Lutz Bacher: Snow
Jonas Hadorn
Der Künstler
Lutz Bacher ist in Kalifornien geboren. Er arbeitet derzeit in New York. Die Kunsthalle zeigt in der Ausstellung ’Snow’ Arbeiten des Künstlers von den 1970ern bis heute. Eigens für die Ausstellung hat Lutz Bacher eine Gesamtinstallation geschaffen. Geschlechtliche und gesellschaftliche Identitätsmodelle durchziehen ihre künstlerische Arbeit.
Die Ausstellung
Die Ausstellung ist auf zwei Stockwerke aufgeteilt. Die Räume sind gut gefüllt. Es gibt fotographische, skulpturale und Video Arbeiten. Ein amerikanischer Gestus zieht sich durch die ganze Ausstellung. Dies zeigt sich vor allem bei den fotographischen Serien, aber auch zum Beispiel bei ’Standing cutout of 3 caracters from The Wizard of Oz’. Sie bedient sich oft populärer Quellen, wie Andy Warhol. Wenn man den ersten Raum betritt sieht man gleiche fünf menschengrosse bisonsänliche Skulpturen. Diese sind aus Holzlatten und Draht zusammengebaut. Unfertig und schnell gemacht sehen die Bisons aus. Nur an den Köpfen und Schultern ist der Draht mit Papier und Fetzen von Jutesäcken überzogen. Doch machen sie einem Eindruck wegen ihrer Wuchtigkeit.
Auf die leeren weissen Wände hat er riesige ’Strichköpfe’, die nur aus runden schwarzen Strichen bestehen, direkt auf die Wände gezeichnet. Viele Objekte sind direkt auf den Boden gestellt oder gelegt. Wie zum Beispiel ein Zebrafell, Wolle, grosse Buchstaben, eine Bingo Maschine oder ’A red Circle’, ein rund ausgeschnittener roter Plastik. Immer wieder begegnen wir Haaren und auf Karton gedruckte und ausgeschnittene lebensgrosse Figuren. Im hintersten ’Kinderzimmer’ herrscht eine lockere Stimmung. Die Besucher plaudern miteinander und setzen sich in die Sitzsäcke und sehen Fern ohne Berührungsängste der Kunstwerke gegenüber.
Im zweiten Stockwerk der Kunsthalle hat es einen Raum mit Beamer-Projektionen und dazu läuft ’Somewhere over the rainbow’. In einem anderen Raum steht eine massive ’Weltraumkapsel’ bei der man zuerst nicht weiss, ob man überhaupt reingehen kann. Entdeckt man sodann den Eingang wird man mit Waffen bedroht und drinnen wird einem schwindlig, wegen den 17 Beamern die gleichzeitig den Innenraum bestrahlen.
Gefühle
Die Ausstellung lässt viele Deutungen und Interpretationen zu. Eine solch vielfältige Sammlung lässt sich nicht gänzlich entschlüsseln, was heute leider viel zu oft vorkommt. Themenschwerpunkte sind unter anderen die Identitätsfrage des Menschen, im Besonderen Gender. Sie spielt mit Entfremdung von Vertrautem und eigens kreierten Neuzusammensetzungen sowie Dekonstruktionen, die einem dazu auffordern wieder einmal genau hinzuschauen und bestehende Konditionen zu überdenken. Im Speziellen von tiefsitzenden Meinungen und sichergeglaubten Wahrheiten. Ich habe gespürt, dass Lutz Bacher auf unbewusste Konditionen zielt, die es zu verstehen und dann zu durchbrechen gilt.