löst es auf jeden Fall aus. Ein Qualitätsprodukt ist die Digitalwaage eher nur wegen der Touch-Sunktion, der schlichten Form und der hochwertigen Verarbeitung. Wegen der Vier-Punkte-Messart wirkt das Produkt beim Gebrauch jedoch schnell billig. Die Unterseite mit den Füssen und den Spalten wirkt ungelöst oder noch nicht ganz durchdacht – oder unnötig kompliziert. Schlussendlich kann das Produkt seinen Preis nur noch durch die Formalästhetik und die Firma dahinter rechtfertigen.
Das Produkt wird in keiner bestimmten Produktfamilie verkauf. Seine Ähnlichkeit zu einem magnetischen Topfuntersatz von Eva Solo ist aber recht offensichtlich. Wahrscheinlich ist die Idee für die Form der Waage daraus entstanden, denn beim Pfannenuntersetzer macht die Form mehr Sinn in der Anwendung.
Von Konkurrenten im selben Markt unterscheidet sich dieses Produkt definitiv durch seine ungewöhnliche Form und sticht gerade deshalb unter ihnen hervor. Wer lieber ein praktischeres Produkt möchte, findet bei demselben Preis bessere Alternativen.

 

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Zielgruppe

Die Zielgruppe die das Produkt durch die Firma ansteuert, laut deren Philosophie, sind eher von „form follows function“-Design überzeugte Leute. Obwohl man bei diesem Objekt auch debatieren könnte ob es sich nicht eher um „function follows form“ handelt. Das Objekt ist durch seine Schlichtheit und scheinbare Einfachheit in der Form, ein zeitgenössisches Design. Die schwarze Farbe macht den Gegenstand für jede Küche zugängig und bricht zur selben Zeit damit von den herkömmlichen weissen, glasigen oder chrom-ästhetischen Waagen ab.
Zielgruppen werden auch klar durch die online Verkaufsflächen. Beides sind Design/Lifestyle Verkaufsflächen, die auch andere Designmarken verkaufen. Interessant ist, dass zum Beispiel Glaxus auch viel von Eva Solos Produkten verkauft – auch die oben erwähnten Pfannenuntersätze – aber nicht diese Waage.

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Handhabung

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Das Produkt kommt in einer einfach zu öffnenden und schlicht gestalteten Verpackung. Das Öffnen wird dem Benutzer wunderbar einfach gemacht, was deshalb schon einen guten Eindruck macht. Eine Kartonhülle, eine Kartonbox und einem Plastiksäckchen ist schon alles woraus die Verpackung besteht. Es liegt keine Bedienungsanleitung vor, die Divise ist „learning by doing“. Freilich gibt es nicht viel zu tun: Das Produkt kommt vollkommen zusammengesetzt, sogar inklusive Batterien. Es gib nur einem Plastikstreifen zu ziehen, um den Stromkreislauf freizugeben. Zwei Knöpfe, ein Display und das Battierienfach sind die einzigen Bereiche, mit der der Käufer interagieren muss.
Auf der Hinterseit der Verpackung wird in sechs sprachen verkündet, dass mit dieser Waage „das Abwiegen von Zutaten zum Kinderspiel wird“.

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Die Hinterseite der Verpackung erwähnt auch „vier individuelle Messpunkte“. Ja, es sind tatsächlich vier einzelne Punkte. Stelle ich einen Gegenstand in die Mitte des Kreuzes und stelle mit der Tara-Funktion auf Null und schiebe probeweise den Gegenstand hin und her: Der Norden sagt 4, Westen meint es besser zu wissen und sagt 2, Osten hat zur Abwechslung die selbe Meinung und der Süden besteht auf 0. Die Lösung für dieses Problem wäre die Schüssel auf die Waage zu stellen und sie nicht mehr zu bewegen. Zugleich wird jetzt neu beim Wäägen die balancekünste des Koches getestet. Wie weit kann man diese Schüssel vom Zentrum entfernen bevor sie kippt? Bei dieser Waage ist ein genaues setzten erwartet, wie es schon die Präzisionskreuz-Form ankündete. Ein Kinderspiel? Ja, man könnte beim Abmessen von Zutaten tatsächlich dem Spieltrieb erliegen.


Die Öffnungen an der Unterseite zahlen beim tatsächlichen Gebrauch und nicht nur beim tatenlos Herumstehen ihren Preis. Wenn man das Objekt nach zehn Jahre im Gebrauch öffnet, ob man dann eine Biographie über Gekochtes und Gebackenes im letzen Jahrzehnt schreiben könnte?
Die schwarze Farbe und die Oberflächenbeschaffenheit ist sehr anfällig auf Schmutz und muss nach dem Gebrauch gründlich gereinigt werden. Nach Gebrauch verspricht die Verpackung, dass sie „in einer Schublade verstaut werden kann, wo sie kaum Platz in Anspruch nimmt“. Die Strichform täuscht, so viel Platz spart man nicht, aber die Waage ist zugegeben sicher flacher als viele andere Modelle. Sie kann aber aufgestellt werden und so zum Beispiel an einer Wand platziert werden ohne fest in den Weg zu kommen.
Über Recycling oder dergleichen sagt das Unternehmen nicht. In den Hausmüll sollte man es laut Aufkleber aber nicht werfen. 

 

 

 

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