Interview mit Lucille Solomon und Sabine Timmann

LUCILLE SOLOMON/ Medical & Scientific Illustration

Ich habe die Möglichkeit Lucille Solomon, Gründerin von „Medical & Scientific Illustration“, in ihrem Atelier direkt am Bahnhof Olten Hammer zu besuchen. Sie ist gelernte Polygrafin, hat jedoch auch eine große Leidenchaft für Illustration, weshalb sie „Scientific Visualization“ an der ZHdK studiert hat. 

Direkt nach dem Bachelorstudium machte sie sich selbstständig. Sie hat seitdem immer teilweise angestellt und eigenständig als Illustratorin und/oder Grafikerin gearbeitet. Für ein paar Jahre war sie als Kinderbuchillustratorin in einer amerikanischen Agentur tätig. Zur Zeit arbeitet sie 50% als angestellte Grafikerin, 20% bei einem plastischen Chirurgen als Designerin unter anderem für Implantate und führt in der restlichen Zeit Aufträge als selbstständige Illustratorin aus. 

Für eigene Projekte nimmt sie sich nebenher auch noch Zeit, wie ein Kinderbuch mit einem Axolotl als Hauptfigur, welches nächstes Jahr erscheinen wird. Mit dem Axolotl hat sie sich auch in ihrer Bachelorarbeit in Form einer Animation auseinandergesetzt. 

Die Entscheidung, sich auf medizinische Illustration zu spezalisieren, hat sich aus ihrem Interesse für medizinische Themen während dem Studium und ihrem ersten großen Auftrag in diesem Gebiet ergeben. Lucille arbeitet fast ausschließlich digital mit ihrem Wacom Tablet mit integriertem Display in Programmen wie Photoshop und Cinema 4D. Sie erreicht mit ihrer englischsprachigen, gut strukturierten Website auch international Kunden, schätzt die Kontakte aus der Studienzeit jedoch auch sehr und kann über diese auch einige Kooperationen und Aufträge wahrnehmen.

„Die Website isch Nummer Eis und au d Lüt wo me kännt, au die vom Studium. Ich glaub es isch sehr wichtig, dass me sich nöd nur ufs Internet verlaht. Die ächte Mänscheverbindige sind scho au mega wichtig. Die coolste gröschte Ufträg, sind scho dur Lüt cho, die me irgendwie kennt het.“ 

Wenn sie für Projekte Offerten schreibt, hat es sich bewährt, eine Preisspanne anzugeben, die je nach Anzahl der im Laufe des Projektes verlangten Änderungen, variiert. 

Auf die Frage, was Lucille als größte Herausforderung des Jobs empfindet, nennt sie mir zwei Punkte. 

„Das me nöd allzu perfektionistisch unterwägs isch. Das heißt, dass me lernt z entscheide, wenn öppis fertig isch und wenn öppis guet gnueg isch.“ 

Als zweite Herausforderung nennt sie mir die Schwierigkeit konstant Aufträge zu bekommen. 

„(…) Wenns mengmol ganz viel Zügs isch, ischs chli ä Herusforderig, das z entscheide. Me muess balanciere, was me mache wett und was me ablehne muess. Und nachher isch halt viellicht länger gar nüt.“

Studierenden kann sie nur ans Herz legen, die Zeit an der ZHdK zu genießen, aber auch Kontakte mit anderen Fachrichtungen zu knüpfen.

 

http://www.medizinische-illustration.ch

 

 

 

SABINE TIMMANN/ Infografik Hamburg

Ich bin in Niendorf, einem Stadtteil von Hamburg und betrete die Wohnung von Sabine Timmann, Gründerin von „Infografik Hamburg“. Bei Tee und Plätzchen erzählt sie mir von ihrer beruflichen Laufbahn.

Zu Zeiten ihres Grafikdesignstudiums existierte der Beruf des „Infografikers“ noch gar nicht. Sie erstellte zu Beginn ihrer Karriere Infografiken für „Höchst“ in Frankfurt und visualiserte Daten für Geschäftsberichte verschiedener Banken. Damals ging es um Statistiken, die mit Blöcken in 3D-Optik umgesetzt wurden. Nach einer Karriere als Art Direktorin in der Werbung machte sich Sabine 2000 selbstständig und seit 2008 spezialisiert sie sich auf Infografiken. Seitdem arbeitet sie Zuhause und genießt die Flexibilität und Lebensqualität, die das „home office“ mit sich bringt.

Ihre Aufträge sind digitaler Art. Doch das war nicht immer so. Sabine erzählt mir, dass sie damals noch gelernt hat mit Fotosatz und der Ziehfeder umzugehen und zu arbeiten. Sie hat jeden Wandel mitverfolgt und sich der Digitalisierung angepasst.

„Die Technik wandelt sich ständig, man muss immer flexibel und aufgeschlossen für Neues bleiben (…) wenn man stehen bleibt, hat man keine Arbeit mehr“.

Sie hat auch schon Pläne für die Zukunft; will sich mehr mit dem Thema „Animierter Film“ auseinandersetzen, arbeitet gerade an einer neuen Website und würde gerne mehr Gutes für die Gesellschaft tun. Während ich den „Heartwarming“ Tee trinke, erzählt sie mir:

„Ich kann Dinge visualisieren, die andere sich nicht vorstellen können. Das könnte ich nutzen, um mehr Vorgänge in der Welt zu erklären, die sonst nicht einsehbar sind.“

Vor einem Jahr hat die Infografikerin einen Auftrag von der „Desy“ bekommen, bei dem sie dunkle Materie visualisieren sollte. Auf die Frage hin, wie man so etwas schwer Vorstellbares wie dunkle Materie darstellen kann, erklärt sie mir:

„ Je länger man in diesem Beruf ist, umso schneller findet man für jedes Problem ein Bild. (…) Das geht automatisch“.

Wenn man sich bei der Lösung genau solcher Probleme in der Mitte trifft, ist es für die Infografikerin das Spannendste.

“(…) weil die Kunden ja total im Thema sind, versucht man selbst zuerst auf den Nullpunkt zu gehen. Was würde jemand denken, der die Fakten nicht kennt (…) es ist wichtig, die Perspektive zu wechseln.“

Im Anschluss zeigt sie mir noch ihr Arbeitszimmer und den Entwurf ihrer neuen Website.

http://www.infografik-hamburg.de

by Helena Klein

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