Lutz Bacher “Snow”
Aleksandra Weber
Please drive me to….sind die ersten Worte, die mir ins Auge springen beim Betreten der Einzelausstellung Lutz Bacher`s in der Kunsthalle Zürich. Please drive me to the forbidden city, Please drive me to the temple of heaven, Please drive me to the airport…großflächig im Raum verteilt finden wir diese unter anderem banalen Aussagen in englisch-chinesischer Ausführung auf alle vier Wände geplottet. Diese umgeben eine Herde von “Bison” Skulpturen, welche sich im Zentrum des Raumes befinden. An die Wand gelehnt befindet sich eine PhotoSerie, die eine kurze Sequenz einer Autofahrt, ich glaube irgendwo in den Bergen, zeigt. Bis dahin ist alles so stimmig für mich, dass ich trotz einer leichten Verwirrung alles zusammen bringen kann. Ich bin beeindruckt von der Raumgestaltung und denke, please…wow! Von der Verortung her würde ich sofort sagen, befinden wir uns irgendwo im Nirgendwo Amerikas…
Auf der gegenüberliegenden Seite der Photographien hängt ein digitales Display im Hochformat auf dem unter anderem Sätze wie “extremely fast is extremely slow” oder ” i know said the scorpion: but i can t help it, it s my character” durch das Bild fahren. Ausserdem hängt da noch so eine alte “Kinotafel”, an dessen Text ich mich nicht mehr erinnere. Spätestens an dieser Stelle fühle ich mich doch etwas überfordert.
Ich komme nun in den nächsten Raum der Ausstellung und meine Freude an der Gestaltung und Präsentationsform wird gehalten. Im Zentrum steht für mich hier die Wandcollage, die aus auf die Wand tapezierten Schwarz-Weiss Photographien bzw. Kopien besteht, die verschieden Ereignisse aus den Medien vielleicht der 60er/70er Jahre der USA ausstellen. Unter jedem Ereignis bzw. Abbild befindet sich ein Text, den ich beim besten Willen nicht mehr wiedergeben kann. Herausstechend sind hier die gerahmten Bilder, die zum Teil pornographische “Frauen Abbildungen” zeigen. Auf einem ist ein Pinup zu sehen. Dieses hat sich in meinem Kopf ganz besonders eingebrannt. Die Frau sitzt entblößt da, ihre Arme zu beiden Seiten ausgestreckt, an den Handgelenken noch Spuren eines Stricks zu erkennen. Wie eine “LiebesSklavin” gibt sie sich dem Betrachter hin. Trotz einer transparenten Weste, die sie am Leibe trägt, sehen wir ihren nackten, wohlgeformten Körper. Was soll das? Will hier jemand auf die Rolle der Frau hindeuten? Einen Männerblick aufzeigen? Ist es kritisch gemeint? In meiner Wahrnehmung und im Zusammenhang der Ereignisse aus Politik und Gesellschaft, lese ich dies so. Bis dahin war ich noch im Glauben, Lutz Bacher, der Künstler, sei ein Mann.
Ein weiterer Bilderrahmen, dessen Bild ich nicht mehr genau im Kopf habe, informiert darüber, wie viele Frauen beim masturbieren an Marlon Brando denken, einem der bedeutendsten Charakterdarsteller der Filmgeschichte des 20. Jahrhunderts. Darüber musste ich etwas schmunzeln. Daneben etwa fünf oder sechs gleich große Bilderrahmen die Aufnahmen des Universums zeigen. Diese gerahmten Fragmente , entnommen aus einem alten Astronomiebuch haben mich schon auf der Biennale in Istanbul verfolgt.
Links oben in der Ecke, hängt ein Gleitschirmflieger von der Decke. Dann hängt da noch so ein albern wirkendes Astronauten Kostüm an der Wand. Sowieso stehen überall etwas absurde Figuren und Objekte im Raum verteilt.
Mittlerweile bin ich etwas erschlagen von der Fülle des Raumes. Links und Rechts von mir sind so riesengroße Einstrichzeichnungen, die ein Gesicht zeigen. Ein lachendes, glaube ich…und das andere verzieht eine Miene. Ich kann es nicht zusammenbringen und trotzdem bin ich schwer beeindruckt von der Wand beziehungsweise der ganzen Raumgestaltung….
Insgesamt hat mir die Ausstellung sehr gut gefallen. Es war vielleicht sogar die beste, die ich in dem Seminar Sehen&gehen mitnehmen durfte. Also ein krönender Abschluss.
Irgendwo mittendrin in der Ausstellung , noch bevor ich den Text zur Ausstellung gelesen habe, konnte ich einem kurzen Intervie über “Lutz Bacher” entnehmen, dass es sich bei dem Künstler doch um eine Künstlerin handelt, die unter einem Pseudonym arbeitet.
Mir gefällt, wie sie die Frage nach Identität aufwirft. Ganz spielerisch,raffiniert stellt sie sich den großen Themen des “Universums” und schafft es meiner Meinung auch dieses Gefühl der Verwirrung und Überforderung, die es nunmal mitsichbringt, zu transformieren…ich war gerührt. War eine schöne Abschluss-Ausstellung. Danke.