Ein Angestellter in einem Filmlabor wie Charly Huser oder ein Auftragsfilmer wie René Boeniger erlebte die späten Sechzigerjahre völlig anders als die vielen «Jungfilmer», die autodidaktisch ihre ersten Filme realisierten. Kontinuierlich sich entwickelnde Arbeitspraxen stehen in dieser Zeit Aufbruchswillen, die Lust zum Experiment und zur Provokation gegenüber.

Basierend auf vierzig individuellen Erinnerungen und Erfahrungen von Kinobetreibern, Beleuchtern, Kameramännern, einer Verleiherin, einem Verleiher, Cuttern, einem Drehbuchautoren, Regieassistenten, Regisseuren, Produzenten, einem Schauspieler, zwei Schauspielerinnen, einer Scriptfrau, Filmtechnikern, Auftragsfilmern, Amateurfilmern, Fernsehredakteuren, Filmjournalisten, einem Filmfunktionär, die Funktionen überschneiden sich mitunter, beleuchtet Cinémémoire.ch die alltägliche Berufspraxis in den Sechziger- und Siebzigerjahren.

Die Erinnerung führt ein unkontrollierbares Eigenleben, sie verzerrt, lässt aus, schönt oder verleiht Sinn. Darum schien es sinnvoll, gemeinsam erlebte Ereignisse oder Umstände von verschiedenen Zeitzeugen geschildert zu bekommen. Wichtig sind aber nicht nur Ereignisse, die Eingang in ein kollektives Gedächtnis fanden, sondern insbesondere das Alltägliche in der Erinnerung der Gesprächspartner. Die Quantität der Erinnerungen, der Vergleich der Aussagen untereinander und schriftliche Quellen sollen es erlauben, ein Gesamtbild zu skizzieren, das nicht nur durch subjektive Einzelperspektiven – und Interpretationen – dominiert, sondern durch Vielstimmigkeit geprägt ist. Cinémémoire.ch will also keine «Legenden» zerstören. Es will durch Erinnerungen und bisher wenig berücksichtigte Quellen ein differenziertes Bild des Filmschaffens der Sechziger- und Siebzigerjahre entwerfen.

Pressestimmen
Tages Anzeiger / 1.4. 2014
Der mäandernde Fluss des Übergangs
Neue Zürcher Zeitung / 23.2. 2014
Abschied von Papas Kino [PDF]
Journal 21
Die unendliche Stunde Null

Gesuchsteller SNF und Gesamtleitung
Prof. Bernhard Lehner
Projektleitung und Interviews
Thomas Schärer
Wissenschaftliche Mitarbeit
Nicole Greuter, Claudia Ramseier, Graziella Bomio
Kamera
Eric Stitzel (Camille Budin, Roni Ulmann)