Warten, Ankommen, Umweg, Schlafen

8:50 warte auf S-Bahn 8:58 steige in S-Bahn 8:52 S-Bahn bleibt in Oerlikon stehen, weil ein anderer Zug ausfällt 9:15 komme am Flughafen an, fahre Rolltreppe nach oben, laufe durch Papeterie-Geschäft, immer noch auf der Suche nach „Black Box“, laufe den Schildern nach, die mich noch weiter hinaufführen, um nach dem Übergang wieder hinunterzuführen. Per Rolltreppe kann ich hoch, runter führen nur die Stufen. Unten gelb-schwarz gestreifter Boden für Ankommende, Wartende werden hinter Zaun eingepfercht. Martin kommt nicht. Lange Nacht gehabt. Handy-Akku leer. Videokamera zuhause. Speichere im Kopf und im Körper. Kinder springen, rufen, legen sich auf Boden, schreien, müssen aufs Klo. Was ist wichtiger: Die Oma abholen oder Pipi machen? Unzählige Männer in Anzügen dunkel, weiss gehen an den eingesperrten Wartenden vorbei. Suchende Blicke der Ankommenden, werden sie abgeholt? Wo geht es zur Bahn? Wie gehen sie jetzt weiter, nachdem sie die Regie über ihre Fortbewegung in den vergangenen Stunden outgesourcet hatten?

10:10 Wie leicht es doch ist, eine Frau abzuholen. Ein Lächeln wird ohne Zögern erwidert. Und sie ist es. Sehr müde. Die Schilder führen uns zu einer temporären Strassensperre, die aber gleich wieder für Fussgänger geöffnet wird. Wir fahren nach unten. Die Fahrkartenautomaten alle besetzt. Rätselnde Ausländer studieren das Angebot des ZVV und brauchen noch länger, ohne zu bekommen, was sie wollen. Ich versuche im eigenen Interesse zu helfen. Beschleunigung. Endlich Ticket. Noch eine Rolltreppe. GK zieht Rollkoffer, mit Tasche drauf. Trägt Tasche, mit Koffer drin. Trägt warme Winterjacke über Arm, mit was drin?

10:32 Einstieg S-Bahn. Reise zum HB scheint lang. GK sehr müde. Kurze Nacht. Am HB Wege an Bauzäunen unter HB durch bis auf andere Seite, dort Rolltreppe an Oberfläche, durch Lücke im Zaun auf Verkehrsinsel mit Busstation. Bus kommt in 4 Minuten, sagt die Leuchtanzeige. Sitzen im Bus. Habe mittlerweile Tasche mit Koffer drin übernommen. Verpasse Ausstieg, fahren zu weit. Haltestelle verlegt, fahren noch weiter. Laufen zurück. Grüne Buchstaben kündigen Hotel an.

11:15 Check in. Kaffee. Sitzen. Reden. Denken? Ankommen im Gespräch.

12:30 Abschied am Lift. 2 Küsschen auf die Backe, eins in die Luft.

Gast: Gabriele Klein
Tat und Text: Katrin Kolo
reART:theURBAN „City link“