YORGOS SAPOUNTZIS
Bunte, zerfetzte Stoffresten hängen wild im Raum. Ich schaue noch zögernd von aussen rein- wie Zelte spannen sich Stoffe über Stangen- Erinnerungen an Bastelzeiten im Kindergarten werden wach, an selbstgebaute Zelte, Burgen, an farbige Zirkuszelte.
Der Raum ist lichtdurchflutet, auf beiden Seiten verglast. Die Stangen mit den Tüchern von dem Boden bis zur Decke teilen den Raum ein. Es entsteht ein Durchgang in der Mitte. Neugierig werfe ich erste Blicke hinter die Tücher um sogleich dahinter Statuen zu entdecken. Sie drehen mir den Rücken oder den Hinterkopf zu, drehen sich von mir weg. Sie interessieren sich nicht für mich. Ich steige über die Stangen in ihre Welt ein. Sonst stehen die Statuen einfach so in unserer Welt herum, jetzt mal umgekehrt- ich in ihrer. Ich laufe durch die verschiedenen Abteile mit Gruppierungen von Statuen, für was die Gruppierungen stehen erklärt sich mir nicht.
Der weisse Raum erscheint durch die Videos farbig. Der Künstler hat wohl ein grosses Bedürfnis nach Selbstdarstellung, so scheint es mir auf jeden Fall in den Filmen zu sein. Er versucht die Videos, gedreht in der Nacht, als risikoreiche „Stunts“ darzustellen, leider langweilt mich das Geschehnis eher, da weit und breit kein Risiko ersichtlich ist. In einem Video klebt er sich Porzellanfiguren ins Gesicht- dies lässt mich vorstellen, er erwecke die festen Figuren zum Leben, in dem er sie an seinen Körper bindet und sie somit bewegt. Überhaupt denke ich bei den Videos er möchte den festen Statuen, den Monumenten gerne Leben einhauchen, sie von ihrem fixen Standpunkt befreien.
Ich merke, dass es mir langsam zu viel wird. So viele Materialen, viele Medien, Farben, bewegte Bilder. Er möchte viel zeigen, viel in die Ausstellung packen, zu viel. So liess meine Aufmerksamkeit auch deutlich nach, als ich sah, dass im oberen Stock noch ein Raum voller neuen, herumliegenden Materialien ist. Wieder sah dieser Raum eher nach kindlichem Bastelraum aus. Bastelreste lagen herum, da stand noch ein Diaprojektor, da standen nochmals Tücher, da gabs noch Collagen, Musik. Zu viel für mich.
Ich überlege mir später, dass ich etwas Kindliches, Verspieltes grundsätzlich spannend und anziehend finde, aber es mir in dieser Ausstellung einfach zu viel wurde. Manchmal ist weniger eben doch mehr.