Salter 1085BKDR – elektronischer Vielkönner

Die Geschichte der Küchenwaage an sich ist eigentlich relativ ereignislos. Auf der vorwiegend geradlinig verlaufenden Rennstrecke der Entstehung und Weiterentwicklung der Küchenwaage gab es die ein oder andere Haarnadel, aber viel ist seit der Erfindung des Digitaldisplays nicht passiert. Man arbeitet mit Formen und Farben unterschiedlichster Art um zu verpacken, was alle Welt schon kennt.

Salter als Waagenhersteller ist bereits seit 1760 einschlägig tätig. Produziert werden Messgeräte und Gadgets aller Art. Küchenwaagen, Personenwaagen, Analysewaagen, Blutdruckmessgeräte, Smoothiemixer, Fleischthermometer, Gewürzmühlen und Küchenwecker schmücken die Produktpalette. Erhältlich sind diese Produkte einerseits direkt über Salter, über diverse Marktplattformen wie brack.ch, amazon.de, galaxus.ch oder über renommierte Elektronikvertreiber wie Mediamarkt und Saturn.

https://youtu.be/P7Auvc4O27Q

Bezeichnung: 1085 BKDR
Hersteller: Salter
Kaufpreis: 49.99 CHF UVP
Gewicht: 568g ohne Batterien
Messumfang: max. 6kg
Farbgebung: S 9000-N Schwarz, auch in Weiss erhältlich (geschätzt S 0500-N)

Im Lieferumfang ist neben der Waage, einer Anleitung und dem Benutzerhinweis auch eine Viererpackung doppel A Batterien der Marke Daily-Max enthalten. Die bei der Waage verwendeten Materialien sind äusserlich ausschliesslich Kunststoff in zwei Verarbeitungen. Die obere Halbschale tritt hochglänzend in den Vordergrund, die untere Halbschale tritt matt gehalten in den Hintergrund. Auf den ersten Blick sticht die Gewichtsanzeige, die Raumtemperatur und die Uhrzeit ins Auge.

Funktionen

Die 1085 BKDR vereint in sich die Funktion einer Küchenwaage mit der Möglichkeit der Massänderung in oz  und der Flüssigkeitsmessung in ml und fl. oz , eine Timerfunktion und die eines Umgebungsthermometers. Zu bedienen ist das Gerät über vier Touchtasten. Das Ergebnis dieser Berührungen kann über drei grosse Displayfelder, von Salter als maxview Technologie beschrieben, kontrolliert werden. Über die on/zero Taste wird das Gerät in Betrieb genommen und auf Null tariert. Bei Inbetriebnahme wird der Hintergrund tiefblau beleuchtet und Waage ist nach zwei Sekunden betriebsbereit. Erkennbar ist dies daran, dass die Gewichtsanzeige von 8888 auf 0 springt. Ein Berühren der unit Taste hat das Umschalten der Masseinheit von g, oz, ml, fl.oz zur Folge. Zusammenhängend mit den Masszahlen wird die Temperaturanzeige angepasst. Bei und ml wird die Zimmertemperatur in angegeben, bei oz und fl.oz in F. Der Druck auf die Taste start/stop/reset bemüht die Stoppuhr, welche bei einmaligem Drücken gestartet, bei nochmaligem Drücken wieder beendet und in die Uhrzeitanzeige gesandt und bei langem Drücken zum Rest der eingestellten Zeit gezwungen wird. Mit der Berührung der set Taste wird die Stoppuhr gestellt. Dreht man das Gerät auf den Rücken fällt der Blick auf einen kleinen clock set Taster. Das Betätigen eben jenem hat zur Folge, dass die Uhrzeit über die start/stop/reset Taste eingestellt und über die set Taste bestätigt werden kann. Ein logischer Ablauf ist hier nicht ersichtlich. Bei längerem Nichtbenutzen kommt der Abschaltautomatismus zu tragen und die Waage quittiert ihren Dienst, bis das nächste Mal der on Button betätigt wird.

Die 1085BKDR ist dank des beworbenen maxview für ältere Benutzer ausgelegt und soll durch vergrösserte Beschriftung der Tasten und der digitalen Anzeige die Benutzung mit Beeinträchtigungen vereinfachen. Im Test mit dem Age Man zeigt sich, dass der maxview im Bezug auf die Lesbarkeit keine Lügen verbreitet. Das Einstellen der Uhr und Leichtigkeit oder Verständnis darf, Age Man tragend oder nicht, allerdings nicht im gleichen Satz erwähnt werden. Die Tasten der Waage sind unter dem Einfluss der Blickfeldverkleinerung und des Filters nur noch durch nahes Herangehen lesbar.

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Das Innenleben der Waage ist überschaubar und einfach nachzuvollziehen. Die vier Füsse, welche mit je zwei Schrauben an der unteren Halbschale befestigt sind, geben ein elektrisches Signal an die Leiterplatine, welche mit dem Batteriefach verdrahtet ist. Die Leiterplatine bündelt die Informationen der Füsse, der Tasten und des Tasters auf der Unterseite der Waage und gibt erkannte Werte an das Display weiter. Das Display wird von der Leiterplatine auf der einen, und einer gummigelagerten Klammer auf der anderen Seite in Position gehalten. Die Kabelführung besteht einzig und allein aus Plastiklaschen, zwischen die die Kabel mit einem Schaumgummiwürfel geklemmt werden.

