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Im Gipsraum kann mit Gips oder anderen Materialien, wie Beton und Zement gearbeitet werden. Die räumliche Trennung der Materialien Gips und Ton ist sehr wichtig, da nur ein winziger Gipssplitter in einer Tonarbeit zur Explosion, während dem Brennprozess führen kann.
Natürlicher Gips
Gips ist ein natürliches Mineral, das auf der ganzen Welt vorkommt. Geologisch wird es Gipsspat genannt. Gipsgestein entstand vor rund 200-300 Mio. Jahren durch Kristallisation und Ablagerung bei der Verdunstung von Meerwasser. Für die Verwendung als Rohstoff wird das Gipsgestein in Steinbrüchen oder Stollen abgebaut. Gips ist ein Kalziumsulfat.
REA-Gips
Heute wird neben dem natürlichen Gips auch sogenannter REA-Gips verwendet. REA-Gips ist Calciumsulfat-Dihydrat, das als industrielles Nebenprodukt bei der Reinigung von Rauchgasen anfällt. In Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA) wird das gasförmige Schwefeldioxid mit Calciumcarbonat gebunden, wobei Gips entsteht. Gewaschen und filtriert wird dieser weiterverarbeitet. Er ist chemisch identisch mit dem natürlichen Gips und wird wie dieser durch Brennen abbindefähig und nutzbar gemacht.
Wichtiges zum Arbeiten mit Gips
- Keine Werkzeuge aus der Keramikwerkstatt im Gipsraum verwenden und umgekehrt. Nur ein kleines Stück Gips in einer Tonarbeit kann zur Explosion während dem Brand führen.
- NIE angerührten Gips in den Ablauf giessen. Zuviel angemachten Gips in Silikonformen giessen. Diese können später in der Keramikwerkstatt als Gipsplatten genutzt werden.
Grundlegende Eigenschaften von Gips
- Gips ist pH-neutral, gesundheitlich unbedenklich und kann sogar als Lebensmittelzusatzstoff (E-516) verwendet werden.
- Gips kann nicht faulen oder verrotten und wird nicht von Mikroorganismen angegriffen.
- Abgebundener Gips ist sorptionsfähig: Er kann Feuchtigkeit aus seiner Umgebung aufnehmen und wieder abgeben.
- Gips ist kein keramisches Material und deshalb nicht brennbar.
- Gips ist rezyklierbar. Lohnenswert ist dies jedoch nur im industriellen Rahmen, wo es heute die Regel ist.
Trennmittel: Zum Abformen und Giessen von Objekten
Trennmittel dienen dazu, dass sich zwei unterschiedliche Materialien, die miteinander in Kontakt kommen, nicht verbinden. Trennmittel spielen beim Abformen und Giessen eine wichtige Rolle. Da nicht alle Materialien und Vorgehensweisen geeignet sind, ist immer genau zu schauen, was erreicht werden soll und welche Materialien getrennt werden sollen.
Wichtig für die Wahl der Trennmittel ist:
- Woraus besteht die «Mutterform», das Objekt, das abgeformt werden soll?
- Mit welcher Abformmasse soll das Objekt abgeformt werden?
Abformen: Welches Trennmittel benutze ich für welche Materialien?
Gips von Gips: Um Gips von Gips zu trennen, können unterschiedlichste, sehr einfache Trennmittel benutzt werden, wie z.B. Spülmittel, Schmierseife, Vaseline, Tonschlicker, Öl, usw.
Schmierseife
Zusammensetzung:
Verhältnis 1:4 (25% Schmierseife, 75% Wasser). Die Mischung vor Gebrauch einmal aufkochen und anschliessend in einen verschliessbaren Behälter füllen.
Anwendung:
Auf schellackiertes oder auf noch feuchtes Werkstück die Seife auftragen. Werkstück mit einem weichen Pinsel gut einseifen und überschüssigen Seifenschaum mit einem Schwamm entfernen, sodass eine matt glänzende Oberfläche zurückbleibt. Eingeseifte Form nicht mehr berühren. Ca. eine Stunde nach dem Auftrag muss das Werkstück erneut eingeseift werden, da die Seife mit der Zeit tiefer in den Gips eindringt und ihre Wirkung verliert.
Schellack – Ein Harz, das Schildläuse absondern
Funktion:
Schellack schliesst die Poren an der Gipsoberfläche. Die Oberfläche des Gipses wird durch die Behandlung mit Schellack etwas härter.
Zusammensetzung:
Verhältnis 1:9 (10% Schellackschuppen, 90% Spiritus). Die Mischung zwei Tage stehen lassen, damit sich der Schellack im Spiritus auflösen kann. Vor Gebrauch aufrühren.
Anwendung:
Schellack zügig mit dem Pinsel auf die trockene Gipsform auftragen. Danach Schmierseife auftragen. Die Farbe des Schellacks verändert sich nach dem Auftragen der Seife von bräunlich zu violett/lila.
Trennemulsion (Lehmhuus)
Zusammensetzung:
Synthetisch hergestelltes und gebrauchsfertiges, pastöses Trennmittel.
