Wade Guyton Kunsthalle Zürich 31.08 – 10.11.2013
Die zweistöckige Ausstellung von Wade Guyton zeigt eine gross angelegte, neu für die Kunsthalle Zürich geschaffene Präsentation. In diesem Text werde ich vorallem auf die Arbeiten im 2.Stock eingehen, welche er als „langen Bilder“ bezeichnet.
Die Raum ist mit Wänden unterteilt, die wie ein Kreuz mitten in der Halle deckenhoch gesetzt sind. Durch die Abtrennung entstehen vier einzelne Ausstellungsräume. Bereits beim betreten des ersten Raumes steigt einem der Duft von Leinöl in die Nase. Das erste Bild ist direkt ersichtlich beim Eingang und imponiert durch die wandlange Leinwand und einer schlichten Farbgebung. Der amerikanische Künstler Wade Guyton überlässt den Akt des „Malens“ einem Tintenstrahldrucker. Er zwängt die Leinwand durch einen Drucker, der zum Ausdruck digitaler Vorlagen auf Papier und nicht für diesen Untergrund vorgesehen ist. Auf Leinen gedruckt mit einem Epson Stylus Pro 11880, sind die auf einem Computerbild basierenden Gemälde auf eine horizontale Position gedreht und ihre Information wand füllend ausgeweitet. Die Zweckentfremdung der Maschine nutzt er so als generatives Verfahren zur Bildentstehung. Ein Missbrauch, der die digitale Information der Bilder zu unerwarteten Ergebnissen führt. Wie ein schwarz-weisses Band ziehen sich die Bilder an den Innenwänden der Räume entlang. Beim betreten des zweiten Raumes werden einem die Dimensionen der Werke erst richtig bewusst. Alle Bilder haben in der horizontalen einen Falz der sich durch das ganz Bild zieht. An den linken Bildränder sind immer zwei nicht gleichlange, gedruckte schwarze Flächen zusehen, die etwa im goldenen Schnitt zur Gesamtfläche stehen. Beim Rest der Leinwand ist zu erkennen, dass sie grundiert wurden. In den weissen Flächen sind schwarz/graue Schlieren und Tropfen von Druckresten ersichtlich. Ob dabei mal weniger, mal mehr Farbe aufgetragen wird, sich die Leinwand gar im Drucker verfängt, reisst oder knittert, gehören für den Künstler zum Entstehungsprozess dazu. Die Verschmutzungen werden häufig durch die schwierige Handhabung der Leinwände im Studio verstärkt, wo sie auf dem Studioboden oder durch das Handling noch zusätzliche Spuren und Verletzungen erfahren. Spannend finde ich das Spiel mit dem Zufall, welches die Frage nach der künstlerischen Autorschaft aufwirft. Guytons „printer paintings“ siedeln sich zwischen Funktionalismus und Dekoration, Kunst und Industrie sowie Original und Reproduktion an.
Zürich 16.10.2013, Carla Isler