Greencity?

„Die stete Kontrolle des eigenen Nutzerverhaltens prägt denn auch die gesamte Greencity. Jeder Bewohner hat Zugang zu einer App, auf der er den eigenen Energieverbrauch nachvollziehen kann. Da solche technischen Innovationen bis jetzt im Alltag fehlen, könnte man diese App sogar als eine willkommene Einladung verstehen, sein zunehmend schlechtes Gewissen gegenüber dem schönen Planeten einfach damit zu beruhigen, dass man sein Stromverbrauchsverhalten besser kennenlernt. Nur fragt man sich, warum die App in der Greencity auch noch die Zahlen der Nachbarn aufs Handy spielen muss. […]

Gewiss sollte die Welt auf Plastic verzichten, und zweifelsfrei wären alle (ausser vielleicht Donald Trump) für eine veränderte Heiz- und Auto- und überhaupt Konsumkultur zu haben. Aber die Aussicht, sich von seinen Balkonpflanzen zu ernähren und im Winter mit Freunden in einem kleinen Kaminzimmer unter eine Decke zu schlüpfen, ist weitaus beruhigender, als in einer normierten Greycity-Welt zu hausen, in der der Komfort das Leben verdrängt hat und kein Reissaus mehr möglich ist. Mehr als erwünscht sind deshalb Entwickler und Planer, die nicht nur auf Technik und Ordnung setzen, sondern Menschen und Architekten ein umweltfreundliches Bohèmeleben in der Stadt und, wenn es sein muss, auch zwischen Stadt und Dorf anvertrauen. Die 2000-Watt-Gesellschaft liesse sich dann wesentlich leichter und mit grösserer Vorfreude umarmen.“

https://www.nzz.ch/feuilleton/wollen-wir-so-leben-ld.1378068

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