So wird Feedback wirkungsvoll

Text: Renato Soldenhoff Bild: Tim West/Deepmind on Unsplash

Dieser Artikel zum «Destination Digital»-Workshop mit Silke Schönwälder erschien im MIZ Aktuell Blog der ZHdK.

In der digitalen Welt wird zwar viel geliked und Meinungen werden kundgetan, doch wertschätzendes und differenziertes Feedback ist oftmals rar. Denn wirkungsvolles Feedback zu geben ist anspruchsvoll – ganz besonders in der virtuellen Zusammenarbeit. Im zweiteiligen «Destination Digital»-Workshop vermittelte Silke Schönwälder von New Work Squad, was es zu beachten gilt und wie gutes Feedback gelingen kann.

Die englische Wortzusammensetzung «Feedback» gibt eigentlich schon Aufschluss darüber, was Feedback beabsichtigt. Ins Deutsche übersetzt bedeutet der Ausdruck sinngemäss «zurückfüttern». Diese Übersetzung wird sich vermutlich nicht im Sprachgebrauch etablieren, doch sie unterstreicht die wohlmeinende Absicht hinter gutem Feedback. Grundsätzlich geht es darum, dem Gegenüber zum richtigen Zeitpunkt klare, spezifische und wertschätzende Rückmeldungen zu geben, um die Person weiter zu bringen und eine Sache besser zu machen.

Durch eine wertschätzende Haltung und eine klare, spezifische sowie authentische Rückmeldung wirkungsvolles Feedback geben.
Quelle: Agateno.com

In ihrem Workshop stellte Silke Schönwälder Theorieinputs, Strukturen, Hacks und Methoden für Feedbacks in Gruppen oder mit Einzelpersonen vor und bot den Teilnehmenden Gelegenheit, Fragen zu diskutieren, etwa: Wie gebe ich Feedback und wie nehme ich es an? Wie höre ich aktiv zu? Wie kann ich in Teams eine entsprechende Kultur kreieren? Und wie funktioniert das alles auch im virtuellen Kontext?

Die Besonderheit von Feedback in der virtuellen Zusammenarbeit

Remote-Zusammenarbeit ist flexibel und interaktiv, und das Digitale hilft, Prozesse zu beschleunigen. Bei der Arbeit an verschiedenen Orten entsteht allerdings oft eine Distanz zwischen Kolleg:innen. Das menschliche Bedürfnis nach Rückmeldung bleibt jedoch auch bei dieser neuen Form der Zusammenarbeit gleich – oder nimmt sogar zu. Umso wichtiger ist es also, in solchen Settings öfters und regelmässig Feedback zu geben.

Ganz besonders bei Feedback in Online-Settings sollte man also den Grundprinzipien der Kommunikation Aufmerksamkeit schenken und die technischen Möglichkeiten der Kommunikationsmedien entsprechend nutzen. So empfiehlt es sich beispielsweise, in Videokonferenzen die Kamera aktiviert zu lassen, da das Nonverbale (Mimik, Gestik, Körpersprache etc.) und das Paraverbale (Lautstärke, Tempo, Pause, Artikulation, Stimmlage etc.) einen beachtlichen Teil in der Kommunikation einnimmt.

Kommunikationsarten Quelle: Mehrabian, Albert. (1967). The Journal of Counselling Psychology 31, S. 248-252

Wertschätzendes Feedback geben

Authentisches, klares und spezifisches Feedback basiert, so Silke Schönwälder, auf der WWW-Struktur. Dabei wird das Gespräch in die drei Bereiche Wahrnehmung, Wirkung und Wunsch gegliedert.

  • Wahrnehmung: Mir fällt auf, dass…
  • Wirkung (auf mich): Es stört mich, dass…
  • Wunsch: Ich bitte dich,…

Zudem gibt die Referentin konkrete Tipps zum Feedback-Geben, etwa:

  • Verwende Ich-Botschaften («Mir ist aufgefallen, ich beobachte…»).
  • Gib spezifisches Feedback.
  • Nutze Beispiele.
  • Beziehe dich auf das beobachtete Verhalten, nicht auf die Person.
  • Wähle den richtigen Zeitpunkt und Rahmen für das Gespräch aus.

Hier gibt es weitere Tipps und Tricks zum Thema Feedback.

Das Kultivieren von Feedbacks mittels Hacks

Feedback-Hacks sind schnelle und unkomplizierte Methoden zum Ausprobieren von Feedback in Teams, die zum Experimentieren und gemeinsamen Üben einladen. Auf diese Weise stossen sie Veränderungen an und fördern das Vertrauen im Team.

Ein Feedback-Hack wird mehrere Male ausprobiert. Wenn der Hack die gewünschte Wirkung zeigt und für das Team funktioniert: perfekt! Wenn nicht, so kann man nach circa vier Wochen mit einem neuen Hack experimentieren.

Bei der Lancierung von Feedback-Hacks sollten im Team das Konzept, die Regeln und die Handhabung diskutiert werden.

Einige Beispiele:

Remote Weekly

Eine Retrospektive als regelmässiger Feedback-Anlass mit dem Team. Kern dieser Methode ist, sich drei gute Fragen zu stellen:

  • Keep: Was lief diese Woche gut und was wollen wir beibehalten?
  • Drop: Was lief nicht optimal und womit wollen wir aufhören?
  • Try: Was wollen wir anders machen oder neu ausprobieren?

Remote Hero

Positives Feedback ist das wichtigste Feedback. Dieser Hack bringt das Team einander menschlich näher und stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl. Das Team stellt sich hierzu die folgenden drei Fragen:

  • Was hat mich diese Woche beunruhigt?
  • Wofür war ich diese Woche dankbar?
  • Wer ist diese Woche mein Krisen-Held?

Resilienz Feedback-Shower

Alle Mitarbeiter:innen benötigen Ressourcen zur Bewältigung alltäglicher Probleme – vor allem in der Krise. Eine Power-Routine kann man schaffen, indem man jede Woche mit den folgenden Fragen beginnt:

  • Was waren meine Erfolge in der letzten Woche?
  • Was ist mir richtig gut gelungen?

Weitere Beispiele zu Feedback-Hacks finden sich online, etwa auf designtools.zhdk.ch oder www.workhacks.de/die-workhacks.

Gemeinsame Regeln helfen

Eine wirkungsvolle und konstruktive Feedbackkultur bedarf der bewussten Gestaltung – und gemeinsamer Regeln. Damit alle Beteiligten von demselben ausgehen und ähnliche Erwartungen an den Feedbackprozess haben, gilt es vorab zu vereinbaren:  

  • Wann geben wir uns Feedback?
  • Was ist das Ziel des Feedbacks?
  • Wie gehen wir mit individuellem Feedback um? (z.B. auch hilfreich in einem CoCreation-Prozess)

Auf einen ersten Blick erscheinen viele dieser Methoden und Übungen sehr einfach und klar. Meine persönliche Erfahrung zeigt aber, dass die Krux im Detail liegt. Wie wendet man die Hacks sinnvoll an, oder wie formuliere ich wertschätzend?

Ausprobieren und üben hilft: in der Zusammenarbeit, Zuhause und mit Freuden. Denn wirkungsvolles Feedback wird geschätzt!

Der Workshop wurde durchgeführt von Destination Digital. Es referierte Silke Schönwälder (New Work Squad).

Renato Soldenhoff ist an der ZHdK Co-Vorsitzender Digitalrat und Programmleiter Digital Skills & Spaces.

Dieser Artikel erschien zuerst im MIZaktuell Blog.