Monitoring Session im Landesmuseum

Am 20.10.2016 ging ich mit 6 Versuchspersonen in das Landesmuseum Zürich. Sie bekamen die Aufgabe, zuerst die aktuelle Ausstellung „Renaissance“ und dann die Dauerausstellung „Archäologie Schweiz“ anzuschauen. Dabei sollten sie zunächst drei Fragen beantworten:
1. Which installations encourage you to interact in discovering information? Through what?
2. Which installations challenge you in discovering information? Through what?
3. Where do your interactions have an impact? Through what?
Dafür bekamen die Probanden eine Stunde Zeit. Danach trafen wir uns in der Archäologie-Ausstellung. Die Aufgabe dort war es drei Objekte nach Informationsgehalt, Engagement, Unterhaltungswert, Personalisierung und Herausforderungscharakter zu bewerten.
Bevor wir die Ausstellung verließen, berief ich eine Diskussionsrunde ein. Ich fragte die Teilnehmer was ihr Gesamteindruck zur Interaktion in den gesehenen Ausstellungen war und wir diskutierten etwa eine halbe Stunde lang.

Erkenntnisse

Umfrage

Die Umfrage lässt Rückschlüsse zu dem zu, was Besucher animiert, mit den ausgestellten Dingen zu interagieren. Der häufigste Grund, der genannt wurde, aus welchem die Besucher zu einer Interaktion eingeladen wurden, war, dass die Informationen auf keinem anderen Weg verfügbar waren. Ohne Interaktion wären sie nicht an die Informationen gekommen. Das heißt gleichzeitig, dass ihr Interesse an den Informationen sie dazu gebracht hat, mit den Objekten in Kontakt zu treten.
Auch die Neugier, nicht zu wissen was dahinter steckt, motivierte viele zum Interagieren. Die Tatsache etwas nicht zu sehen, weckt bei den Besuchern Neugier und sie sind dazu animiert, an die nicht sichtbare, aber angedeutete, Information zu kommen.
Dass ihre Interaktionen aber einen Effekt hätten, fanden die wenigstens. Ein Teilnehmer fand, dass “impact […] ein beständiges Erlebnis ist, das andere Besucher auch sehen können” und diese Bedingung war seiner Meinung nach nirgends erfüllt. Die interaktiven Exponate reagierten zwar auf Aktionen oder Touch von Besuchern. Aber es gab keine nachhaltige und sichtbare Wirkung.

Diskussion

Die iPads, die in der Ausstellung neben den Objekten verteilt waren, wurden eher als schlecht und unnötig empfunden. Das Interface-Design überzeugte nicht und der Informationsgehalt war nicht größer als mit einer einfachen Texttafel. Die iPads kamen der Meinung der Teilnehmer nach nur zum Einsatz, um digitale Medien im Museum zu haben, dienten aber keinem größeren Zweck. Hingegen iPads, die mehr Informationen enthielten, wie Videos, die nicht anders abrufbar waren, wurden als interessanter und nützlicher beschrieben.
Projektionen, die die ursprünglichen Funktion oder den Kontext eines Artefakts mittels einer Animation im Zeichenstil zeigten, wurden als viel wertvoller empfunden. Diese stellten das Objekt stärker ins Zentrum.
Die physische Interaktion in der Archäologie-Sammlung rief viel positives Feedback hervor. Dort war Aktivität von den Betrachter gefragt um an die Informationen zu kommen und dies wurde von den meisten als Mehrwert gesehen.
Das Schiebe-Pad, das entlang der Vitrine mit archäologischen Funden geschoben werden konnte, wurde zweischneidig bewertet: Einerseits ermöglichte es Einblicke in Details zu bekommen. Andererseits versperrte es den Blick auf das originale Objekt, was die empfundene Distanz zum Artefakt vergrößerte. Außerdem trug es mehr zur Ablenkung bei und war in seiner Funktionsweise nicht besonders intuitiv bedienbar.

Methode 635 (abgewandelt)

Auf einem Blatt werden drei Ideen aufgeschrieben. Der Papierbogen wird in einer Gruppe von 6 Personen reihum weitergegeben und jeder Teilnehmer schreibt zu jeder Idee Ergänzungen oder Weiterentwicklungen auf. Dabei hat jeder nur 2 Minuten Zeit.

Vorgehen

Am Anschluss an den Museumsbesuch im Landesmuseum machte ich mit den Teilnehmern eine Runde der 635 Methode. Die Technik wandelte ich dabei etwas ab, indem die erste Zeile drei Fragen statt dreier Ideen beinhaltete. Dann wurde das Blatt weitergereicht. Dabei konnten die Personen zu den drei Fragen ihren Gedanken freien Lauf lassen und auch auf die Gedanken ihrer Vorgänger Bezug nehmen. Die Fragen waren folgende:
1. What characteristics should a framework for participation have?
2. What is interesting to me (as visitor) to know about other museum visitors?
3. What would I like to tell the museum? What is important to me in a visit?

Erkenntnisse

Diese schriftliche Ideenfindungsmethode hat verschiedene Anliegen von Museumsbesuchern gezeigt: Zu den Eigenschaften, die ein Partizipationsrahmen haben sollte, kamen der Wunsch auf, das Format der Ausstellung selbst zu bestimmen und es radikal offen zu halten. Einige Aussagen bezogen sich auf die Artefakte, die im Zentrum stehen und als Aufhänger dienen sollten. Aber auch die Besucher sollten sich einbringen: Indem sie selbst Werke beitragen oder Objekte miteinander teilen.
Von anderen Museumsbesuchern interessieren die Teilnehmer das Wissen oder die Meinung der anderen zu den Museumsobjekten. Auch werden sie gerne beobachtet. Genauso kann aber der Wunsch bestehen, sie gar nicht zu beachten. Offenbar erzeugen andere Besucher bei einem selbst kein besonders großes Interesse.
Bezüglich dem, was dem Museumsbesucher wichtig ist, kam vermehrt der Wunsch vor, mehr Informationen zu einem Objekt zu erhalten. Aber auch ein persönlicher Denkanstoß sollte nicht zu kurz kommen: Fragen auslösen und ein schönes Erlebnis haben scheinen wichtig zu sein. Auch wären weniger Vorbestimmungen für die Handlungsfähigkeit der Besucher besser.

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