Kurzbiografie

Geboren am 6. April 1934 in Biel. Nach dem Abschluss seines Jurastudiums arbeitet Vital Epelbaum kurzzeitig als Rechtsanwalt in Bern und kehrt 1960 nach Biel zurück. Er hilft den Eltern im wachsenden Kinobetrieb und führt Gespräche mit Verleihern. Er baut die Kinobetriebe kontinuierlich aus und versucht, zwischen der neuen Filmgeneration und der Kinobranche zu vermitteln. Ab Mitte der Sechzigerjahre engagiert er sich im Kinoverband, handelt mit dem Filmverleiherverband Rahmenverträge aus und beteiligt sich 1969 an der Vernehmlassung zur Filmgesetzrevision. Als Kinounternehmer ist Epelbaum in verschiedenen Berufsorganisationen aktiv, u.a. als Präsident des Schweizerischen Kinoverbands. Zudem ist er jahrelang Vizepräsident der Eidgenössischen Filmkommission und Mitglied des Stiftungsrats der Cinémathèque suisse. Die jüngere seiner beiden Töchter, Edna Epelbaum, hält nach dem Tod ihres Vaters am 9. März 2012 als seine Nachfolgerin die Familientradition aufrecht. Die Cinevital AG betreibt derzeit zwanzig Leinwände in Biel, Neuenburg und La Chaux-de-Fonds.
Ort: Kino Rex in Biel, 26.6.2007
Interviewer: Thomas Schärer
Kamera: Eric Stitzel
Assistenz: Jasper Ganderath
Gesprochene Sprache: Schweizerdeutsch
Interviewlänge: 52 Minuten
Transkript: Thomas Schärer
Segmentierung: Thomas Schärer (24.6.2016)


Inhalt / Kapitel

01 Kino als Familienbetrieb/Kinoalltag in den fünfziger Jahren [0:01:40] Ι 02 Ausbildung [0:04:14] Ι
03 Filmprogramme Ende der fünfziger Jahre [0:05:47] Ι 04 Tätigkeit im Kino nach dem Studium [0:08:39] Ι 05 Kinobetreiber- und Verleihkartell [0:10:07] Ι 06 Filmfestival Locarno [0:11:16] Ι 07 Schweizer Film [0:12:40] Ι 08 Filmclub [0:16:16] Ι 09 Publikumsgewohnheiten, 70-Millimeter-Produktionen [0:18:20] Ι 10 Cinemascope und die Herausforderung des Fernsehens [0:21:02] Ι 11 Filmskandale, Misstrauen gegenüber dem Film, Zensur, Alterskontrollen [0:23:20] Ι 12 Filmkartell, Schwierigkeiten bei der Eröffnung eines neuen Kinos [0:27:43] Ι 13 Ende des Kartells [0:30:44] Ι 14 Verbandsarbeit, Filmgesetzrevisionen, Feiertagsschliessungen [0:33:29] Ι 15 Zweisprachigkeit und Kinopublikum [0:36:50] Ι 16 Kinoprogrammierung [0:39:00] Ι 17 Landesaustellung Expo 1964 [0:40:57] Ι 18 Neuer Schweizer Film, spezialisierte Kinos (Wochenschauen, Nudistenfilme) [0:42:30] Ι 19 Solothurner Filmtage [0:49:55] Ι 20 Die Rolle der Filmjournalisten [0:50:27]


 

 01 Kino als Familienbetrieb/Kinoalltag in den fünfziger Jahren

Wir sitzen im Kino Rex in Biel. Ihr Vater hat das 1961 gekauft, er betrieb seit der Kriegszeit ein Kino. Sie sind früh dabei gewesen. Können Sie uns den Kinoalltag in den fünfziger Jahren schildern?

Das war schon noch anders als heute. Meine Eltern, die dann in fünfziger Jahre ein Kino hatten, in Biel, das Apollo, die haben das als ein Familienbetrieb geführt, die sind beide jeden Abend ins Kino. Die Mutter sass an der Kasse, der Vater hat die Leute empfangen, geschaut das alles klappt, die Vorführung und alles. Was interessant war: Wenn die Leute drin waren, kamen die Eltern nachhause und dann ging zumindest jemand auf den Vorführschluss ins Kino um den Leuten die Hand zu geben, um sich zu verabschieden. Das war ein Familienbetrieb. Heute ist das ganz anders

Sie haben als Bub schon mitgeholfen, was haben sie gemacht?

Als ich genug alt war so mit 14 habe ich Platzanweisung gemacht, manchmal auch die Kasse. Eigentlich bin ich relativ rasch eingespannt worden, um im Familienbetrieb zu helfen.

Sie erinnern sich sicher an Erlebnisse in dieser Zeit. Was hat sie beeindruckt?

Ich durfte ab und zu Filme schauen vor dem Zulassungsalter, das wurde damals streng gehandhabt. Ich mag mich erinnern unter anderen an Les miserables nach Victor Hugo. Charles Laugthon war der böse Javert, ich mag mich nicht genau an das Jahr erinnern [1935, Richard Boleslawski].


 02 Ausbildung

Kino hat sie immer fasziniert. Sie haben dann Juristerei studiert und haben sich dem Kino wieder angenähert.

Ich war immer dabei, auch während meinem Studium habe ich mitgeholfen und miterlebt. Ich kam wieder zurück, der Film hat mich sehr interessiert. Bereits als Gymnasiast war ich im Vorstand des Filmclubs und immer sehr hat mich am Kino das Zusammenkommen von Kommerz und Kultur, die Interpendenz zwischen Wirtschaft und Kultur, darum blieb ich beim Film.

Sie haben 1959 ihr Studium beendet. Eine Zeit lang haben sie als Fürsprecher [Rechtsanwalt] und für den Kinobetrieb gearbeitet.

Das habe ich einige Zeit gemacht, aber mich dann immer mehr für das Kino interessiert und die Juristerei aufgegeben.