Eine Ausstellung von Florian Dombois und Christoph Oeschger im Kunstraum Lüneburg
Im Gang von hinten nach vorne, Raum 3:
Christoph Oeschger
Erinnerung an eine vergangene Zukunft
3-Kanal-HD-Videoinstallation, Stereo, Videoloop
Dauer des Loops: 5‘44“
Raum 2:
Christoph Oeschger, Mario Schulze, Sarine Waltenspül
«Unlearning Flow»
HD-Video, 10‘59“
U5
Wind Tunnel Model No. 2
Funktionsmodell
3D Print, Tiefzugfolie und diverse Materialien
Raum 1:
Florian Dombois
Deaf–Pride–Wish–Doubt–Greed–Sloth–Blind
Rauminstallation
7 synchronisierte Monitore, Spiegelkugel, Projektor, Hubmagnet
Dauer des Loops: 4‘59“
Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg
Kuratiert von Mario Schulze
8.11. bis 13.11.2019
Auf dem Dach der Zürcher Kunsthochschule steht ein Windtunnel. Aus ihm stammen die meisten Filme für diese Ausstellung. Während viele Windtunnel der Optimierung gewidmet sind, unterläuft der künstlerische Windtunnel der ZHdK das Schneller, Höher und Weiter. Es entstehen Fragen an die Strömungsforschung, die den Wind in Tunneln domestiziert und ihn fotografisch und filmisch aufzeichnet. Was steckt hinter dem Ziel, den Wind sicht-, mess- und letztlich beherrschbar zu machen? Und lässt sich im Windtunnel nur ein Wissen gewinnen, das die Formgebung aller von Wind oder Wasser umströmter Dinge bestimmt: Flugzeuge, Baseballs oder Gebäude? Die Installationen in der Ausstellung nehmen den sichtbar gemachten Wind als Ausgangspunkt. In ihnen werden die Bilder des Unsichtbaren neu montiert, komponiert und zerschnitten. Es geht darum, die Ideale des Faktischen und Objektiven der wissenschaftlichen Windbeherrschung, ebenso wie des fotografischen Abbildes zu hinterfragen und immer wieder auch zu überschreiten.
Florian Dombois und Christoph Oeschger haben in den letzten zwei Jahren gemeinsam ein Konvolut von Aufnahmen des Windes, des Tunnels und seiner Umgebungen produziert. Zunächst wollten sie daraus Werke erstellen, die sie auch gemeinsam signieren. Doch dann entschlossen sie sich, ihren jeweils unterschiedlichen Umgang mit diesem Ort, dem Wind und der filmischen Aufzeichnung zu entwickeln und zu vergleichen: Während Florian Dombois mit einem Orchester aus 7 Monitoren spielt und an seine Arbeit als Klangkünstler anschließt, geht Christoph Oeschgers Triptychon den Zeitschichten abstrakter Strömungsbilder nach und bewegt sich an den Grenzen von Fakt und Fiktion. Ergänzt werden die Videoinstallationen durch verschiedene Zusammenarbeiten. Florian Dombois bat das Künstler*innenkollektiv U5 ein Funktionsmodell des Windtunnels anzufertigen, um eine weitere künstlerische Formensprache auf den Windtunnel treffen zu lassen. Christoph Oeschger arbeitete mit den beiden Wissenschaftler*innen Sarine Waltenspül und Mario Schulze zusammen, um einen Essayfilm über das Institut für den wissenschaftlichen Film (IWF) zu erstellen. Das IWF verfolgte das enzyklopädische Projekt, alle Bewegungsvorgänge auf Zelluloid zu bannen. Angeführt wurde der Filmkatalog des IWF von einem Strömungsfilm.
Und so bleiben wir beim Fragen:
Wie würde sich Méliès` Mondrakete im Windkanal verhalten?
Wo ist der Wind, wenn er nicht weht?
Im Film vielleicht?