Semantik

Die Küchenwaage 1085 BKDR besteht aus zwei Halbschalen, welche von oben betrachtet ein Rechteck zeichnen. Die obere Halbschale, welche auch Tasten und Bildschirm umschliesst, ist in glänzendem Finish ausgearbeitet. Sie stellt die Fläche dar, auf die eine Schüssel oder anderes zu Wiegendes platziert werden kann. Abgegrenzt wird die interaktive Bedienungsfläche durch einen wellenförmigen Absatz, der zur quadratischen Auflagefläche hin, welche zwei Drittel der Produktlänge ausmacht, abfällt.  So ensteht in der Seitenansicht der Eindruck einer leicht  Dynamik vermittelnden, streamline-ähnlichen Kontur. Ein kontinuierlich gleich bleibender Radius umläuft die gesamte Oberfläche der oberen Halbschale. Die Fläche, auf der Display und Tasten Unterkunft finden ist zum Benutzer geneigt, womit ein Spiegeln der Küchenumgebung oder ein allfälliges Blenden des Benutzers verhindert wird. Die zum Benutzer geneigte Bedienoberfläche ist halb so hoch wie breit proportioniert. Mit dem gleichen Verhältnis ist auch das darin eingebettete Display gestaltet. Das Display ist wiederum in sich in drei einer unterschiedlichen Heraldik angehörende Bereiche unterteilt. Der grösste Bereich, welcher etwas mehr als ein zwei Drittel (ich habe keine Ahnung, was hinter der Masswahl steht) des Displays einnimmt, übernimmt die Anzeige der Masseinheit und gross des Messgewichts. Der vom Bediener aus rechte „Rest“ des Displays ist horizontal halbiert. Der obere Bereich übernimmt die Raumtemperaturanzeige, der Untere die Anzeige der Uhrzeit oder der Stoppuhr. Alle drei Bereiche des Displays sind dünn umrandet und grob gerundet.

Die untere Halbschale ist matt ausgearbeitet, bildet die Verbindung zur Arbeitsfläche und beinhaltet Gummifüsse, das Batteriefach und den Knopf für die Uhreinstellung. Durch den von allen Seiten eingearbeiteten, unten gefasten Einzug wirkt das Produkt auf der Arbeitsfläche schwebend. Der Winkel der angesprochenen Fase ist kongruent mit der Neigung der Bildschirmfläche zum Benutzer hin. Die Füsse, welche die Funktion des Wiegens übernehmen, verschwinden für das Auge bei normaler Benutzung komplett unter der unteren Halbschale.

Die Produktgrafik besteht aus einem Logo und den Beschriftungen der vier Tasten on/zero, unit, start/stop/reset und set. Die Beschriftung ist prägnant, klar und verständlich. Die Dreifachbesetzung der Taste start/stop/reset ist eindeutig gelöst, indem die beiden Funktionen der Taste bei kurzem Druck auf der Taste notiert und die Funktion bei langem Drücken hochkant neben der Taste notiert ist. Die beiden Tasten für die Wiegefunktion sind ausgefüllt und die Schrift negativ, die Tasten, um die Uhrzeit und die Stoppuhr zu bedienen sind umrandet und die Schrift ist positiv. Alle Vier sind ebenso wie die Displayumrandung grob gerundet, was zu sehr darauf aufmerksam macht, dass hier ein Trendbewusstsein zu sehr Einfluss genommen hat. Die Schriftarten des Logos, der Tasten und der Anzeige unterscheiden sich grundlegend. Die Schrift der Anzeige ist gepunktet, die Tasten sind serifenlos beschriftet, das Logo stellt sich den Tasten entgegen. Es entsteht, durch die Benutzung drei verschiedener Fonts in drei verschiedenen Grössen eine gewisse Unruhe, die mit dem eleganten, schlanken Gesamteindruck der Waage bricht.

Fazit

Von Aussen betrachtet stellt das Modell 1085 BKDR eine durchdachte Gerätschaft dar, die allerdings dank ihrer Überfunktionen kaum ernst genommen werden kann. Der maxview, der meines Erachtens deshalb angewendet wurde, um die Benutzung für alte und/oder eingeschränkte Personen zu gewährleisten, verliert durch die Möglichkeit, Zeit und Raumtemperatur zu messen und eine Stoppuhr zu programmieren, komplett an Bedeutung. Ich gehe davon aus, dass die Zeit, Stoppuhr und Raumtemperatur integriert wurde, um drei weitere Geräte in der Küche zu eliminieren. Diese Idee scheitert daran, dass man das Gerät einschalten muss, um an die Uhrzeit und die Raumtemperatur zu kommen. Das setzt voraus, dass die Waage offen in der Küche gelagert wird, was auf Grund ihrer Verarbeitung und Materialwahl recht unvorstellbar ist.