Anwendung:
Wenig Trennemulsion mit einem weichen Pinsel unverdünnt auf das Werkstück auftragen. Anschliessend mit einem Schwamm das Ganze noch regelmässig auf dem Werkstück verteilen / verschmieren, sodass keine Pinselstruktur mehr ersichtlich ist. Anmerkung: Es benötigt nur wenig dieser Trennemulsion. Selbst ein hauchdünner Film hat eine ausgezeichnete Wirkung.
Öl und Fett (Raps-, Sonnenblumen-, Oliven-, Leinöl, Melkfett etc.)
Zusammensetzung:
Reine Pflanzenöle
Anwendung:
Das Öl oder Fett mit einem weichen Pinsel dünn und regelmässig auf das Werkstück auftragen. Darauf achten, dass sich keine Lachen bilden. Überschüssiges Öl kann mit einem Schwamm entfernt werden.
Gips einfärben
Mit Gouachefarben:
Wenige Tropfen ins Anmachwasser mischen, bevor das Pulver zugegeben wird.
Mit kalkechten Pigmenten:
Pigmente trocken unter das Gipspulver mischen, bevor es ins Wasser gestreut wird.
Einfärben mit Acrylfarbe ist nicht möglich, der Gips bindet nicht mehr ab.
Gips anrühren nach Augenmass
Für bildhauerische Gipsarbeiten
- Kaltes Wasser in schwarzen Gipsbecher oder Plastikgefäss geben, maximal 1/3 füllen.
- Den Gips langsam gleichmässig verteilt über die ganze Oberfläche einstreuen, ohne zu rühren, bis sich ein Berg bildet. Gips nicht zu schnell in das Wasser einstreuen (sonst können sich Klumpen bilden, die nicht durchfeuchten.)
- Einsumpfen lassen, bis das Pulver grau wird. Der Farbwechsel zeigt an, dass der Gips nun vollständig mit Wasser vollgesogen ist. Das dauert bei Kleinmengen ca. 1 Minute.
- Erst rühren, wenn sich alles Gipspulver mit Wasser vollgesogen hat.
- Mit der Hand rühren, ohne Luftblasen einzuarbeiten. Klumpen aufspüren und zerdrücken.
- Gips soll den Handrücken deckend weiss überziehen. Falls die Haut blau durchschimmert, ist er zu dünn. Gut umgerührter Gips gibt harte Gipsformen.
Wichtig: Ist der Gips einmal angesetzt, darf weder Wasser noch Gips nachgegeben werden.
Gipsanrühren für Keramik-Gussformen
Im Gegensatz zum bildhauerischen Gipsen ist es für Keramik Gussformen zwingend, den Gips immer im gleichen Verhältnis anzumischen. Damit die Gipsformen alle gleich die Feuchtigkeit aufsaugen und dadurch regelmässige Wandungen entstehen.
- Die richtige Menge Gips und kaltes Wasser in separaten Behältern bereitstellen.
- Den gesamten Gips gleichmässig verteilt über die ganze Oberfläche des Wassers einstreuen, ohne zu rühren, bis sich ein Berg bildet.
- Einsumpfen lassen, bis das Pulver grau wird (ca. 2 – 5 Min.).
- Erst rühren, wenn sich alles Gipspulver mit Wasser vollgesogen hat.
Dann mit den Händen 2 Minuten langsam rühren ohne Luftblasen einzuarbeiten, bis der Gips eine Konsistenz wie Rahm hat. - Gips zügig über eine Kunsttstoffzunge oder eine Hand in die Form giessen.
Rütteln oder klopfen damit Luftblasen aufsteigen können.
Umrechnungstabelle Gips anrühren für Keramik-Gussformen
1 Liter Volumen = 7dl Wasser + 1050 g Gips
Endvolumen der Mischung | = | Wasser | + | Gips |
2 dl | = | 1.4 dl | + | 210 g |
3 dl | = | 2.1 dl | + | 315 g |
4 dl | = | 2.8 dl | + | 420 g |
5 dl | = | 3.5 dl | + | 525 g |
6 dl | = | 4.2 dl | + | 630 g |
7 dl | = | 4.9 dl | + | 735 g |
8 dl | = | 5.6 dl | + | 840 g |
9 dl | = | 6.3 dl | + | 945 g |
1 Liter | = | 7 dl | + | 1050 g |
1.5 L | = | 1.05 L | + | 1575 g |
2 L | = | 1.4 L | + | 2100 g |
3 L | = | 2.1 L | + | 3150 g |
4 L | = | 2.8 L | + | 4200 g |
5 L | = | 3.5 L | + | 5250 g |
Langsam abbindender Gips
Wird erreicht durch:
- Zugabe von Borax oder Ammoniak in das Anmachwasser (auf 4 Liter Anmachwasser 2-4 El Borax)
- Dünnes Anmachen
- Warmes Anmachwasser
- Kurzes Umrühren
Schnell abbindender Gips
Wird erreicht durch:
- Zugabe von Kochsalz oder Weissleim
- Dickes Anmachen
- Warmes Anmachwasser
- Intensives und langes Rühren nach dem Einschütten